Tanna - Eine verbotene Liebe

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Romeo und Julia im Regenwald

Es gibt sie noch, die indigenen Völker auf entlegenen Südseeinseln, die nur spärlich bekleidet durch den Urwald laufen und den Segnungen der Zivilisation trotzen. Zu ihnen gehört der Stamm der Yakel auf der Insel Tanna im Vanuatu-Archipel. Die beiden Filmemacher Martin Butler und Bentley Dean, die bereits 2013 die dokumentarische Serie First Footprints über die Geschichte der australischen Aborigines gedreht hatten, suchten sich sie für ihren ersten Spielfilm aus.
Die Gastgeber, die Penisschürzen trugen, empfingen Butler und Dean herzlich und ließen sich von ihnen den ersten Spielfilm ihres Lebens am Computer vorführen: 10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen von Rolf de Heer aus dem Jahr 2006. Anhand dieses in der Sprache der Aborigines gedrehten australischen Films erklärten Butler und Dean den Yakel ihr ähnlich gelagertes Projekt. Sie wollten mit ihnen zusammen einen Spielfilm entwickeln, der auf ihrer eigenen Geschichte und Kultur basiert und in dem sie die Rollen selbst spielen. Die Yakel waren sofort einverstanden. So kommt es, dass der Häuptling Charlie des Films vom echten Häuptling Charlie Kahla der Yakel gespielt wird und dass in der Rolle seines Kollegen vom Nachbarstamm der Imedin deren Häuptling Mikum Tainakou zu sehen ist.

Der Spielfilm ist durchdrungen von einer romantischen Unschuld, die an das Klischee vom edlen Wilden erinnert. Zugleich demonstriert er aber auch, dass die Yakel geistig-moralisch den Vergleich mit anderen Zivilisationen nicht zu scheuen brauchen. Sie wirken geradezu modern in ihrem Selbstbewusstsein, was die Kleidung und die Lebensweise betrifft, haben damit, wie ihr Häuptling sagt, den Kolonialmächten, den Christen und dem Geld widerstanden. Und dennoch muss der Stamm mit der Zeit gehen, um zu überleben, er muss seine Traditionen den Wünschen der jungen Generation anpassen. Diese zentrale Aussage liegt der von Fällen aus der Realität inspirierten romantischen Handlung des Films zugrunde.

Die junge Yakel-Frau Wawa (Marie Wawa) und Dain (Mungau Dain), der Enkel des Yakel-Häuptlings, haben sich ineinander verliebt. Aber der Stamm akzeptiert zu diesem Zeitpunkt – die Geschichte spielt in den 1980er Jahren – Liebesehen nicht. Wie eh und je werden Ehen von den Häuptlingen arrangiert, um die Beziehungen zwischen den Stämmen zu fördern. Die kriegerischen Imedin verüben einen Mordanschlag auf den Schamanen der Yakel (Albi Nangia). Die jungen Männer des Stammes fordern Rache, aber der Häuptling beruft eine Versammlung aller Stämme ein und setzt auf Frieden. Wawa wird den Imedin versprochen. Aber sie verbringt die Nacht mit Dain im Wald. Der Häuptling verstößt den renitenten Enkel. Die Dorfgemeinschaft übt erfolglos Druck auf Wawa aus, zu den Imedin zu gehen, um einen Krieg zu verhindern.

Stolz führen die Yakel im Film ihre Rituale und ihren Alltag in der Natur vor. Bei der Initiation der jungen Wawa (Marie Wawa) laufen die barbusigen Frauen aller Altersgruppen zum Bach mit dem Wasserfall, singen und tanzen. Der Schamane bringt seine aufmüpfige Enkelin Selin (Marceline Rofit) zur Geistmutter Yahul. Diese ist niemand anderer als Tannas seit Jahrhunderten aktiver Vulkan Yasuv. Wenn die Menschen an seinem Kraterrand stehen und das Feuerwerk der glühenden Lava betrachten, spricht die Geistmutter zu ihnen. Von ihr empfangen die Menschen die Lieder, die ihnen den Weg zur Lösung von Konflikten weisen.

Wenn Dain auf seinem kleinen, einer Panflöte ähnelnden Instrument im Urwald eine Melodie anstimmt, ähnelt er einem verführerischen Faun. Der Dunst im Regenwald, das Licht, das sich am Morgen zwischen den Blättern Bahn bricht, sind wie die abwechslungsreiche Landschaft der Insel ein Fest für die Kamera. So verbindet sich die faszinierende Sinnlichkeit in diesem Film gewinnbringend mit ethnologischen Inhalten und der Botschaft, dass sich Liebende in allen Kulturen gleichen.

Tanna - Eine verbotene Liebe

Es gibt sie noch, die indigenen Völker auf entlegenen Südseeinseln, die nur spärlich bekleidet durch den Urwald laufen und den Segnungen der Zivilisation trotzen. Zu ihnen gehört der Stamm der Yakel auf der Insel Tanna im Vanuatu-Archipel.
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