When the Lights Went Out

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Poltergeist vor psychedelischen Tapeten

Manchmal sind solche Zeitreisen schon sehr erhellend. When the Lights Went Out spielt im Yorkshire der 1970er Jahre, die Energiekrise sorgt immer wieder für Stromausfälle, ein relativ junges Paar mit gerade noch präpubertärer Tochter zieht ins neue Haus ein. Der Umzug ist ein offenbar mit großen Erwartungen und Vorbereitungen besetztes Unterfangen – die Tochter Sally (Tasha Connor) ist nicht wirklich glücklich darüber, aus ihrem Freundeskreis herausgerissen worden zu sein, aber ihre Mutter wünschte sich dieses eigene Haus, und sie wird später lange noch verbissen daran festhalten, hier wohnen zu bleiben.
Was am meisten aus diesem Film herausstrahlt, ist die Hingabe, mit der die Zeit und ihre Moden herausgearbeitet wurden: von der Kleidung bis zu den sehr spezifischen Tapetenmustern ist die Essenz der Ästhetik hervorgekehrt – natürlich wollen die jungen Leute modern sein, entsprechend wird das ganze Haus so eingerichtet, und auch die heiß ersehnte Einbauküche soll möglichst den Farben der Zeit entsprechen. Ihr Mann macht sich ein wenig darüber lustig, folgt aber den Moden der Zeit nicht weniger als sie; und weil es sich so gehörte, wird immerzu Alkohol getrunken und natürlich auch in den Innenräumen geraucht. Das ist es dann, was, wenn man sich an Dekors und Bekleidung als Zuschauer wieder gewöhnt hat, den Film doch deutlich als historisch markiert.

Man möchte es sich ungestört in dieser Rekonstruktion einrichten, aber dann kommt eben doch der Poltergeist hervor, der die Familie gehörig aufscheuchen wird. When the Lights Went Out ist ein eigentlich sehr klassischer Haunted-House-Film in einem modernen und doch schon wieder historischen Kontext (und beruht, wie so viele Streifen des Genres, angeblich auf einem echten Poltergeist-Phänomen). Das Geisterhaus ist hier eben kein knarziges, altes Herrenhaus, sondern ein Nachkriegsbau, ein schmales Familienhäuschen ohne große Individualität und mit nicht allzu viel Geschichte; allein der Wald direkt hinterm Garten deutet darauf hin, dass dieser Ort, wie jeder, noch mehr Vergangenheit mitbringt.

Der Film bleibt auf der klassischen Schiene, indem er viele genretypische Entwicklungsschritte abhakt, das aber sehr überzeugend macht: Die Eltern rationalisieren die seltsamen Ereignisse im Haus so lange, bis ihnen wirklich keine Wahl mehr bleibt, während die Tochter sehr schnell versteht, dass Übernatürliches im Spiel ist. Allerdings kämpft When the Lights Went Out irgendwann damit, dass nicht wirklich klar wird, was die Familie noch in ihrem Haus hält – dass ein Auszug aus dem so herbeigesehnten eigenen Domizil für die Mutter nur schwer in Frage kommt, mag ja noch angehen, aber würde sie dies wirklich aufrecht erhalten, wenn ihre Tochter immer mehr in Gefahr zu sein scheint? Und warum suchen sie sich nicht wenigstens zeitweilig eine andere Unterkunft?

Auch sonst verliert ab etwa der Mitte des Films das Drehbuch die Handlungsfäden immer mehr aus dem Griff, und ein am Schluss mit recht vergnüglichen Mitteln herbeigeführter Exorzismus wirkt dann sogar als recht aufgepappter Trick, um das große Finale herbeiführen zu können (welches dann einen Twist bietet, der für Kenner des Genres leider keine wirkliche Überraschung ist). Das ist auch deshalb schade, weil Regisseur Pat Holden nicht nur in Tasha Connor auf eine überragende Hauptdarstellerin (in ihrem ersten Film) vertrauen kann, sondern zudem bis kurz vor Ende des Films nur sehr sparsame technische Mittel benötigt, um einen wirklich gelungenen Spuk- und Gruselstreifen zu inszenieren.

When the Lights Went Out

Manchmal sind solche Zeitreisen schon sehr erhellend. „When the Lights Went Out“ spielt im Yorkshire der 1970er Jahre, die Energiekrise sorgt immer wieder für Stromausfälle, ein relativ junges Paar mit gerade noch präpubertärer Tochter zieht ins neue Haus ein.
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