Red Hill

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein starkes Debüt aus Australien

In nur vier Wochen hat der australische Regisseur Patrick Hughes seinen ersten Spielfilm gedreht, der im vergangenen Frühjahr innerhalb der Sektion Panorama im Rahmen der Berlinale uraufgeführt wurde. Red Hill ist zu einem modernen Western geraten, in dem das klassische Motiv der Rache die zentrale Rolle spielt.

Um der Hektik der Stadt zu entgehen, hat sich der junge Polizist Shane Cooper (Ryan Kwanten) in das ländliche Red Hill versetzen lassen, wo er sich Ruhe für seine hochschwangere Frau Alice (Claire van der Boom) erhofft, die zuvor bereits ein Kind verloren hat. Bei Dienstantritt hält sich die Begeisterung seiner neuen Kollegen in Grenzen, und für Cooper gestaltet es sich nicht gerade leicht, mit den Bedingungen des abgeschiedenen kleinen Ortes zurechtzukommen. Als im Laufe des Tages die Nachricht eintrifft, dass der wegen Mordes verurteilte Jimmy Conway (Tommy Lewis) aus dem Gefängnis enflohen ist, versetzt dies die Polizei von Red Hill unter der Führung des selbstherrlichen Old Bill (Steve Bisley) in höchste Alarmbereitschaft, denn offensichtlich zweifelt niemand daran, dass der aus der Gegend stammende Conway schnurstracks dort auftauchen wird. In der Tat trifft der ebenso gefährliche wie geschickte Mann, dessen Gesicht von Verbrennungen entstellt ist, bald darauf in der Umgebung ein, und zwar genau dort, wo er am wenigsten vermutet wurde und ausgerechnet der Neue allein postiert ist …

Eine bemerkenswert geradlinige, schnörkellos auf das Wesentliche reduzierte Geschichte hat Patrick Hughes nach seinem eigenen Drehbuch inszeniert, was sich gleichermaßen in den pointierten dramaturgischen Wendungen, den knappen, aber prägnanten Charakterzeichnungen sowie in den stetig schwindenden Dialogen darstellt, die erst gegen Ende des Films wieder zunehmen. Hier sprechen die großartigen, überwiegend karg ausgestatteten Bilder für sich und die aufregenden Aktionen treiben die Handlung voran, die mit seinem Erscheinen von der wortlosen, doch massiven Präsenz der Figur des flüchtigen Rächers dominiert wird, der absolut beeindruckend von Tommy Lewis verkörpert wird. Der populäre australische Schauspieler Ryan Kwanten bildet als Shane Cooper einen kontrastreichen Gegenspieler ab, der sich schließlich ebenso im Alleingang immer stärker an den grausamen Mörder und damit an die Hintergründe der Geschichte annähert. Auch wenn diese in weiten Strecken durchaus vorhersehbar ist, entsteht eine intensive Spannung, die mit geradezu kaltblütiger Ruhe installiert ist.

Produzent Al Clark (Priscilla – Königin der Wüste / The Adventures of Priscilla, Queen of the Desert, 1994) berichtet im Interview, das unter den Extras der DVD zu finden ist, dass er innerhalb seiner Arbeit bevorzugt Filme auswähle, die er selbst gern schaut; eine sympathische Haltung, die man nicht selten von Filmemachern hört und die auch Regisseur Patrick Hughes angetrieben hat, Red Hill auf diese fokussierte Weise zu realisieren: Das Genre, die Landschaft und das Thema der Rache bilden die zentralen Elemente der überschaubaren Geschichte, und mit dieser puristischen Konzentration ist ein kleiner, knallharter und doch von sensiblen Entwicklungen geprägter Film entstanden, der implizit auch die marginalisierten kulturellen Werte der Aborigines thematisiert. Kleine Schwächen wie die unausgereifte Rolle der schwangeren Frau werden durch effektvolle Ideen wie den Mythos des Pumas ausgeglichen, und es ist eine erstaunliche Qualität des Films, dass die Ausprägungen und Haltungen der Charaktere in ihrer Schlichtheit eine komplexe Symbolhaftigkeit ausstrahlen, die sich im vagen Spannungsfeld von Gesetz, Gesellschaft und Gewissen ereignet.
 

Red Hill

In nur vier Wochen hat der australische Regisseur Patrick Hughes seinen ersten Spielfilm gedreht, der im vergangenen Frühjahr innerhalb der Sektion Panorama im Rahmen der Berlinale uraufgeführt wurde. „Red Hill“ ist zu einem modernen Western geraten, in dem das klassische Motiv der Rache die zentrale Rolle spielt.

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