The Messenger

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Überbringer schlechter Botschaften

Eigentlich hat der hoch dekorierte US-Soldat Will Montgomery (Ben Foster) nach seiner Verwundung im Irak-Krieg, die ihn beinahe das Augenlicht kostete, nur noch wenige Monate bei der Truppe abzuleisten. Doch da an einen Fronteinsatz nicht mehr zu denken ist und die Truppe auch an der Heimatfront charakterfeste Helden braucht, wird der Staff Sergeant kurzerhand zu einem ganz anderen und mindestens ebenso schwierigen Einsatz an der Heimatfront abkommandiert: Er soll gemeinsam mit seinem neuen Vorgesetzten Tony Stone den Angehörigen von gefallenen US-Soldaten die Todesnachricht überbringen – aus dem Helden wird so also ein Überbringer schlechter Nachrichten. Oder wie Stone es an einer Stelle ausdrückt: Montgomery ist von nun an Angehöriger einer wahrhaftigen Todesschwadron.
Was die Aufgabe nicht gerade einfacher macht, ist die Tatsache, dass Stone ein echtes Arschloch ist, das sich hinter zynischen Sprüchen und den rigiden Army-Regeln für die ordnungsgemäße Überbringung von Todesnachrichten (für die sogar ein Handbuch existiert) verschanzt, während Montogomery durch die gescheiterte Beziehung zu seiner Exfreundin, die bald heiraten wird, schwer gebeutelt ist. Vielleicht ist das ja auch der Grund dafür, warum der Kriegsheld sich von Anfang an weicher und verletzlicher als sein Vorgesetzter zeigt und sich bald mehr für die Ehefrau (Samantha Morton) eines gefallenen Soldaten interessiert, als das im Protokoll vorgesehen ist. Und trotz aller Unterschiede kommen sich auch die beiden Todesengel immer näher…

The Messenger ist ein Film über die Folgen des Krieges, in dem kein einziger Schuss fällt und der trotzdem vieles über den Schmerz und das Trauma erzählt, das Gewalt und Tod hinterlassen. Ohne jegliche Glorifizierung zeigt der aus Israel stammende und in den USA lebende Regisseur Oren Moverman die stupide und zum Selbstschutz automatisierte Arbeit der beiden Soldaten, die im monotonen Singsang und streng nach Dienstvorschrift ihre Todesnachrichten herunterleiern und die Reaktionen der Menschen, die davon betroffen sind. Dass auch die beiden Todesengel nicht unbeeindruckt bleiben von ihrer Arbeit, ahnt man schnell. Und auch die Freundschaft zwischen den zwei Soldaten sowie die Liebe, die Will für die Witwe eines getöteten US-Soldaten entwickelt, können nicht wirklich überraschen. Was den Film dann doch beeindruckend macht, sind vor allem die Reaktionen derer, an die sich die beiden Botschafter aus dem Reich des Todes wenden: Die einen brechen zusammen und kotzen, andere wiederum werden aggressiv gegen die beiden Boten. Und wieder andere verstehen ohne Worte, was es bedeutet, wenn zwei Soldaten in schmucker Uniformen und mit ernstem Gesichtsausdruck plötzlich vor dem Haus stehen. Und manchmal steht auch eine junge Frau im Sonnenlicht, nickt ernst und dankt den beiden Soldaten einfach für ihren schweren Dienst – keine Reaktion, die man erwartet. Und vielleicht gerade deswegen die beeindruckendste Szene in diesem Film.

The Messenger

Eigentlich hat der hoch dekorierte US-Soldat Will Montgomery (Ben Foster) nach seiner Verwundung im Irak-Krieg, die ihn beinahe das Augenlicht kostete, nur noch wenige Monate bei der Truppe abzuleisten.
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Meinungen

CoKo · 17.06.2010

Nach gutem Start (ca. 20 Minuten) leider gnadenlos in Hollywood-Manier abgesoffen und weichgespült. Schade!

Ashino W. Sushanti · 06.06.2010

Zwischen 6000.000 und einer bzw. über eine Million irakischer Zivilisten mussten bis heute sterben, und noch immer werden sie Opfer von Gewalt, Rechtsstaatslosigkeit & katastrophalen Lebens- und Umweltbedingungen.

Demzufolge erscheint mir doch "dieses kritische Werk" eher heuchlerisch & zutiefst zweitrangig angesichts der rund 4700 toten US-Soldaten.

Wo bleibt der Film, der den Schmerz, die Ohnmacht und das Trauma der Millionen von Kriegsopfern, Waisen, Witwen, Witwern und Kriegsversehrten auf die Leinwand bringt. Und nicht nur amerikanische Verlogenheit mit pseudokritischen Trauerflorgebären.

Wer wirklich wissen möchte wie dramatisch sich der Alltag dort gestaltet und wie die Menschen mit dem Verlust von geliebten Anghörigen - wie auch immer - umgehen sollte lieber die Website 'Hometown Bagdad'
aufsuchen und sich der krassen Wahrheit bewusst werden.

Wolfgang Zeck · 05.06.2010

Ich freue mich auf diesen Film. Ein spannender und kritisches Werk
w.Zeck