Paris kann warten

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Klischees auf Reisen

Nach diversen dokumentarischen Arbeiten – unter anderem dem Apocalypse Now-Bericht Hearts of Darkness – Reise ins Herz der Finsternis – wagt sich Eleanor Coppola, die Ehefrau des New-Hollywood-Giganten Francis Ford Coppola, im hohen Alter an ihren ersten Spielfilm. Das romantisch angehauchte Roadmovie Paris kann warten basiert laut Presseheft auf eigenen Erlebnissen und will unübersehbar die Kunst des Genießens zelebrieren. Schöne Landschaftsbilder und exquisit dargebotene Speisen gibt es dabei zu bestaunen. Ebenso wie eine belanglos dahinplätschernde Geschichte, die ihren Figuren weder Tiefe noch Entwicklungsmöglichkeiten zugesteht. Mitunter hat es fast den Anschein, als wäre Coppola im Frankreichurlaub urplötzlich auf die Idee gekommen, einen Film zu inszenieren. Dass die Drehbucharbeit für Paris kann warten sechs Jahre verschlungen hat, mag man beim Anblick des banalen Treibens kaum glauben.
Im Anschluss an die Filmfestspiele von Cannes planen der umtriebige Produzent Michael Lockwood (mit einem Kurzauftritt: Alec Baldwin) und seine Gattin Anne (Diane Lane) eigentlich, einige entspannte Tage in Frankreich zu verbringen. Wie so oft ruft allerdings die Arbeit. Michaels Anwesenheit wird in Budapest verlangt, wohin ihn seine Frau begleiten soll. Kurz vor dem Abflug entschließt sie sich jedoch, mit dem Zug nach Paris zu fahren und dort auf die Rückkehr ihres Mannes zu warten. Michaels französischer Geschäftspartner Jacques (Arnaud Viard) erklärt sich freundlicherweise bereit, Anne in seinem alten Peugeot mitzunehmen, und lässt während der mit zahlreichen Abstechern gespickten Reise keine Gelegenheit aus, der attraktiven Amerikanerin das Savoir-vivre näherzubringen.

Nicht jeder Film muss künstlerischen Ambitionen folgen und tiefschürfende Erkenntnisse zu Tage fördern. Schwierig wird es allerdings, wenn es um gar nichts zu gehen scheint und noch dazu zahlreiche Plattitüden aufeinandergetürmt werden. Paris kann warten wirkt von Anfang an wie am Reißbrett entworfen. Michael ist der dauertelefonierende Vollblut-Produzent, der sich mehr für seine geschäftlichen Angelegenheiten und weniger für seine unter Ohrenschmerzen leidende Ehefrau interessiert. Sein Business-Kumpel Jacques erweist sich als das genaue Gegenteil, ein charmanter Bonvivant, der keinen großen Wert auf Pünktlichkeit legt und schon auf dem Weg zum Flugplatz Rücksicht auf Annes angegriffene Verfassung nimmt. Der Franzose steht stellvertretend für die südeuropäische Lebenslust und hat, ganz dem Klischee entsprechend, an unterschiedlichen Orten weibliche Bekanntschaften, mit denen er schon einmal intim geworden ist.

Allgemeinplätze wie dieser finden sich zuhauf, ohne dass es zu einer besonders gewitzten Brechung käme. Sind die Umwege und Missgeschicke der beiden Reisenden zunächst noch leidlich unterhaltsam – etwa im Fall der Autopanne –, wirken die Unterbrechungen immer häufiger ermüdend und in manchen Fällen schlichtweg lächerlich. Die Beliebigkeit, mit der Coppola ihre Geschichte zusammensetzt, lässt sich treffend festmachen an Jacques’ Vorträgen zum Essen. Obwohl er zuweilen vehement Partei für eine einfache, bodenständige Küche ergreift, sehen wir ihn und Anne ständig beim Speisen in exquisiten Restaurants. Das, was dabei auf den Teller kommt, ist, ähnlich wie die Landschaft, ansprechend fotografiert, entschädigt aber nicht annähernd für die inhaltliche Schonkost, die dem Zuschauer hier serviert wird. Weisheiten auf Kalenderspruchniveau und plumpe, da vollkommen willkürliche emotionale Offenbarungen machen das Spielfilmdebüt trotz sympathischer Hauptdarsteller zu einer wenig schmackhaften Angelegenheit und einem Paradebeispiel für seichtes, keimfreies, mit undifferenziertem Dauergedudel unterlegtes Arthouse-Kino. Wer mediterrane Leichtigkeit in erfrischender Form erleben will, kann guten Gewissens auf den Filmbesuch verzichten. Land und Leute auf eigene Faust zu erkunden, ist sicher weitaus ergiebiger.

Paris kann warten

Nach diversen dokumentarischen Arbeiten – unter anderem dem „Apocalypse Now“-Bericht „Hearts of Darkness – Reise ins Herz der Finsternis“ – wagt sich Eleanor Coppola, die Ehefrau des New-Hollywood-Giganten Francis Ford Coppola, im hohen Alter an ihren ersten Spielfilm. Das romantisch angehauchte Roadmovie „Paris kann warten“ basiert laut Presseheft auf eigenen Erlebnissen und will unübersehbar die Kunst des Genießens zelebrieren.
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Meinungen

Berlin · 12.11.2017

Wie kann man heute noch so einen Film drehen!
Der einzige Lichtblick war die Hauptdastellerin, aber sie konnte einem Leid tun!
Der Hauptdarsteller, eine absolute Fehlbesetzung, unter französischem Charme stellt man sich etwas Anderes vor - ein weitgehend unsympathischer Typ !
Enttäuschend !

mba · 10.08.2017

Dieser Film ist eine Reise in der Zeit, bietet außer der schönen Bilder n eine subtile Wiedergabe der Kulturen und Mentalitäten in der 70er.
Die Gesichtsaudrücke der Hauptdarstellerin erzählen viel, ist aber den Meisten entgangen...

Hartmut T. · 23.07.2017

Einer der seltenen Fälle, dass ich der kino-zeit-Kritik vollumfänglich zustimmen kann. Die Landschaftsbilder waren in der Tat schön fotografiert - wenn man auch Straßen als Landschaft bezeichnet.

JÖRN MASEKOWITZ · 19.07.2017

auf die alten tage noch einmal einen Film machen und dann weg - nicht schlecht Gruß an alle.

Anke Droste · 16.07.2017

Wieso zeigt Ihr den Film?