Vilja und die Räuber

Eine Filmkritik von Falk Straub

Lustig ist das Räuberleben

Der Vergleich mit Astrid Lindgrens Figuren drängt sich bei Marjut Komulainens Kinderfilm auf, schließlich ist auch die zehnjährige Protagonistin ein starkes Mädchen. In Vilja und die Räuber kommt die Titelheldin nun zum ersten Mal ins Kino und erlebt einen wilden Sommer.
Sommer, Sonne, Urlaubszeit. Gibt es etwas Schöneres? „Klar doch!“, würde Vilja Vainisto (Sirkku Ullgren) entgegnen. Denn der Blondschopf könnte in den großen Ferien vor Langeweile sterben. Jedes Jahr besucht Familie Vainisto die liebe Oma. Vilja fühlt sich dann wie das fünfte Rad am Wagen. Ihr Vater Jouni (Pekka Strang) denkt nur noch an seine antike Münzsammlung, und ihre ältere Schwester Vanamo (Kiia Kokko) nascht Vilja sämtliche Bonbons weg. Doch dieses Jahr kommt alles anders. Auf der Fahrt zur Großmutter wird Familie Vainisto von Straßenpiraten überfallen. Die lassen nicht nur die Münzsammlung mitgehen, sondern sacken aus Versehen auch noch Vilja ein. Karlo Räuberberg (Kari Väänänen) kommt das nicht ungelegen. Schließlich will der Kopf der Bande dieses Jahr die Piralympics gewinnen. Und Kidnapping bringt bei den berüchtigten Räuberspielen Extrapunkte.

Vilja und die Räuber ist die Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs der Finnin Siri Kolu. Wen die Geschichte an Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter erinnert, der liegt nicht ganz daneben. Zwar ist Vilja weder das stärkste Mädchen der Welt noch die Tochter eines Räuberhauptmanns, in puncto Mut steht sie ihren literarischen Schwestern jedoch in nichts nach. Auch die Beute- und Winkelzüge erinnern in ihrem anarchischen Charme an die Geschichten der schwedischen Autorin. Statt brav und beschaulich geht es bei Familie Räuberberg wild und ungesittet zu. Sie übernachten unter freiem Himmel, verspeisen ihre Würstchen mit bloßen Händen und stehlen jede Menge Süßigkeiten. Ist Viljas Abenteuerlust erst einmal geweckt, geht die Zehnjährige schnell bei Hele Räuberberg (Ilona Huhta) in die Lehre und bringt den selbsternannten Straßenpiraten schließlich die nötige Moral bei.

Der anarchischen Handlung zum Trotz wagt sich Vilja und die Räuber formal weit weniger aus dem Fenster. Regisseurin und Co-Drehbuchautorin Marjut Komulainen inszeniert die wilde Räuberpistole recht bieder. Vergleichbare Kinderfilme wie etwa die Rico, Oskar-Reihe oder die klassischen Astrid-Lindgren-Adaptionen sind nicht nur visuell experimentierfreudiger, sondern auch deutlich flotter erzählt und überzeugender gespielt. Während dort selbst noch überzeichnete Charaktere geerdet erscheinen, verkommen einige der Erwachsenen in Vilja und die Räuber zur reinen Karikatur. Das raubt dem Kinderfilm etwas an Durchschlagskraft. Zum großen Vorbild Astrid Lindgren ist also noch viel Luft. Vielleicht wird diese Lücke im nächsten Teil geschlossen. Zwei weitere Verfilmungen sind bereits angedacht.

Vilja und die Räuber

Der Vergleich mit Astrid Lindgrens Figuren drängt sich bei Marjut Komulainens Kinderfilm auf, schließlich ist auch die zehnjährige Protagonistin ein starkes Mädchen. In „Vilja und die Räuber“ kommt die Titelheldin nun zum ersten Mal ins Kino und erlebt einen wilden Sommer.
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