Shakespeare für Anfänger

Der einst sehr erfolgreiche Shakespeare-Schauspieler Sir Michael Gifford ist an Parkinson erkrankt und benötigt eine Pflegekraft. Der jungen Ungarin Dorottya, die von einer Karriere im Schauspielbereich träumt, gelingt es, Zugang zu dem schwierigen Herrn zu finden.
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Meinungen

Martin Zopick · 24.05.2020

Ein äußerst warmherziger und generationsübergreifender Film aus der Old School (2016). Der Plot lebt gleichermaßen vom Kontrast wie von den Gemeinsamkeiten der beiden Hauptfiguren. Ein alter, wenig mobiler (Rollstuhl), aber reicher Schauspieler Sir Michael Gifford (Brian Cox) wird von einer jungen (könnte seine Enkelin sein) ungarischen Schauspiel-Elevin (Coco König) gepflegt. Sie macht für ihn alles vom Toilettendienst und Windeln wechseln bis zum Rekapitulieren eines Schauspiels z.B. von Shakespeare. Sir Michael schlägt verbal locker um sich, reißt auch die eine oder andere schlüpfrige Bemerkung in netter Form. So sagt er z.B. zu seiner ehemaligen Geliebten, Milly (Anna Chancellor) ‘Ich hab mich immer gefragt, welche Form deine Brüste hätten: Äpfel oder Birnen?‘ Und die Antwort :‘Golden Delicious‘.
Wegen seiner Inkontinenz findet eine Generalprobe von König Lear im Seniorenheim statt. Bei der Preisverleihung für sein Lebenswerk taucht er als Überraschungsgast auf, obwohl es seine leibliche Tochter Sophia (Emilia Fox) mit allen Mittels zu verhindern suchte. Roger Moore gratuliert ihm via Bildschirm. Sir Michael hält eine brillante Rede, in der er mit dem Schönheitswahn abrechnet. Die Szene aus dem Lubitsch-Film Sein oder Nicht Sein spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die großartigen Darsteller agieren vor einer eindrucksvollen Kulisse und berühren durch intensiven, menschlichen Tiefgang. Das eigensinnige Durchsetzungsvermögen der Figuren zeigt sich in der Auseinandersetzung zwischen Jung und Alt in seiner positivsten Form, ergreift die Emotionen der Zuschauer und belohnt sie fürstlich.
Einziges Negativum ist der deutsche Titel aus der übervollen Kiste mit ‘Für Anfänger‘.
Sonst aber Top!