Tanta Agua - Nichts als Regen

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Bittersüße Tristesse im Ferien-Bungalow

Es sind häufig die leisen Filme, welche die schönsten Geschichten erzählen. Auch wenn Hollywood-Ratgeber rasante Dialoge empfehlen mögen, so muss nicht immer viel geredet werden, will man eine Geschichte überzeugend erzählen. Bilder sprechen ebenso wie Situationen, in denen nur wenig gesprochen wird; mehr noch: Der Zuschauer ist angehalten, sorgfältig zu beobachten. Ein Film, der genau diese Beobachtungsleistung von seinem Publikum einfordert, ist Tanta Agua von Ana Guevara Pose und Leticia Jorge Romero aus Uruguay, der 2013 auch in der Sektion „Panorama“ der Internationalen Festspiele von Berlin gezeigt wurde.
Anhand liebevoller Details beschreibt Tanta Agua die Beziehung eines Vaters (Néstor Guzzini) zu seinen beiden Kindern, Federico (Joaquín Castiglioni) und Lucía (Malú Chouza), die er – von der Mutter geschieden – offensichtlich nur selten sieht. Nun sind Ferien, und das Dreiergespann verbringt ein paar Tage davon zusammen. Der Vater hat ein Ferienhaus in einer Bungalowanlage mit Pool gemietet, er führt sie zum Essen aus und organisiert Ausflüge. Dumm nur, dass es permanent regnet.

Schnell ist klar: Der gemeinsame Urlaub wird ein großer Flop. Besonders die vierzehnjährige Lucía ist genervt von ihrem Vater und dem Bruder, der sich auf noch kindliche Weise mit der Situation arrangiert. Sie ist genervt vom Regen, vom Ferienhaus ohne Fernseher und überhaupt dem Gefangensein im Feriendomizil. Dann jedoch verliebt sie sich in Santiago (Pedro Duarte), und der Urlaub erscheint eine schöne Wende zu bekommen. Allerdings muss Lucía bald feststellen, dass Santiago ihr nur den Hof macht, um an eines der Nachbarmädchen, Madelón (Sofía Azambuya), heranzukommen. Und wieder wird das Mädchen bitter enttäuscht.

Die Coming-of-Age-Geschichte ist von einer großen Beobachtungsgabe gekennzeichnet. Wenn Lucía auf dem Klo sitzt und Vater Alberto ganz selbstverständlich die Badezimmertür öffnet, woraufhin das Mädchen lautstark protestiert, wird die Beziehung zwischen den Familienmitgliedern bildlich und genau dargestellt. Alberto wirft die Brotzeit in den Mülleimer, die die Mutter den Kindern mitgegeben hat, und spielt mit seinen Kindern ein Wortspiel, in dem er sichtlich keine Übung hat und gegen die beiden verlieren wird.

Dies sind Situationen, die einerseits humorvoll sind, aber andererseits auch das doch jeweils traurige Schicksal der Figuren beschreiben: In diesen kleinen ganz alltäglichen Momenten wird deutlich, wie wenig sich die Familienmitglieder kennen, wie sehr sie aneinander geraten und wie einsam sich jeder einzelne fühlt. Und es sind ebensolche Filmmomente, die berühren — eben weil sie nicht konventionell und nur wenig vorhersehbar sind. Tanta Agua ist melancholisch, aber auch versöhnlich und eine lohnenswerte Kino-Wahl — gerade für verregnete Herbsttage.

Tanta Agua - Nichts als Regen

Es sind häufig die leisen Filme, welche die schönsten Geschichten erzählen. Auch wenn Hollywood-Ratgeber rasante Dialoge empfehlen mögen, so muss nicht immer viel geredet werden, will man eine Geschichte überzeugend erzählen. Bilder sprechen ebenso wie Situationen, in denen nur wenig gesprochen wird; mehr noch: Der Zuschauer ist angehalten, sorgfältig zu beobachten.
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Meinungen

@Johannes Asmus · 07.12.2013

Nur wissen wir leider nicht von welchem der rund 1.400 Kinoprogramm auf kino-zeit.de Sie auf diese Rezension zugreifen. Um im Ernst, besteht irgendein Zweifel, dass die Originalsprache dieses Films Spanisch ist und die Untertitel mit 100% Sicherheit Deutsch?

Johannes Asmus · 06.12.2013

Zur Info über:

"Tanta Agua - Nichts als Regen" - der Film wird im OmU angekündigt. Als Prod.-Länder schreiben Sie: Deutschland, Uruguay, Niederlande, Mexiko. Wäre es nicht nützlich, dem Interessenten zu sagen, welche Sprache er erwarten kann (Niederländisch?). Der Trailer ist auf Deutsch.