Parker (2013)

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Held ohne Charakter – Action ohne Spannung

Ein richtiger Action-Held muss gleichzeitig ein gefühlskalter Killer und ein sympathischer Held sein. Er muss unbesiegbar sein und Frauenherzen höher schlagen lassen. Ein richtiger Action-Held hat vor nichts Angst, er kennt keinen Schmerz und keine Aufgabe ist ihm zu schwierig. Von dieser Prämisse ausgehend, macht Parker im Grunde alles richtig. Und doch scheitert der Film auf ganzer Linie.

Parker (Jason Statham) wird von seinem Schwiegervater in spe (Nick Nolte) nicht zum ersten Mal für ein kriminelles Geschäft eingespannt. Doch der Raubüberfall läuft nicht so wie geplant: Parkers Komplizen wollen das Diebesgut in den nächsten, deutlich lukrativeren Coup investieren und wer da nicht mitspielt, wird kurzerhand entsorgt. Parker überlebt nur aufgrund seiner unbesiegbaren Konstitution und um Haaresbreite. Kaum auf den Beinen, sinnt er schon nach Rache. Um das Versteck seiner ehemaligen Kollegen aufzuspüren, engagiert er die Immobilienmaklerin Leslie (Jennifer Lopez), die schnell dahinter kommt, dass Parker kein normaler Millionär auf der Suche nach einer Zweit- oder Drittvilla ist, sondern etwas Kriminelles im Schilde führt. Und weil Leslie zufälligerweise in Geldnöten steckt, erklärt sie sich nur zu gerne bereit, Parker bei seinem Racheakt zur Seite zu stehen.

Das größte Problem an Parker ist die gänzlich durchschaubare Figurenkonstellation. Regisseur Taylor Hackford inszeniert seinen Star Jason Statham von der ersten Sekunde an als unbesiegbaren Action-Helden: Zwar in Priesterrobe, aber mit eindeutig dramatischer Musikuntermalung schreitet Parker entschlossenen Blickes zum Tatort des ersten Verbrechens. Daran, dass er professionell und eiskalt zuschlagen wird, wagt schon jetzt niemand mehr zu zweifeln. Ebenso wenig subtil ist Parkers Charakterisierung als mitfühlender Ganove, wenn er nur einige Einstellungen später einen Wachmann durch gutes Zureden vor einer Panikattacke bewahrt. Dieses Schema zieht sich durch die ganze Handlung.

Parker ist ein knallhartes Stehaufmännchen, der jeden Widersacher – wie überlegen er auch scheinen mag – das Fürchten lehrt, gleichzeitig aber einem moralischen Kodex folgt. Denn Parker kann nicht nur austeilen, er weiß auch grundsätzlich, wer es verdient hat. Hackford versucht hier zu offensichtlich, seinen coolen Helden gleichzeitig auch zum Sympathieträger zu machen. Mit der Figur von Jennifer Lopez verhält es sich ähnlich. Ihr Gesicht ist keine Minute im Bild, da weiß der Zuschauer schon, welche Rolle ihr in der Geschichte zukommen wird. Und Nick Nolte? Hier wurde mit der Konstruktion eines väterlichen Charakters so übertrieben, dass seine Figur eher an den Weihnachtsmann als an einen respekteinflößenden Gangsterboss erinnert.

Die Figuren sind hier bloße Typen, die die klassischen Rollen eines Actionfilms erfüllen. Der Held, der Drahtzieher und die hübsche Frau (die hauptsächlich zum Anschauen da ist und die nur gerade so viel in die Handlung eingreift, dass ihr attraktives Vorhandensein in diesem Film gerechtfertigt werden kann). Ein runder Charakter wird hier niemandem verliehen. Wie Parker zu dem geworden ist, was er ist, bleibt ebenso unklar wie das Verhältnis zu seiner Liebsten (Emma Booth), deren einzige Aufgabe es zu sein scheint, ihn nach bewaffneten Auseinandersetzungen wieder zusammenzuflicken. Aber selbst ein Actionheld benötigt einen Charakter, der über seine bloße Funktion als eben solcher hinausgeht. Und somit kann Parker, egal wie viele Menschen er netterweise verschont, niemals wirklich sympathisch werden. Seine offensichtliche Unbesiegbarkeit verhindert zudem das Aufkommen echter Spannung, da der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt um den Helden bangen muss. Und ohne Sympathiebonus sind auch die im Grunde gut gewählten One-Liner dazu verdammt — wenn überhaupt -, unfreiwillig komisch zu sein.

Vielleicht mag dem einen oder anderen Genre-Fan das Herz höher schlagen, wenn Testosteron und Blut um die Wette sprühen. Wem Jason Stathams pure Präsenz jedoch für den Filmgenuss nicht ausreicht, der wird in Parker wenig Unterhaltung finden.
 

Parker (2013)

Ein richtiger Action-Held muss gleichzeitig ein gefühlskalter Killer und ein sympathischer Held sein. Er muss unbesiegbar sein und Frauenherzen höher schlagen lassen. Ein richtiger Action-Held hat vor nichts Angst, er kennt keinen Schmerz und keine Aufgabe ist ihm zu schwierig. Von dieser Prämisse ausgehend, macht „Parker“ im Grunde alles richtig. Und doch scheitert der Film auf ganzer Linie.

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