Prince Avalanche (2013)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Zwei Männer im Wald

Zwei Männer im Wald — mehr braucht es eigentlich nicht für einen guten und unterhaltsamen Film, wie David Gordon Green mit Prince Avalanche beweist. Die Geschichte, deren Humor und Grundkonstellation eher an europäisches, vornehmlich skandinavisches Kino erinnert, ist eigentlich ein Remake des Films Either Way von Hafsteinn Gunnar Sigurdsson aus dem Jahre 2011, doch dass hier wiederverwertet wurde, tut dem Vergnügen an diesem Film keinen Abbruch.

Nach einem verheerenden Waldbrand in Texas beginnen die Aufräumarbeiten. Lance (Emile Hirsch, den man in diesem Film glatt für den jüngeren Bruder von Jack Black halten könnte) und Alvin haben die Aufgabe, Leitpfosten am Straßenrand aufzustellen und die neuen Fahrbahnmarkierungen aufzubringen. Ein langweiliger Job, aber jemand muss ihn halt machen. Es erleichtert die ganze Angelegenheit nicht gerade, dass die beiden Männer grundverschieden sind: Lance denkt an nichts anderes als an Sex mit möglichst vielen Frauen, wobei es eher ungewiss ist, ob er auch wirklich zum Zuge kommt, während Alvin seiner Freundin Madison hinterherschmachtet, die pikanterweise die Schwester von Lance ist. Ihr zuliebe hat er den jungen Tunichtgut überhaupt unter seine Fittiche genommen, obwohl der ihn beizeiten ziemlich nervt. Dennoch rauft man sich zusammen, arbeitet unter der Woche, kampiert am Abend, damit sich am Wochenende dann die Wege trennen. Während Lance mit dem Jeep in die Stadt braust, um Spaß zu haben (und meistens enttäuscht zurückkehrt), verbringt Alvin die Zeit lieber in der Natur, schreibt sehnsuchtsvolle Briefe an Madison und genießt die Stille. Das delikate Arrangement gerät erst dann aus der sorgsam austarierten Balance, als Madison die Nase voll hat von der ständigen Abwesenheit Alvins und sich von ihm trennt.

Eigentlich passiert ja nicht viel in Prince Avalanche — aber wie dieses Nichts in Bilder und Dialoge gefasst wird, ist dann doch von erheblichem Reiz. Aufgelockert wird das Kammerspiel in der freien Wildbahn durch einige wenige Nebenfiguren wie einen versoffenen alten Trucker, dessen Feuerwasser es in sich hat und eine Lady, die in den Überresten ihres abgebrannten Hauses sehnsuchtsvoll nach Erinnerungsstücken kramt, die aber samt und sonders in Rauch und Asche aufgegangen sind.

Neben der tollen Musik von „Explosions in the Sky“ sind es vor allem die surrealen Momente, die den Reiz des Films ausmachen: Da entsteht etwa auf fast schon magische Weise aus den Markierungen auf den Bäumen eine Inschrift. Wie heißt es am Ende auf einer der Sprachkassetten, mit denen Alvin sich selbst Deutsch beibringen will: „Es ist schön, Sie kennenzulernen.“ Genau das denkt man sich als Zuschauer auch und zieht beglückt seiner Wege.
 

Prince Avalanche (2013)

Zwei Männer im Wald — mehr braucht es eigentlich nicht für einen guten und unterhaltsamen Film, wie David Gordon Green mit „Prince Avalanche“ beweist. Die Geschichte, deren Humor und Grundkonstellation eher an europäisches, vornehmlich skandinavisches Kino erinnert, ist eigentlich ein Remake des Films „Either Way“ von Hafsteinn Gunnar Sigurdsson aus dem Jahre 2011, doch dass hier wiederverwertet wurde, tut dem Vergnügen an diesem Film keinen Abbruch.

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Meinungen

Michael · 11.08.2013

Den Film werde ich mir mal merken, scheint gut zu sein. Danke für den Tipp.