Ouija: Ursprung des Bösen (2016)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Den Geistern so nah

Die Grundidee des Gruselstreifens Ouija, der Anfang 2015 in den deutschen Kinos anlief, hatte durchaus etwas für sich: Einmal mit den Toten sprechen, letzte Fragen stellen und Dinge klären, die man vor dem Ableben nicht mehr regeln konnte. Möglich gemacht durch das titelgebende Hasbro-Gesellschaftsspiel. Ein Hexenbrett, mit dem sich eine Verbindung zur Welt des Jenseitigen herstellen lässt. Der Horrorfilm hätte den Zuschauer auf eine emotional packende Reise entführen können. Am Ende stand, wie leider viel zu oft im Genre, jedoch ein Fließbandprodukt ohne Ambitionen, das man schon beim Abspann wieder vergessen hat. Umso mehr erstaunt es, dass Ouija: Ursprung des Bösen, der zeitlich mehrere Jahrzehnte vor dem ersten Teil angesiedelt ist, vieles besser macht. Zumindest über eine Stunde lang, bis Schock-Klischees die bedächtig entwickelte Schaueratmosphäre überlagern.

Los Angeles, 1967: Unterstützt von ihren Kindern Doris (Lulu Wilson) und Paulina (Annalise Basso) hält die verwitwete Alice Zander (Elizabeth Reaser) in ihrem Haus spiritistische Sitzungen ab, bei denen sie trauernden Kunden ‚Gespräche‘ mit toten Angehörigen vorgaukelt. Als Betrügerin sieht sie sich allerdings nicht, da sie den Menschen – so erklärt sie ihren Töchtern – lediglich den Trost spendet, nach dem viele verzweifelt suchen. Eines Tages berichtet Paulina von unheimlichen Erfahrungen mit einem Ouija-Brett, das ihre Mutter kurzerhand in ihr Portfolio aufnimmt. Nur wenig später macht Alice, die eigentlich nicht recht an Geister glauben mag, eine erstaunliche Entdeckung: Wie es scheint, kann die kleine Doris über das Spiel tatsächlich mit dem Totenreich und daher auch mit ihrem verstorbenen Vater in Kontakt treten. Während die alleinerziehende Mutter und ihre jüngste Tochter großes Gefallen an der neuen Kommunikationsmöglichkeit finden, macht sich Paulina ernsthafte Sorgen um ihre Schwester, die zunehmend seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt.

Was Ouija: Ursprung des Bösen von vielen ähnlich gelagerten Filmen unterscheidet, ist seine unaufgeregte Einführung der Figuren. Vorsichtig und differenziert nähert sich das Drehbuch der bedrückenden Situation im Hause Zander und setzt nur ganz sporadisch Jump-Scare-Nadelstiche. Der Verlust, den Alice und ihre Kinder erlitten haben, ist ständig greifbar. Und man leidet mit den Protagonisten mit, da die Darsteller deutlich überzeugender agieren, als es für das Genre üblich ist. Nach dem gelungenen Horrorthriller Oculus demonstriert Regisseur Mike Flanagan erneut ein treffliches Gespür im Umgang mit jungen Schauspielern, denen er starke Leistungen abgewinnt. Besonders eindrucksvoll ist die Wandlung der kleinen Lulu Wilson, die mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht Ungeheuerliches von sich gibt und den Zuschauer auf diese Weise zum Frösteln bringt.

Ähnlich wie bei Oculus schälen Flanagan und Drehbuch-Koautor Jeff Howard aus der übernatürlichen Prämisse ein familiäres Drama heraus, das lange Zeit im Mittelpunkt der Handlung steht. Der Wunsch, mit dem verstorbenen Ehemann und Vater zu sprechen, ist größer als die Angst vor außerweltlichen Entitäten, die sich der kleinen Doris mehr und mehr bemächtigen. Lautes Getöse ist dabei nicht vonnöten, um eine unheilschwangere Stimmung zu erzeugen und das Publikum gelegentlich, etwa in einer beunruhigenden Schulhof-Szene, ein wenig aufzuschrecken. Noch dazu überzieht der genreerprobte Regisseur seine Schauermär mit einem netten Retro-Anstrich, der sich gleich zu Anfang in einer gelben Titelrahmung ankündigt und ein authentisches 1960er-Jahre-Gefühl entstehen lässt.

Viel gäbe es nicht zu kritisieren, wenn die Macher auch im dritten Akt ihrer Linie treu geblieben wären. Angenehm überlegt vorgebrachter Familienhorror entwickelt sich hier jedoch zu einer effektgeladenen Geisterbahnfahrt mit zuweilen unfreiwillig komischen Zügen und einer Auflösung, die reichlich konventionell gerät. Als Fortsetzung eines rundum schablonenhaften Teenie-Gruselstreifens bietet Ouija: Ursprung des Bösen dennoch mehr, als man im Vorfeld erwarten durfte.
 

Ouija: Ursprung des Bösen (2016)

Die Grundidee des Gruselstreifens „Ouija“, der Anfang 2015 in den deutschen Kinos anlief, hatte durchaus etwas für sich: Einmal mit den Toten sprechen, letzte Fragen stellen und Dinge klären, die man vor dem Ableben nicht mehr regeln konnte. Möglich gemacht durch das titelgebende Hasbro-Gesellschaftsspiel. Ein Hexenbrett, mit dem sich eine Verbindung zur Welt des Jenseitigen herstellen lässt.

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