Pornography: Ein Thriller

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Der dreifache Tod eines Pornostars

Wenn man dreimal die gleiche Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, bedarf es für die gelungene Umsetzung einer solchen Idee schon ein besonderes Talent, um den Zuschauer zu fesseln. Im Falle von Pornography: Ein Thriller von David Kittredge kommt das gewagte Unternehmen über einige interessnte Ansätze leider kaum hinaus. Dabei wäre, das spürt man deutlich, in dem an sich interessanten Stoff durchaus mehr drin gewesen.
Mark Anton (Jared Grey) ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere als schwuler Pornostar, als er im Jahre 1995 verschwindet. Eigentlich ist das Untertauchen des Mannes, der genug hatte von der gnadenlosen Industrie, keine große Überrraschung. Dass er jedoch nach einem letzten Date mit einem zahlungskräftigen Kunden wie vom Erdboden verschwunden ist, ist selbst in seinen Kreisen merkwürdig. Was niemand weiß: Der geheimnisvolle Unbekannte entpuppt sich (natürlich) prompt als gefährlicher Psychopath, der von Mark weitaus mehr will als nur das verabredete Interview.

Jahre nach dessen Verschwinden macht sich der Journalist Michael Castigan (Matthew Montgomery) an Recherchen zu einem Snuff-Video, das den Tod Mark Antons zeigt und stößt bei seinen Untersuchungen auf furchterregende Verbindungen des Films zu seiner eigenen Umgebung. Und es gibt noch eine weitere Aufarbeitung des Falles, die von dem aufstrebenden Pornostar Matt Stevens ausgeht. Dieser will nämlich die Lebensgeschichte Mark Antons verfilmen und gerät durch das Unternehmen in eine Zwischenwelt aus (Alb)träumen und Realitätsbruchstücken, in deren Verlauf er immer mehr in die Welt des Opfers gerät. Was natürlich vor allem deshalb geschieht, weil es zwischen den beiden Männern eine ganz besondere Verbindung gibt, von der niemand etwas ahnt.

Mit seiner Kombination zweier Genres im Titel wirkt das Filmdebüt von David Kittredge wie ein Versprechen, das selten bis nie eingelöst wird – und zwar weder im Bezug auf die eindeutigen sexuellen Handlungen noch im Bezug auf die Spannung. Dabei ist die Ausgangslage des Films durchaus dazu angetan, den Pfaden von Regisseuren wie David Lynch (der hier mehr als deutlich Pate gestanden hat) zu folgen. Um dem Vorbild aber nahe zu kommen fehlt es sowohl an gestandenen Schauspielern, die der Abgründigkeit des Stoffes gerecht werden, wie auch an einer gelungenen filmischen Umsetzung, die über das Niveau eines No-Budget-Projektes hinausweist. Auch dramaturgisch entpuppt sich der Film als Fliegengewicht, an dem sich der ehemalige Werbefilmer Kittredge dennoch gewaltig verhebt. Die Durchdringung und Verknüpfung der verschiedenen Storylines und Realitätsebenen hat oft etwas Willkürliches an sich, nicht selten verheddern sich die scheinbare Verbindungen der verschiedenen Figuren als ein kaum entwirrbares Knäuel, an dessen Ende man sich als Zuschauer mit leeren Händen (und deshalb sichtlich enttäuscht) wieder findet. Vielleicht hätte die Beschränkung auf zwei Episoden und die damit verbundene ausgefeiltere Charakterzeichnung in Verbindungen mit einem etwas höheren Budget ja einige der gröbsten Mängel beseitigen können. So aber bleibt allein die Erkenntnis, dass Kittredge durchaus ein Gespür für interessante Geschichten besitzt, an deren Umsetzung er aber (bislang zumindest) deutlich scheitert.

Pornography: Ein Thriller

Wenn man dreimal die gleiche Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, bedarf es für die gelungene Umsetzung einer solchen Idee schon ein besonderes Talent, um den Zuschauer zu fesseln. Im Falle von „Pornography: Ein Thriller“ von David Kittredge kommt das gewagte Unternehmen über einige interessante Ansätze leider kaum hinaus.
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