R100

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Keine Ode an die Freude

Ein kleiner Büroangestellter, dessen Frau im Koma liegt, meldet sich bei einem ganz speziellen Club an. Ein Jahr dauert die Mitgliedschaft, gekündigt werden kann sie nicht. Es ist ein SM-Club, der seinen masochistischen Kunden etwas ganz Besonderes bietet. Die Dominas tauchen inmitten seines Lebens auf, auf der Straße, bei seiner Arbeit, zuhause. Das soll für zusätzliche Spannung sorgen, allerdings gerät der Mann so auch in einen Zwiespalt. Denn dass seine Familie in die Angelegenheit hineingezogen wird, missfällt ihm – auch wenn er nichts dagegen tut. Erst als eine der Dominas versehentlich stirbt, ist er gezwungen, aktiv zu werden, denn deren Boss will Vergeltung.
Das klingt so abstrus und ist es letztlich auch. Was Hitoshi Matsumoto hier bietet, ist ein geradezu einzigartiger, aber im Grunde auch sehr unschöner Film – und das nicht nur seines Inhalts wegen. Der in Sepia-Ton gehaltene Film sieht auch potthässlich aus und wird untermalt von einer abscheulichen Musik. Es ist fast so, als würde der Zuschauer mit dem Erwerb des Kinotickets einen Deal mit dem Filmemacher eingehen, nicht unähnlich dem, den der Protagonist sich einhandelt. Man lässt sich 100 Minuten malträtieren, bis der Abspann endlich Erlösung bringt.

Es ist schwer zu sagen, für welche Art Klientel R100 eigentlich gemacht ist. Er hat eine perverse Grundausrichtung, der man noch einigermaßen indifferent gegenüberstehen kann. Aber es gibt Szenen, vor allem die, in denen dann auch der kleine Sohn des Protagonisten ins Geschehen hineingezogen wird, die ausgesprochen unangenehm aufstoßen. Dass Matsumoto darüber hinaus auch noch einen verqueren Sinn für Humor in seine Erzählung einbringt, weil das Geschehen immer eigenartiger wird, setzt dem nur die Krone auf.

Er lädt seinen Film mit einer ganz großen Portion Surrealismus auf, und das nicht nur in den Momenten, in denen der Protagonist angesichts seiner masochistischen Erlebnisse eine Art außerkörperliche Wahrnehmung erlebt. Das alles passt hinten und vorne nicht zusammen, was Matsumoto damit aussagen will, bleibt vollkommen unfassbar und diffus. Will er schockieren? Das klappt bedingt. Will er Grenzen ausloten? Da versagt er komplett. Will er seinen schrägen Sinn für Humor zur Schau tragen? Schon möglich, aber wäre dies ein schulischer Test würde man hier mit einem klaren „Thema verfehlt“ schlecht benoten müssen.

R100 ist einfach gar nichts. Er hat keine Geschichte, die über die eigenartige Grundsituation hin interessieren könnte, und schon gar keine Hauptfigur, die in irgendeiner Weise mit auf eine Reise nehmen könnte. Denn eine solche gibt es nicht. Der kleine, masochistische Angestellte bleibt fremd, so wie dies auch für den ganzen Film gilt. Bizarr alleine reicht nicht, um das Interesse des Zuschauers nicht nur zu wecken, sondern auch zu halten. In erster Linie ist R100 das Exerzieren immenser Langeweile.

R100

Ein kleiner Büroangestellter, dessen Frau im Koma liegt, meldet sich bei einem ganz speziellen Club an. Ein Jahr dauert die Mitgliedschaft, gekündigt werden kann sie nicht. Es ist ein SM-Club, der seinen masochistischen Kunden etwas ganz Besonderes bietet. Die Dominas tauchen inmitten seines Lebens auf, auf der Straße, bei seiner Arbeit, zuhause. Das soll für zusätzliche Spannung sorgen, allerdings gerät der Mann so auch in einen Zwiespalt.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen