Zoolander No. 2

Eine Filmkritik von Falk Straub

Lustlos auf dem Laufsteg

Das berühmteste Männermodel der Welt ist zurück. Gemeinsam mit seinem Kollegen Hansel (Owen Wilson) muss Derek Zoolander (Ben Stiller) ein Mordkomplott vereiteln und will der Modebranche zeigen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
Ein Prolog wie bei Bond, der in eine gesellschaftskritische Pointe mündet: Zwei bewaffnete Motorradfahrer jagen eine vermummte Gestalt über Roms nächtliches Pflaster. Sie schlägt Haken, springt über Poller, geht die Wände rauf und runter. Ein ums andere Mal entwischt sie den Kugeln. Unter der Kapuze verbirgt sich Justin Bieber. In die Ecke gedrängt und tödlich durchlöchert fällt dem Popstar nichts Besseres ein, als ein letztes Foto zu posten. Biebers Abschiedsgruß an seine Follower bleibt eine hohle Geste. In der sinnentleerten Welt der sozialen Netzwerke triumphiert selbst im Sterben noch das Streben nach größtmöglicher Aufmerksamkeit. Das Dilemma unserer Zeit ist auch das Dilemma dieses Films. Zoolander No. 2 ist ebenso hohl wie die nach Beachtung gierenden Branchen, die er vorzuführen versucht. Doch der Reihe nach.

Derek Zoolander (Ben Stiller), einst das bekannteste Männermodel der Welt, ist in Vergessenheit geraten. Ein Angebot der Modezarin Alexanya Atoz (Kristen Wiig) bringt ihn gemeinsam mit seinem alten Weggefährten Hansel (Owen Wilson) zurück auf den Laufsteg. Doch die Modewelt hat nicht auf sie gewartet. Unter all den Hipstern wirken die alternden Schönlinge bestenfalls retro. Obwohl nicht die Hellsten im Oberstübchen, merken Derek und Hansel schnell, dass etwas faul ist an ihrem Engagement. Was hat ihr Comeback mit den getöteten Prominenten um Justin Bieber zu tun? Steckt Dereks Nemesis Mugatu (Will Ferrell) dahinter? Gemeinsam mit der Agentin Valentina Valencia (Penélope Cruz) kommen die Laufsteglegenden einer Verschwörung auf die Spur, in der auch Derek Junior (Cyrus Arnold) eine tragende Rolle spielt.

Die meisten kennen Ben Stiller nur als brillanten Parodisten. Dabei hat der New Yorker auch eine ernste Seite. Sein Regiedebüt gab Stiller bereits 1994 mit Reality Bites, in dem er neben Winona Ryder und Ethan Hawke eine Nebenrolle besetzte. Vier Jahre später überzeugte er als Schauspieler in Permanent Midnight als Heroinabhängiger. Im selben Jahr machte ihn jedoch ein anderer Film weltbekannt: Verrückt nach Mary. Und so baute Stiller sein komödiantisches und nicht sein dramatisches Talent aus. Mit Das erstaunliche Leben des Walter Mitty (2013), dem Remake einer Danny-Kaye-Komödie aus dem Jahr 1947, schien ihm vor und hinter der Kamera endlich der Spagat zwischen lautem Klamauk und leisem Tiefgang gelungen. Mit der Fortsetzung seines Überraschungshits Zoolander (2001) fällt Stiller nun jedoch in alte Muster zurück. Schlimmer noch: Im Gegensatz zu manchem Vorgänger passt in Stillers jüngster Parodie fast nichts zusammen.

Kamera, Ausstattung und Kostüme überzeugen. Auch einige Charaktere wie etwa die exaltierte Modezarin Alexanya oder das geschlechtlich nicht einzuordnende Model All (Benedict Cumberbatch) sind amüsante Einfälle, die jedoch nicht weitergesponnen werden. Scharfzüngige Dialoge, treffsichere Pointen und geglückte Situationskomik sucht das Publikum in Zoolander No. 2 vergebens, der sich stattdessen in Anspielungen auf Popkultur und Modebranche ergeht. Die Handlung rückt in diesem Zitatekino völlig in den Hintergrund, jagt von einer zur nächsten, nur notdürftig zusammenhängenden Szene, deren einziger Sinn darin besteht, einen leidlich gelungenen Witz zu transportieren. Doch nicht einmal diese kleinen Sketche erzählt Ben Stiller richtig zu Ende. Viele der Pointen verpuffen bereits während ihrer Entstehung.

Eine tiefgründige komödiantische Betrachtung über den Wandel von Schönheitsidealen und der Industrie dahinter ist das freilich nicht. Aber das will Stiller auch gar nicht leisten. Doch selbst für eine oberflächliche Parodie liefert er zu wenig. Warum es dafür vier Drehbuchautoren benötigte, bleibt ebenso schleierhaft wie das anvisierte Publikum. Die Zuschauer, die alt genug sind, all die Anspielungen aus den 1980ern und 1990ern zu entschlüsseln, dürften dem Humor des Films längst entwachsen sein. An den Zwölf- bis 25-Jährigen zielt ein Großteil der Gags vorbei. Das scheint auch Ben Stiller gemerkt zu haben, weshalb er im Verlauf von Zoolander No. 2 dazu übergeht, seinem (jungen) Publikum die Anspielungen zu erklären, wodurch er seine Komödie auch noch der letzten Pointe beraubt.

Zoolander No. 2

Das berühmteste Männermodel der Welt ist zurück. Gemeinsam mit seinem Kollegen Hansel (Owen Wilson) muss Derek Zoolander (Ben Stiller) ein Mordkomplott vereiteln und will der Modebranche zeigen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
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