Wie beim ersten Mal

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Sex heilt alle Wunden?

Beziehungswirren sind der klassische Stoff einer romantischen Komödie. Meist sehen wir junge, dynamische Männer und Frauen, die sich lieben und streiten, Missverständnisse beseitigen und schlussendlich auf dem kitschigen Höhepunkt des Films zueinander finden. Wie beim ersten Mal wagt in dieser Hinsicht etwas Neues und stellt statt Mittzwanzigern ein reifes Ehepaar in den Mittelpunkt.
Kay (Meryl Streep) und Arnold (Tommy Lee Jones) sind seit 31 Jahren verheiratet. Ihr Eheleben verläuft routiniert und gleichförmig, das gemeinsame Schlafzimmer ist längst aufgelöst. Während Arnold sich mit der Situation abgefunden zu haben scheint, wird Kay von Tag zu Tag unglücklicher. Es ist vor allem die körperliche Nähe zu ihrem Mann, die sie vermisst. Die intensive Paartherapie von Dr. Bernard Feld (Steve Carell) weckt in ihr Hoffnungen auf einen Neuanfang und so überredet sie den grummeligen Arnold, mit ihr nach Hope Springs zu fahren, um sich dem Arzt anzuvertrauen. Von diesem lernen Kay und Arnold nicht nur, Wünsche und Sehnsüchte miteinander zu teilen, sondern leider auch, dass am Ende einer Paartherapie nicht immer eine Rettung der Ehe stehen muss.

Mit Meryl Streep und Tommy Lee Jones hat Regisseur David Frankel die ideale Besetzung für diese kleine romantische Komödie gefunden. Die beiden Schauspieler überzeugen nicht nur durch das angemessene Alter, das im Rahmen dieses Films auch sichtbar sein darf, sondern vor allem durch ihre Fähigkeit, das komplexe Beziehungsgefüge glaubhaft auf die Leinwand zu bringen. Meryl Streep gelingt es mit Leichtigkeit, die tiefe Sehnsucht und Trauer ihrer Figur zu vermitteln und rührt damit trotz des unterhaltsamen Konzepts fast zu Tränen. Und auch Brummbär Tommy Lee Jones zeigt authentisch wirkende Gefühle: Arnolds anfängliche Ablehnung der Therapie sowie eine Angst, die sich gleichermaßen auf die Nähe als auch auf den Verlust seiner Frau bezieht. Steve Carells durchweg komödiantische Figur erzeugt eine Distanz, die den Film davor schützt, ins Rührselige abzugleiten. Seine Verkörperung des Therapeuten – inklusive des passenden Sprachduktus – erzeugt eine Menge Humor.

David Frankel ist es gelungen, die Beziehung seiner Hauptfiguren glaubwürdig zu inszenieren. Oft geschieht dies ganz subtil durch kleine Gesten, die der Zuschauer nur in den seltensten Fällen bewusst wahrnimmt. Und auch der Prozess der Wiederannäherung wird bei näherem Hinsehen deutlich: Während Kay und Arnold sich zu Beginn selbst in emotional intensiven Momenten nicht berühren, verringert sich die alltägliche körperliche Distanz der beiden Schritt für Schritt. Der Regisseur macht die Unsicherheit, die die Figuren im Umgang miteinander empfinden, für das Publikum erlebbar. Viel Humor wird somit durch das Bedürfnis generiert, die unangenehme Leinwandsituation „wegzulachen“.

Die Therapiesitzungen des Filmehepaars und somit der Dialog stellen einen beträchtlichen Teil der Handlung dar. Inhaltlich dreht es sich jedoch weniger um die Kommunikation der beiden. Das Konzept von Dr. Bernard Feld ist stark auf die sexuelle Beziehung seiner Patienten ausgerichtet. Die kleinen Durchbrüche von Kay und Arnold erhalten dadurch etwas „Magisches“: Die Wiederannäherung ergibt sich weniger aus der Selbstoffenbarung des Paares, sondern passiert wie von Zauberhand im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht. So kann Wie beim ersten Mal seinem Publikum kaum Anhaltspunkte darauf geben, wie die eigene Beziehung zu retten wäre. Die Erfolgsformel des Supertherapeuten, „Sex heilt alle Wunden“, ist fragwürdig und ordnet den Film trotz der authentischen Darstellung klar dem Komödien-Genre zu.

Wie beim ersten Mal ist eine erfrischend anders gestaltete romantische Komödie mit gelungenen Charakterzeichnungen und dem richtigen Gleichgewicht zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Dass sich der Film in letzter Konsequenz mit seinem Thema selbst nicht so ganz ernst nimmt, bleibt jedoch ein (zumindest kleiner) Wermutstropfen.

Wie beim ersten Mal

Beziehungswirren sind der klassische Stoff einer romantischen Komödie. Meist sehen wir junge, dynamische Männer und Frauen, die sich lieben und streiten, Missverständnisse beseitigen und schlussendlich auf dem kitschigen Höhepunkt des Films zueinander finden. „Wie beim ersten Mal“ wagt in dieser Hinsicht etwas Neues und stellt statt Mittzwanzigern ein reifes Ehepaar in den Mittelpunkt.
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Meinungen

Ichbins · 30.10.2012

Es ist einfach ein gigantischer Film. Nicht irgendwo her geholt. Einfach aus dem täglichen Leben gegriffen.
Super Schauspieler gewählt.
Ich bin zwar noch relativ Jung mit 33 Jahren, aber trotzdem ist der Film Klasse.

strolchi · 26.10.2012

Ich habe noch nie einen so lustigen, unterhaltsamen und herrlichen Film gesehen, bei dem eigentlich ganz normale Probleme und Schwierigkeiten bei einem Ehepaar, dass schon länger verheiratet ist, auftreten!! Vor allen Dingen finde ich, dass es auch mal an der Zeit gewesen ist, so einen Film zu drehen, bei dem es nicht immer nur um Jugend und Schönheitswahn geht!! Dieser Film ist so richtig aus dem Leben gegriffen!!!

Marie-Luise · 14.10.2012

Meine zwei Freundinnen und ich fanden den Film sehr unterhaltsam, wahrscheinlich auch sehr lebensnah und lustig. Auch waren wir erstaunt, dass der Männeranteil in dem Kino wesentlich höher war als in sonstigen Filmen. Alles in Allem ein guter Film mit guten Schauspielern. Interessant ab 40 J. aufwärts

Strange · 01.10.2012

So toll war das wirklich nicht. Vor allem deshalb - ich weiss wovon ich spreche
- weil wieder einmal der Mann die Wurzel allen Übels ist. Und wirklich lachen konnte ich darüber nicht. Zwar grandiose Schauspieler aber schade um den Aufwand... 3 Sterne

Paul.A Sommer · 27.09.2012

Völlig langweiliger, langatmiger Film, der trotz oscarprämierten Hauptdarstellern nicht überzeugen konnte. Seichte Ansätze von Komödie die den Bogen zum unterhaltsamen Film nicht schaffen. Mag auch die Problematik langjähriger Ehen vorhanden sein und sich einige wiedererkennen, ist es anstrengend, dem Film, der hauptsächlich von 3 Personen gestaltet wird, interessiert zu verfolgen. Ich sah den Film vorab im Rahmen einer LadiesNight und auch älteres Publikum war dort...die ältere Dame neben mir, schlief 5 Minuten nach Beginn ein und wachte mit Einschalten der Beleuchtung wieder auf. Das sagt wohl mehr als 1000 Worte. Und nur weil die wunderbare Merryl Streep und Tommy Lee Jones die Hauptrolle spielen, muß man den Film nicht schönreden oder überbewerten. Max. 2 Sterne!