StreetDance: New York

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine schnulzig-schrille Fiktion über tänzerische Subkulturen

Eine pulsierende Metropole voller Möglichkeiten und Daseinsschweiß, ebensolche dynamische wie emotionalisierende Musik, pneumatische bis räudig-lässige Choreographien – und mittendrin zwei zag- bis zauberhafte junge Protagonisten mit jeweils einem außergewöhnlichen Talent: Dies sind die Hauptachsen des modernen Tanz-Märchens StreetDance: New York, das allerdings an seinen Nebenschauplätzen mitunter mehr zu bieten hat als in seinem Zentrum.
Als schöne, smarte und sehnige Ballett-Prinzessin mit knallharten Ambitionen kommt die wohlbehütete Blondine Ruby (Keenan Kampa) aus der Provinz nach New York City, um hier an einer exklusiven, strengen Akademie ihr Tanztalent in eine professionelle Karriere münden zu lassen. Im Gegensatz zu ihrer neuen Mitbewohnerin und -streiterin Jazzy (Sonoya Mizuno), die sich auch kräftig in der Stadt zu amüsieren gedenkt, will Ruby sich mit sittsam-schaler Strebsamkeit am liebsten völlig auf ihre Karriere konzentrieren. Doch selbstverständlich treibt ihr der ungezähmte Geist der verwegenen Metropole rasch diese artigen Flausen aus dem Kopf und beschert ihr eine Bekanntschaft, die ihr Herz näher angeht …

„Die Musik ist immer da, sie brennt in mir. Ich weiß nicht, wo sie herkommt, ich weiß nur, dass sie mich auffrisst, wenn sie in mir gefangen bleibt.“ Wenn sich diese Worte des Geigers Johnnie (Nicholas Galitzine) – mit markanten Pausen intoniert – aus dem Off über die Impressionen seines versunkenen Spiels in den Gemäuern seines kargen Zimmers verbreiten, ist die intendierte Intensität, mit der diese Figur gezeichnet wird, sicht- und spürbar. Als Brite mit fehlenden offiziellen Papieren ein nicht registrierter Gast im Lande, schlägt sich der sensible Schöngeist und Einzelgänger mit Straßenmusik in U-Bahn-Schächten durch. Als er eine enorm empathische und bewegliche HipHop-Crew aus der Nachbarschaft kennen lernt und durch diese sozusagen zwangsläufig in deren Szene sozialisiert wird, ist es erst einmal aus mit der Beschaulichkeit. Doch ebendiese Tanztruppe wird noch zu seiner Rettung, als er motiviert durch Ruby – von Anfang an ein unvermeidliches Zusammentreffen – an einem elitären Wettbewerb teilnimmt, der ihm im Erfolgsfall wiederum eine erstklassige Begabtenförderung inklusive Stipendium beschert.

Es ist eine klassische Annäherung und Erweiterung der Grundcharaktere, die sich im Zuge der Liebesgeschichte zwischen Ruby und Johnnie ereignet und glücklicherweise in allerhand turbulente Umgebungslebendigkeit eingebettet ist. Ein kreatives, kurioses Gefecht zweier Tanzteams auf dem U-Bahnsteig sorgt genauso für explosive Event-Stimmung wie die strikten Ballettstunden für einen nur scheinbar konträren Kontrast, denn bald werden sich diese unterschiedlichen Kunstformen zu einer krassen Kombination vereinen, die deutlich mehr Esprit transportiert als das konventionelle Pärchengeturtel.

In der oftmals reduktionistischen, pointierten Kürze der temporär markanten Darstellerauftritte, die nicht selten auftrumpfend aufblitzen, um dann zügig zu verblassen, zeigt sich eine nahezu auf raschen Rausch zielende, stets erneut um Aufbrausen bemühte Stakkato-Vorführung, die angesichts des Clip-Zeitalters sicherlich einen Trend markiert, gerade bei solchen Filmen mit integrierten Performance-Effekten. Dazu harmoniert die Musik dann auch bestens, atmosphärisch wie formal, denn es ist hier sichtbar die Form, die dominiert und mit jedenfalls sorgfältig ausgewählten Inhalten und Beziehungen versehen wird. Dass die Schauspieler weitaus souveräner tanzen als tiefsinnig zu agieren, lässt sich milde verkraften und wird ein Tanzliebhaberpublikum kaum irritieren.

Für das jugendliche bis jungerwachsene Volk mit Affinität zu cooler Kunst in hybrider Verbindung mit klassischen Ausdrucksformen liefert StreetDance: New York ein rauschendes, durchaus auch knackig-komisches Sinnesfest mit sanft-schnöden Sequenzen auf der bisweilen schwächelnden Liebespaaranbahnungsebene. Für die älteren Herr- und Damenschaften bietet dieser Tanzfilm immerhin überwiegend recht reizend romantisierte Unterhaltung erfrischender Art. Und zudem einen kleinen Einblick in die gegenwärtigen Stilisierungstendenzen der urbanen, tänzerisch orientierten Subkulturen, die Regisseur und Drehbuchautor Michael Damian – wiederum gemeinsam mit seiner Frau Janeen – wie schon bei Moondance Alexander (2007) und Love by Design (2014) ganz trefflich als schnulzig-schrille Fiktion inszeniert hat.

StreetDance: New York

Eine pulsierende Metropole voller Möglichkeiten und Daseinsschweiß, ebensolche dynamische wie emotionalisierende Musik, pneumatische bis räudig-lässige Choreographien – und mittendrin zwei zag- bis zauberhafte junge Protagonisten mit jeweils einem außergewöhnlichen Talent: Dies sind die Hauptachsen des modernen Tanz-Märchens StreetDance: New York, das allerdings an seinen Nebenschauplätzen mitunter mehr zu bieten hat als in seinem Zentrum.
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