Psycho Raman (2016)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Eat Pray Kill

Raman Raghav – auch bekannt als Psycho Raman – war ein Serienkiller in Mumbai, der in den 1960er Jahren Menschen mit einer Eisenstange zu Tode geschlagen hat. Darunter waren Obdachlose, Menschen in den Slums, die auf der Straße schliefen, und seine Schwester, die er zuvor vergewaltigt hatte. Dabei war Raman Raghav bei der Polizei kein Unbekannter: Er hat bereits fünf Jahre im Gefängnis für einen Raub gesessen, da es aber nach den ersten Angriffen und Toten keine Zeugen gab, wurde er wieder freigelassen und erst 1968 nach einer groß angelegten Suchaktion des Polizisten Ramakant Kulkarni wieder festgenommen. Dieses Mal gestand Raman 23 Morde aus dem Jahr 1966 und elf Morde aus 1968, aber es wird vermutet, dass er mindestens 61 Menschen getötet hat. Der Vorspann von Psycho Raman erinnert an diesen Fall, um zum Abschluss mit einer Einblendung deutlich zu machen: „This Film is not about him.“

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Dennoch finden sich in dem indischen Thriller von Anurag Kashyap zahlreiche Parallelen: Auch sein Mörder Raman (Nawazuddin Siddiqui) erschlägt Menschen mit einer gebogenen Eisenstange, dringt in die Wohnung seiner Schwester ein und gesteht bei der Polizei seine Morde, ohne dass sie ihm Glauben schenkt. In streng chronologische Kapitel unterteilt, deren Zeitlinie sich im Verlauf erschließt, liefert der Film ein fiktionales Porträt des historischen Killers, das in der Gegenwart angesiedelt ist. Dabei verbindet der Film dreckige Straßenszenen, die während der 20-tätigen Dreharbeiten in Guerilla-Manier aufgenommen worden, mit teilweise glatten, diffus-warm ausgeleuchteten Innenaufnahmen und mäandert stilistisch irgendwo zwischen Sunrise, Snatch und Se7en. Deshalb erfindet Psycho Raman das Serienkillerthriller-Subgrene nicht neu, aber fügt ihm mit Mumbai einen interessanten Schauplatz hinzu. Fernab von Hochglanz und Kitsch liefern auch die Lieder des Score einen zynischen, fast schmierigen Kommentar, wenn eine Frau von den „men of muck“ singt, die in diesem Film reichlich anzutreffen sind. Auf diese Weise liefert Psycho Raman einen unglamourösen Blick auf das Leben in Indien, in dem die Korruption und Gewalt der Polizei allgegenwärtig ist, ohne im Zentrum zu stehen.

Auch in der Geschichte setzt der Film weniger auf die klassische Spannung eines Serienkillerthrillers, in dem die Jagd auf den Täter im Mittelpunkt steht. Vielmehr entsteht Spannung zum einen durch die Verweise auf die reale Geschichte. So lässt das Kapitel mit Ramans Schwester lange Zeit in der Schwebe, ob deren Familie sterben muss oder nicht. Hier schickt Raman noch einmal seine Schwester los, um ein Huhn zu kaufen – wohl ein Verweis auf den realen Raman, der in einem Verhör sein Geständnis im Austausch für ein Huhn angeboten haben soll. Zudem entwickelt Raman eine obsessive Beziehung zu dem kokainsüchtigen Polizisten Raghavan (Vicky Kaushal), den er an einem seiner Tatorte begegnet. Raghavan interessiert sich eigentlich nur für seine Bedürfnisse, fährt mit seiner abgestumpften Freundin Simmy (sehr gut: Sobhita Dhulipala) herum und leitet die Untersuchung zu einer Reihe von Morden. Raman stalkt Raghavan nun nahezu, er beobachtet ihn mit seiner Freundin, nähert sich auch ihr an und ist überzeugt, in dem Cop nicht einen Feind, sondern einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Denn in einem letzten Geständnis offenbart er, dass er keine Gründe vorschiebt für seine Taten. Er tötet vor allem, weil er es will.
 

Psycho Raman (2016)

Raman Raghav – auch bekannt als „Psycho Raman“ – war ein Serienkiller in Mumbai, der in den 1960er Jahren Menschen mit einer Eisenstange zu Tode geschlagen hat. Darunter waren Obdachlose, Menschen in den Slums, die auf der Straße schliefen, und seine Schwester, die er zuvor vergewaltigt hatte.

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