Silver Linings (2012)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Unverfälschte Charaktere zum Mitfiebern

Pat Solatano (Bradley Cooper) meint, acht Monate in der Psychiatrie seien genug. Um keinen Tag länger als die vom Gericht verfügte Zeit in der Anstalt zu verbringen, lässt er sich, gegen den Rat seiner Ärzte, von der Mutter (Jacki Weaver) abholen. Zuhause in Philadelphia fragt sich nicht nur der überraschte Vater (Robert De Niro), ob Pat, der ohne seine Arbeit als Lehrer, sein Haus und seine Frau dasteht, wirklich schon gesund ist. Denn Pat weckt seine Eltern mitten in der Nacht, weil er sein Hochzeitsvideo nicht finden kann, und redet von nichts anderem, als dass er zu seiner Nikki zurückkehren will. Umsonst erinnert ihn der Vater an das bestehende Kontaktverbot.

Jeglicher Hollywoodglanz ist sehr weit weg von den Schauplätzen dieser bittersüßen Liebeskomödie von Regisseur David O. Russell (The Fighter, I Heart Huckabees). Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Matthew Quick bekam bei ihrer Weltpremiere auf dem Filmfestival von Toronto 2012 den Publikumspreis. Nicht nur Pat, auch sein ganzes Umfeld ist vom Glück nicht gerade verwöhnt. Sein Vater hat den Job verloren und versucht sich nun als Buchmacher. Das gutbürgerliche Elternhaus mit seinen altmodischen Tapeten und den billigen Sesseln wirkt in seiner Anspruchslosigkeit so sehr dem wirklichen Leben entsprungen, wie man das im amerikanischen Kino selten sieht. Vielleicht fiebert man deswegen so bereitwillig mit, wenn die Eltern sich um Pat sorgen, vor allem aber, wenn dieser getriebene Mann wackelige Gehversuche auf neuem Terrain macht.

Trotz diagnostizierter bipolarer Störung will Pat seine Medikamente nicht nehmen und erklärt dem Therapeuten (Anupam Kher), er sei in Wirklichkeit gar kein explosiver Typ. Das wirkt umso komischer, als zu dem Zeitpunkt schon einige Vorfälle das Gegenteil bezeugten. Pat braucht zum Beispiel nur sein Hochzeitslied zu hören, um die Fassung zu verlieren. Immer noch erinnert es ihn mit unverminderter Kraft an den Tag, als er seine Frau mit einem anderen Mann erwischte. Seine gewalttätige Reaktion brachte Pat vor Gericht. Seither klammert er sich an die fixe Idee, dass ihm positives Denken und Fitness die Rückkehr zu Nikki ebnen. So ist er auch wenig begeistert, als sich ihm die merkwürdige Tiffany (Jennifer Lawrence) aus der Nachbarschaft beim Joggen anschließt. Die junge Witwe hat ihre Depression mit wahllosem Sex bekämpft. Nun schlägt sie Pat ein Tauschgeschäft vor: Er soll ihr Partner bei einem Tanzwettbewerb werden und mit ihr proben, dafür übergibt sie seiner Frau den Brief, den er ihr unbedingt schreiben will.

Tiffany und Pat sind ein perfektes Team für konflikthafte, sehr komische Wortwechsel. Bradley Coopers durchdringender Blick offenbart nicht nur chaotische Energie, sondern auch Verletzlichkeit. Jennifer Lawrence, der Jungstar aus Winter´s Bone und Die Tribute von Panem – The Hunger Games, spielt die schlagfertige Tiffany ohne erkennbare Wirkungsabsicht, nur mit natürlichem Ernst. Die Spannung dieser holprigen, beinahe unmerklich heilsamen Beziehung wird von einer lustig-prekären Nebenhandlung flankiert, in der es um den Aberglauben von Pats Vater geht und seine Vorliebe für riskante Wetten.

Alles, was diese Charaktere anstellen, macht sie liebenswert. Sie könnten bei jedem Schritt abstürzen, anstatt ihren Weg zu finden. Pat und Tiffany bleiben bei ihren hoffnungsvollen Versuchen ungeschützt, keine gezielt eingesetzten Effekte weisen die Richtung. Mit seiner unprätentiösen Realitätsnähe, seinem Vertrauen, dass kleine Leute und Alltagssituationen interessant genug sein können, wenn man ihnen nichts überstülpt, sichert sich der Film scheinbar mühelos Sympathien.
 

Silver Linings (2012)

Pat Solatano (Bradley Cooper) meint, acht Monate in der Psychiatrie seien genug. Um keinen Tag länger als die vom Gericht verfügte Zeit in der Anstalt zu verbringen, lässt er sich, gegen den Rat seiner Ärzte, von der Mutter (Jacki Weaver) abholen. Zuhause in Philadelphia fragt sich nicht nur der überraschte Vater (Robert De Niro), ob Pat, der ohne seine Arbeit als Lehrer, sein Haus und seine Frau dasteht, wirklich schon gesund ist.

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Meinungen

saphi · 16.01.2013

Die Darsteller sind einfach nur genial und die Handlung einfach nur total toll. Besonders hat mir Jennifer Lawrences Leistung gefallen, vorallem weil sie noch so jung ist. Der Film ist für alle empfehlenswert, denn er enthält Witz, Tiefgründigkeit und Romantik, aber dennoch wirkt es keinerzeit zu kitschig.

dan · 16.01.2013

sehr guter film!!

Henno · 10.01.2013

Schöner Film, dem leider am Ende die Puste ausgeht.

SaBe · 08.01.2013

Die Tragik der psychologischen Störungen der Hauptdartsteller ist leider in einen amerikanischen Kitsch abgedriftet. Sicher: Das bringt Zuschauer.

Ulrich47 · 05.01.2013

Schöner Film, der sich nach anfänglichen Schwächen zu einem starken Kino entwichelte!

Marina · 04.01.2013

Ganz großes Kino!