Rocksteady – The Roots of Reaggae

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Vom Ska über Rocksteady zum Reggae

Reggae kennt wohl jeder, aber Rocksteady ist den meisten noch unbekannt. Was es damit auf sich hat und wie wichtig diese Musik als Wegbereiter des Reggae war, erklärt der Schweizer Regisseur Stascha Bader in seinem ersten Kino-Dokumentarfilm Rocksteady – The Roots of Reggae.
Im Mittelpunkt des Films steht das Wiedersehen der Rocksteady-Musiker aus den 1960er Jahren. Zum ersten Mal nach 40 Jahren treffen sich die jamaikanischen Musiker aus Kingston wieder, um ihren großartigen Sound auferstehen zu lassen und ihre Geschichte zu erzählen. Bader porträtiert diese vom Leben und der Musik geprägten Menschen, lässt sie über ihre Leidenschaft plaudern und in Erinnerungen schwelgen.

Hört man ihre Geschichte, so versteht man auch ihre lebensbejahende Musik und die Texte die von Liebe, Freiheit und Not erzählen. Ihre Musik sollte aufbauen und inspirieren und vor allem denen helfen, deren Leben nicht unbedingt auf der Sonnenseite verlief. Begleitet von zahlreichen Hits und Evergreens – „By the Rivers of Babylon“, „The Tide is High“ und „You Don’t Love Me Anymore (No No No)“ – werden die Gründer dieses großen musikalischen Erbes, zu denen auch Bob Marley gehörte, vorgestellt. Bob Marley, der sich erst als Mitbegründer des Reggae einen Namen machte, spielt allerdings keine große Rolle. Wenn seine Ehefrau Rita Anderson an frühere Wirkungsstätten zurück kehrt und aus dem Nähkästchen plaudert, gibt sie einen kleinen Einblick in die Verhältnisse der damaligen Zeit, vor allem darüber, welche Bedeutung Musik für sie hatte.

Eine große Rolle spielt das Leben in den 1960er Jahren in Jamaika, das von einer schwachen Wirtschaft und Armut geprägt war. Viele Jamaikaner suchten deswegen im Ausland ihr Glück. Viele der Musiker, so auch Bob Marley, stammen aus Trenchtown, dem ärmsten Viertel von Kingston. Ihre Musik entstand aus der Not heraus, kam tief aus dem Herzen, brachte ihnen Erfolg. Eine der Musikerin wollte Krankenschwester werden, doch stattdessen ist sie Sängerin geworden, eine Ärztin für die Leiden der Seele – wie sie ihre Berufung nennt.

Tonaufnahmen im ursprünglichen Tuff-Gong-Studio, seltene Archivbilder und Gespräche mit den Künstlern zu Hause und an historischen Orten zeichnen ein buntes Bild der legendären Rocksteady-Zeit. Während in den 1950er Jahren in Jamaika Ska gespielt wurde, lief in der nachfolgenden Dekade Rocksteady auf Tanzveranstaltungen. Rocksteady ist viel langsamer als Ska. Doch während Reggae sich zu einer der populärsten Musikrichtungen entwickelte, ist Rocksteady in seinem Schatten geblieben.

Rocksteady ist ein lebensbejahender Gute-Laune-Filme, der karibisches Lebensgefühl versprüht und den Fuß schwungvoll mitwippen lässt. Er erinnert allerdings auch stark an Wim Wenders Musikfilm Buena Vista Social Club, bei dem ebenfalls eine Reunion und das Leben der Musiker in der Karibik im Vordergrund steht. Wie sehr sich Bader vom Wim Wenders hat inspirieren lassen sei dahin gestellt, eine spezifischere Handschrift hätte man sich allerdings schon gewünscht.

Rocksteady – The Roots of Reaggae

Reggae kennt wohl jeder, aber Rocksteady ist den meisten noch unbekannt. Was es damit auf sich hat und wie wichtig diese Musik als Wegbereiter des Reggae war, erklärt der Schweizer Regisseur Stascha Bader in seinem ersten Kino-Dokumentarfilm „Rocksteady – The Roots of Reggae“.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Kim T. · 26.08.2010

Ich finde es schon sehr gewagt, dass ihr diesen Film mit dem "Buena Vista Social Club" vergleicht und nicht mit Filmen über Reggae and around, wie "The Harder They Come" oder "Rockers". Der Regisseur Stascha Bader, der auch das Drehbuch geschrieben hat, ist Autor von "Worte wie Feuer: Dance Hall Reggae und Raggamuffin in Jamaica und England" und hat damit ein wichtiges Buch um die komplexe gesellschaftliche Bedeutung von 'Reggae' geschrieben. Entschuldigt, dass ich den Begriff 'Reggae' hier so pauschal benutze.

Siggi · 13.08.2010

Es heißt Reggae.