Von Menschen und Pferden (2013)

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Ross und Reiter

Island ist stolz auf seine Ponys. Nicht nur weil sie die Herzen von fleißigen Wendy-Leserinnen höher schlagen lassen, sondern auch weil diese Pferderasse trotz ihrer geringen Größe über außerordentliche Kräfte verfügt und problemlos erwachsene Reiter tragen kann. Und so ist Von Menschen und Pferden in gewisser Weise eine Hommage an diese Tiere.

Regisseur Benedikt Erlingsson strukturiert seinen Film episodisch. Es ist, als ob uns ein alter Isländer ein paar Anekdoten aus seinem Leben erzählt. Zwar sind die einzelnen Geschichten durch ihre Protagonisten verbunden — alle leben in derselben Gegend, die jedoch nur schwerlich als Dorf und schon gar nicht als Stadt bezeichnet werden kann — doch im Grunde handelt es sich um unabhängige Erzählungen von Menschen und ihren Pferden. Eine jede beginnt mit dem Close-Up eines Pferdeauges, in dem sich die Welt spiegelt. Doch es gibt keinen Gegenschuss. Benedikt Erlingsson versucht nicht, den Blick der Island-Ponys einzunehmen, vermutlich weil er sie hierdurch unnötig vermenschlichen würde. Stattdessen arbeitet er mit einer durchaus distanzierten Sicht auf Mensch und Tier, die beide stets deutlich voneinander unterscheidet, sie jedoch immer als gleichberechtigte Akteure begreift. Es geht nicht um die Dominanz des einen über den anderen, sondern um die Beziehung der beiden zueinander.

Da ist ein Mann, der sich durch sein Pony derart beschämt fühlt, dass er es erschießt. Ein anderer benutzt sein Pferd, um zu einem russischen Frachtschiff zu schwimmen und dort Alkohol zu erwerben. Alle Facetten des Lebens sind untrennbar mit den Tieren verbunden. Sowohl der Tod als auch die Liebe finden unter den Augen und durch die Mitwirkungen der vierbeinigen Gefährten statt. Of Horses and Men deckt viele Aspekte des menschlichen Lebens ab, erzählt sogar eine kleine emanzipatorische Geschichte über eine Frau, die sich erfolgreich in einer Männerdomäne durchsetzt. Bereits mit seiner ersten Episode kann Benedikt Erlingsson das Publikum für sich einnehmen. Es ist die Mischung aus skandinavisch trockenem, manchmal vielleicht etwas derbem Humor und dem ehrlichen Blick auf menschliche Gefühle, die den Zuschauer zum Lachen und dann auch wieder zum Weinen oder Bangen bringt. Of Horses and Men ist, vielleicht unfreiwillig, auch ein Werbefilm für Island geworden. Die Landschaften beeindrucken, die folkloristische Musikuntermalung vermittelt Lokalkolorit und Authentizität und die Islandponys sind derart elegant, dass man sofort den nächsten Reiturlaub buchen möchte.

Die Isländer selbst kommen bei dieser Darstellung vielleicht am schlechtesten weg. Der Konsum starken Alkohols ist in fast jeder Episode vertreten und die Menschen gehen durchaus misstrauisch, zuweilen gar feindlich miteinander um. Obwohl die einzelnen Häuser weit voneinander entfernt liegen, bespitzeln die Nachbarn einander wie im kleinsten Kuhkaff, nur eben nicht über den Gartenzaun, sondern mit Ferngläsern quer über die Wiesen. Dabei geht mit dem übermäßigen Interesse für die Belange des Nächsten nicht unbedingt auch gegenseitige Hilfsbereitschaft einher.

So kann Von Menschen und Pferden also nicht nur etwas über die Beziehung zwischen Mensch und Pferd, sondern auch über die Beziehung von Mensch zu Mensch erzählen. Es steckt vielleicht ein bisschen Zynismus in dieser Darstellung, aber auch sehr viel Hingabe. Die große Bedeutung der Ponys für die Protagonisten des Films kommt gänzlich ohne den Kitsch und Pathos anderer Pferdegeschichte aus und ist vielleicht gerade durch diese Authentizität so besonders mitreißend und sympathisch.
 

Von Menschen und Pferden (2013)

Island ist stolz auf seine Ponys. Nicht nur weil sie die Herzen von fleißigen Wendy-Leserinnen höher schlagen lassen, sondern auch weil diese Pferderasse trotz ihrer geringen Größe über außerordentliche Kräfte verfügt und problemlos erwachsene Reiter tragen kann. Und so ist „Von Menschen und Pferden“ in gewisser Weise eine Hommage an diese Tiere.

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Meinungen

Phil · 08.12.2018

Fantastisch! habe mich scheckig gelacht. Was für ein Film!

Micael Anders Danning · 18.09.2016

Unerträglich. Wir haben soeben abgebrochen, weil wir uns brutalen, unrealistischen Psychoterror, wie wir es empfunden haben, nicht ansehen möchten. Die Darstellung ist sehr übertrieben und teilweise, gerade beim Umgang mit den Pferden, grundsätzlich Fehlerhaft und scheinbar nucht gut recherchiert. Schade, die Vorschau machte immer einen spannenden Eindruck. Fazit ist, dass wir diesen Film nicht weiter empfehlen können.

Helmuth Feilke · 10.09.2016

Ein großartiger Film! Nicht nur, weil er gut gefilmt ist, vor allem auch weil vieles, was sonst für das Verständnis der Geschichte von den Protagonisten gesagt werden muss, bloß gezeigt wird. Die Moral und die Widersprüchlichkeit der Moral in den Figuren. Bei aller Liebe zu den Tieren, sie werden vor allem genutzt für das eigene Überleben. Die Macht der Liebe, die im Insel-Gottesdienst immer wieder besungen wird, zeigt sich schwach, wenn es ums Überleben geht. Und doch ist der Film eine Liebesgeschichte, und der ganze Plot lebt davon.

Sirgd · 26.06.2015

Aber bitte nicht ab 12 Jahre.

Fyero · 15.03.2015

Wer sich für die insel aus Feuer und Eis interessiert, sollte selbst dorthib reisen und am Besten zu Pferd die Insel erkunden, BEVOR er diesen Film anschaut!

Island ist eines der wundervollsten und beeindruckensten Ländern. Sowohl die Tierwelt, Landschaft als auch die Menschen! In diesem Film werden Pferde erschossen, weil aie ihrem Naturtrieben nachgehen. Menschen und Pferde werden durch menschliche (ja es ist meistens im Leben der Mensch) verletzt und getötet. Dieser Film stellt das isländische Leben so was von verkorkst, wenn nicht gar kriminell, hin! Ich habe nach 20 Minuten den Kinosaal verlassen. Mir gleich getan haben es ca 20 weitere Besucher, eben mit der Begründung, dass dieser Film sehr brutal und zum Teil lebewesenverachtend gezeigt wird.
Wer schon Mal auf Island war und die Menschen, auch die Tier-/Pferdezüchtet, kennen gelernt hat, weiß - Ausnahmen wird es leider immer geben !- dass in diesem Land einiges anderst (schöner, ruhiger, hamornischer....) abläuft, als der Film darstellt!!!
Wer den Film sieht und sich erhofft, ein harmonisches Zusammenleben bzw eine harmonische Zusammenarbeit von Mensch und Pferd (so habe ich, und auch Bekannte, aus der Filmausschreibung entnommen), wird nicht lange freudig bleiben! Es grenzt an einen Gemetzelfilm....
Schade eigentlich! Die Landschafts- und (lebende!) Pferdebilder sind schön eingefangen, das war leider schon alles.

Habe im Nachhinein auch erfahreb, dass kein einziger Kinobesucher an dieser Filmvorführung bis zum Ende im Saal geblieben ist.

Ich bin traurig, so eine Kritik über so ein faszinierendes Land (ja es mag nur ein Film sein, aber die Darstellungen finde ich nicht richtig!).

Claudia Wirtz · 22.02.2015

Skuril. Anders. Isländisch. Liebenswert.

Debbie Anderson · 22.02.2015

Sehr schlechter Film ! ! !
Schade ums Geld,wer allerdiings gerne brutale Szenen gegen Pferde sieht sollte unbedingt hingehen.Und wer gerne Alkohol abhängige oder lebensunfaehige Isländer sehen möchte sollte auch hingehen,wer aber mit Kino immer noch einen schoenen Abend verbindet sollte einen echten Film wählen und nicht so einen Schwachsinn.

Sonja · 19.02.2015

So sind sie die Insulaner. Derber Humor, sehr skuril und immer auf dem Grad wandernd der zwischen Humor und Ekel entscheidet.
Tolle Landschaft, tolle Pferde, gute in Island bekannte Schauspieler +Reiter.

Aber, es ist KEIN normaler Pferdefilm und schon garkein Kinderfilm.

Die FSK von 12 ist aber zu niedrig angesetzt!
Man darf nicht vergessen, dass vor allem Isi-begeisterte Mädels zw. 12 +/- 3 Jahre diesen Film (unter 12 in Erwachsenenbegleitung) sehen möchten, die bisher nur Wendy oder Bibi und Tina geguckt habe, für diese Pferdemädels wird dieser Film zum Albtraum.

Wer gleich mit einer guten Prise "schwarzen Humor" reingeht um tolle Aufnahmen zu sehen und die absurde abgedrehte Handlung als "NICHT ERNST ZU NEHMEN einordnet wird an vielen Stellen süffisant lächeln und ab und zu auch losprusten.

Mit 1x Ansehen ist es aber auch genug ;-)

dagmar Mallorca · 28.10.2014

Der film ist einfach gigantisch und zeigt island, seine Menschen und Tiere genau so, wie sie sind. Island pur.

Rolf Müller · 24.10.2014

Der Film ist ein Hammer. Ausser der jungen Isländerin ist kaum eine Figur auszumachen welche sich als Sympathieträger anbieten würde. Ja, weder die Zuschauer noch die Protagonisten werden mit Samthandschuhen angefasst. Der derbe Humor der Isländer ist tatsächlich nicht jedermanns Sache. Wer jedoch schon einmal dort war und eine vage Idee der Isländischen Existenzsituation hat, ist wohl in der Lage, die Handlungen einzuordnen. Visuell und akustisch ist der Film eine tolle Leistung. Super Kameraleute waren da am Werk. Er ist hervorragend geschnitten. Die kommenden Episoden werden durch eine Reflexion im Pferdeauge angekündigt und in einer klaren, direkten Sprache erzählt. Sinnigerweise werden die wahren Stars des Filmes (die Pferde) auch als Schauspieler im Nachspann erwähnt. Ich werde mir die DVD garantiert kaufen. Dies nur schon deshalb, weil in diesem Filmwerk absolut phantastische Pferde zu sehen sind. Wer wissen will warum Islandpferde immer beliebter werde, schaue sich die erste Reitszene des Filme genau an. Ein grösseres Vergnügen, als mit einem solchen Pferd zu reiten, kann man sich auf Erden wohl kaum vorstellen.

Regula Aeppli · 09.09.2014

Der Film war leider nicht gut. Er enthielt ekelerregende Szenen, mir wurde fast schlecht. Am Schlimmsten war eine Szene, bei der ein Tourist ein Pferd tötet und es ausschlachtet und sich dann in seinem Bauch verkriecht, um sich vor dem Erfriertod zu retten. Wer dies lustig, originell, künstlerisch hochstehend findet, teilt nicht meinen Geschmack. Zwei Frauen vor uns haben den Film verlassen - ich war auch kurz davor. Hinter mir hat eine Frau dauernd hysterisch gelacht, obwohl es gar nichts zu lachen gab. Ok - ein paar wenige Szenen waren ein bisschen amüsant, nur um wieder von einer brutalen eingeholt zu werden! Wilde Natur, brutale Isländer, vom Alkohol abhängig, keine wirkliche Story.... Nein, ich empfehle ihn nicht.

Fridurhjalmursdottir · 26.07.2014

Der Film mag absurd erscheinen, aber das witzige ist, das was da gezeigt wird ist wirklich so auf Island, heute noch! Ganz normal! Alle die ich zu diesem Film gesprochen habe und die auf Island mit Pferden zu tun hatten, haben das bestätigt. Wer also einen tatsächlich realistischen, nahen Eindruck von den Facetten des isländischen Pferdelebens kriegen will, sollte diesen Film sehen :-) auch wenn das schwer zu glauben ist, wenn man die deutsche Reiterei gewöhnt ist.