The Last Witch Hunter

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Fauler Zauber

„Ein durch und durch originelles Fantasy-Abenteuer“ und „ein hochkomplexes mythologisches Universum voll schockierender Gewalt, unvorstellbarem Verrat und unvergesslichen Charakteren“ – die Schlagworte aus dem Presseheft zum Hexenkracher The Last Witch Hunter lassen auf einen mitreißenden Blockbuster schließen. Doch die Realität sieht, wie so oft, ganz anders aus. Was hier überschwänglich beworben wird, ist am Ende nicht mehr als ein prominent besetzter 08/15-Actionfilm samt flacher Story und austauschbaren Figuren. Knalliges Kino-Fast-Food, von dem man keinen Nachschlag braucht – selbst wenn die letzten Einstellungen einen solchen anpreisen.
Im 13. Jahrhundert zieht der hartgesottene Kaulder (zunächst bemerkenswert zottelig: Vin Diesel) gegen eine Hexenkönigin (Julie Engelbrecht) zu Felde, die Unheil über die Menschheit bringen will. Kurz bevor er sie unschädlich machen kann, belegt ihn die böse Zauberin mit einem Unsterblichkeitsfluch. Dazu verdammt, auf ewig unter den Lebenden zu wandeln, verdingt sich Kaulder als Jäger, der für die geheime Bruderschaft Axe and Cross bis in die Gegenwart hinein nach bösen Hexen und Magiern Ausschau hält. Unterstützt wird er bei seiner Mission von einem priesterlichen Ratgeber, dem 36. Dolan (Michael Caine), der seine Tätigkeit nun in die Hände des 37. Dolan (Elijah Wood) legen will. Als der alte Mann in seiner Wohnung ermordet wird, wittert Kaulder eine große Verschwörung und stößt schon bald auf Spuren schwarzer Magie. Gemeinsam mit dem Nachfolger seines Mentors und der guten Hexe Chloe (Rose Leslie) stellt er sich den finsteren Mächten entgegen, die sich in New York formieren.

Obwohl die Handlung einen Zeitraum von knapp 800 Jahren umfasst, fühlt sich The Last Witch Hunter nie wirklich episch an. Die Mythologie rund um den Protagonisten und den geheimnisvollen Orden, dem er zuarbeitet, wirkt halbgar. Und Kaulders Kampf für eine Welt ohne bösen Zauber erscheint etwas selbstzweckhaft, da Menschen, von den geistlichen Beratern abgesehen, im Film fast keine Rolle spielen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Drehbuch nach einem simpel-stupiden Muster funktioniert: Brav und artig klappern die Hauptfiguren eine Station nach der nächsten ab, wobei recht schnell erkennbar ist, dass die aktuellen Ereignisse mit Kaulders Vergangenheit zusammenhängen. Visionen und Erinnerungsbilder dringen mehrfach in den Erzählfluss ein, täuschen aber nicht über die banale Beschaffenheit der Geschichte hinweg. Folgerichtig fällt auch der Clou, auf den das krachende Hexen-Detektivspiel zuläuft, wenig überraschend aus.

Bei einem Actionfilm mit fantastischen Elementen ist inhaltliche Komplexität allerdings kein vorrangiges Qualitätsmerkmal. Überzeugen müssen in erster Linie Schauwerte und Kampfszenen, doch auch hier hinterlässt The Last Witch Hunter einen eher mittelprächtigen Eindruck. Die CGI-Effekte sind ordentlich, aber nicht überragend. Und den Actionsequenzen fehlt es häufig an Raffinesse und Abwechslung, um den Betrachter ernsthaft in den Bann zu ziehen. Dienst nach Vorschrift – mehr liefern Regisseur Breck Eisner (The Crazies – Fürchte deinen Nächsten) und sein Team leider nicht.

Aufgelockert wird das sinnfreie Treiben durch einige trockene one-liner und kleine Anspielungen wie den auffälligen Sportwagen Kaulders, der natürlich auf Vin Diesels Rolle im populären The Fast and the Furious-Franchise verweist. Wie nicht anders zu erwarten, füllt der Hauptdarsteller den Part des zupackenden, sprücheklopfenden Hexenjägers solide aus, driftet in manchen Situationen allerdings – vor allem dann, wenn er Kombinierarbeit leisten oder seine tragische Verfassung kommentieren muss – in unfreiwillige Komik ab. Game of Thrones-Aktrice Rose Leslie ist als hilfsbereite Hexe belebend, bekommt vom Drehbuch aber nur selten eindrückliche Szenen geschenkt. Altstar Michael Caine spielt eine ähnliche Figur wie die des Butlers Alfred in Christopher Nolans Batman-Trilogie und verleiht dem Film trotz begrenzter Leinwandzeit ein wenig Grandezza. Hoffnungslos unterfordert ist Elijah Wood, der lediglich als Stichwortgeber in Erscheinung tritt. Gerade in seinem Fall drängt sich die Frage auf, was genau an diesem anspruchslosen Fantasy-Gebräu reizvoll gewesen sein soll.

The Last Witch Hunter

„Ein durch und durch originelles Fantasy-Abenteuer“ und „ein hochkomplexes mythologisches Universum voll schockierender Gewalt, unvorstellbarem Verrat und unvergesslichen Charakteren“ – die Schlagworte aus dem Presseheft zum Hexenkracher „The Last Witch Hunter“ lassen auf einen mitreißenden Blockbuster schließen. Doch die Realität sieht, wie so oft, ganz anders aus.
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