Pitch Perfect 2 (2015)

Eine Filmkritik von Anna Wollner

Who run the world? Girls!

A-cappella, das klingt eigentlich erst einmal ziemlich unsexy und nach singenden Nerds. „Zu hässlich um Cheerleader zu sein“, heißt es deswegen auch öfter in Pitch Perfect 2. Allerdings ist vor ein paar Jahren A-cappella-Singen fast über Nacht durch die Erfolgsserie Glee und den Kinofilm Pitch Perfect wieder salonfähig geworden. In dem Film rollte die College-Mädchen-A-cappella-Gruppe Barden Bellas das A-cappella-Feld von hinten auf – und er war mit einem weltweiten Einspielergebnis von 115 Millionen Dollar so erfolgreich, dass eine Fortsetzung nur eine Frage der Zeit war. Et voilà.

Schon die Universal-Fanfare ganz zu Beginn von Pitch Perfect 2 wird unplugged und live intoniert. Mit allen Höhen und Tiefen. Was dann folgt, hat die A-cappella-Gemeinde, nein, die ganze Welt nicht für möglich gehalten: Rebel Wilson als Fat Amy, Kampfgewicht 150 Kilo, hängt bei einem Auftritt in einem hautengen Ganzkörperanzug an einem Seil unter der Decke und schwebt zu Miley Cyrus‘ „Wrecking Ball“ langsam Richtung Bühne. Sie kommt ins Trudeln, ihre Hose reißt und offenbart ALLES. Unter dem Hashtag Vagina-Gate gehen diese Bilder um die Welt. Umso schlimmer, dass Obama im Publikum saß. Aber dieses Missgeschick ist nicht nur ein Alptraum für den Präsidenten und die restlichen Zuschauer, sondern auch für die Barden Bellas. Sie werden, so konservativ ist das Campusleben auch im Jahr 2015, von den Weltmeisterschaften ausgeschlossen und können nur durch ein kleines Schlupfloch in den Regularien ihre Teilnahme zurückerobern.

Pitch Perfect 2 ist ein Film voller Stereotype. Da Regiedebütantin Elizabeth Banks sie aber wohl dosiert und mit ausreichend Selbstironie in Szene zu setzen weiß, ist das ausnahmsweise etwas Positives. Sie selbst fungiert als eine Art griechischer Chor und kommentiert als Gail mit ihrem Co-Host John (John Michael Higgins) das Geschehen zwischen Campusleben und Bühne. Und auf der steht zunächst die deutsche Band Das Soundmachine im Mittelpunkt. Sie ist ein Bösewicht wie er im Buche steht, eine martialische Band in Lack, Leder, Netzhemd und mit rollendem Hitler-R, musikalisch irgendwo zwischen Rammstein und Rosenstolz.

Letztlich ist Pitch Perfect 2 nicht mehr als ein musikalischer Coming-of-Age-Film. Aus dem hässlichen Entlein (einer Gruppe junger College-Mädels) ist ein singender Schwan geworden (die erfolgreiche Gruppe Barden Bellas), dem Flügel wachsen. Beca (Anna Kendrick), Hauptidentifikationsfigur aus Teil eins, denkt an ihre Zukunft und heuert bei einem Musikproduzenten als Praktikantin an, landet zwischen Kopierer und Kaffeemaschine und bastelt nachts heimlich an den perfekten Sounds. Hailey Steinfeld, die schon in Can A Song Save Your Life ihr Gesangstalent unter Beweis gestellt hat, bekommt den Zuschlag in der Nachwuchsakquise. Und mit ein bisschen Lagerfeuerromantik nehmen die Bellas Abschied voneinander.

Der heimliche Star der Reihe ist und bleibt aber Rebel Wilson, die als Fat Amy einfach alle Herzen im Sturm erobert. In der zärtlichsten Szene des ganzen Films paddelt Rebel Wilson singend in einem kleinen Ruderboot auf dem See auf ihren Herzensmann zu und schmettert trotz der körperlichen Anstrengung „We belong together“ – nur um in einer Atempause zu bemerken, sie habe wohl die Größe des Sees unterschätzt, während sich die anderen fragen, warum sie nicht einfach gelaufen sei. Es geht hier nicht um Logik, sondern um das Gefühl jung zu sein und der eigenen Vergänglichkeit nachzutrauern. Nur eben mit der größtmöglichen Portion Selbstironie und Selbstreflektion. Und ja, auch Kitsch. Kitsch fürs Trommelfell. Aber genau damit hebt sich Pitch Perfect 2 von den anderen 08/15-Collegekomödien ab. Film drei steht schon in den Startlöchern. Warum auch nicht – es gibt ja auch sechs Staffeln Glee.
 

Pitch Perfect 2 (2015)

A-cappella, das klingt eigentlich erst einmal ziemlich unsexy und nach singenden Nerds. „Zu hässlich um Cheerleader zu sein“, heißt es deswegen auch öfter in „Pitch Perfect 2“. Allerdings ist vor ein paar Jahren A-cappella-Singen fast über Nacht durch die Erfolgsserie „Glee“ und den Kinofilm „Pitch Perfect“ wieder salonfähig geworden.

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Meinungen

Lilli · 04.06.2015

Super Film!
Elizabeth Banks hat es geschafft den ersten Film zu toppen.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt wie das funktionieren soll. Immerhin war die Finalaufführung der "Barden Bellas" in PP1 der absolute Hammer ("Tonight I will love love you tonight give me everything tonight...").
Aber die Aufführung bei der Weltmeisterschaft toppt es wirklich. Mehr will ich gar nicht sagen.
Außerdem hatte ich Angst, dass die Liebe zwischen Beca und Jesse zu kurz kommt und im Film untergeht. Tut sie aber nicht.
Es ist der perfekte Film für eine Mädelsabend, ein Date oder einen Familientag.
Romantisch, frech, spannend, witzig und natürlich musikalisch.
Auch wenn die Story eher standard ist, da sich Mädchen durchsetzten müssen, was in vielen Filmen passiert, wird der Film durch Musik und coole Sprüche aufgepeppt.
The Pitch Is Back!!!