Operation Polarfuchs

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

An den eisigen Grenzen des Krieges

Der Zweite Weltkrieg ist so vielschichtig und facettenreich – und letzten Endes auch monströs -, dass das Interesse der Filmemacher an diesem Topos nach wie vor ungebrochen zu sein scheint. Während Steven Spielberg in Gefährten demnächst ein (Schlacht)Ross auf die Kriegsschauplätze schickt, sind es bei Richard Holms Spielfilm Operation Polarfuchs / Gränsen vor allem der Handlungsort und eine bislang eher weniger beachtete Episode des Krieges, die aufmerken lassen.
Im Winter 1942 ist die Lage an der Grenze zwischen dem von den Deutschen besetzten Norwegen und dem neutralen Nachbarn Schweden angespannt – quasi täglich rechnet man hier mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, weswegen die Nerven bei den schwedischen Soldaten blankliegen. Immer wieder sind sie dazu gezwungen, zum Zwecke der Aufklärung die Grenze nach Norwegen zu überschreiten, um auf diese Weise herauszufinden, was der Aggressor im Schilde führt.

Einer der Männer, die an der Grenze ihren Dienst versehen, ist der schwedische Leutnant Aron Stenström (André Sjöberg), der kurz vor seiner Hochzeit mit Karin (Marie Lindström) steht. Zudem erwarten die beiden ihr erstes Kind, so dass für sie der Himmel voller Geigen hängt. Doch in Europa tobt der Krieg und das merken auch die Menschen in Schweden – vor allem dann, wenn sie Soldaten sind. Und so ist das Glück von Aron und Karin nur von kurzer Dauer. Denn zwei von Stenströms Leuten dringen unerlaubt auf norwegisches Gebiet vor und geraten in einen Schusswechsel mit den Deutschen, in dessen Verlauf einer der beiden festgenommen wird, der andere wird schwer verwundet.

Aufgrund der sowieso angespannten Lage ist der Grenzzwischenfall eine Katastrophe, da sie den Auslöser für eine Invasion bieten könnte. Als Stenström erfährt, dass der Gefangene ausgerechnet sein jüngerer Bruder Sven (Martin Wallström) ist, bricht er zusammen mit einigen anderen Soldaten auf, um die Geisel zu befreien. Bald schon hat er nicht nur die deutsche Wehrmacht auf den Fersen, sondern auch die eigenen Leute, die um jeden Preis verhindern wollen, dass sich der Konflikt weiter verschärft. Und dazu sind sie zu allem bereit…


Eines vorweg: Auch wenn der martialische Titel und das Cover der DVD diesen Eindruck erwecken mögen: Wer bei Operation Polarfuchs einen „klassischen“ Kriegsfilm mit reichlich Geballer sowie hohem Materialverschleiß und body count erwartet, der sollte vielleicht lieber zu anderer Kost greifen, das Angebot an entsprechenden Filmen ist ja nicht gerade gering. Stattdessen liegen die Stärken von Operation Polarfuchs eher bei seinen Thrillerqualitäten, die in manchen, leider seltenen Momenten beinahe schon kleine Reminiszenzen an den Film noir (wobei es in diesem Fall aufgrund des allgegenwärtigen Schnees eher Film blanc heißen müsste) sind.

Dass der Film dennoch nicht zur Gänze überzeugen kann, liegt vor allem an der klischeehaften Zeichnung der Deutschen und daran, dass viele gute Ansätze der Geschichte einfach nicht konsequent zu Ende geführt wurden, so dass der recht übertriebene Showdown am Ende nahezu alles unterläuft, was zuvor an Feinheiten, Zwischentönen und emotionalen Verwicklungen mühsam etabliert worden war. Visuell ist der Film zwar durchaus ansprechend umgesetzt und punktet vor allem zu Beginn mit grandiosen Winterpanoramen, die kontrastiert werden von beinahe nachtschattenschwarzen Szenen – ein Kontrast, den man durchaus noch stärker hätte herausarbeiten können, ja sogar müssen. So aber bleibt von diesem Film nicht sehr viel mehr als der Eindruck, dass man sich den manchmal recht löchrigen und nicht immer ausgereift wirkenden Plot von Operation Polarfuchs durchaus auch als Einzelepisode eines WWII-Shooters wie Call of Duty vorstellen könnte. Was in diesem Fall nicht unbedingt für den Film spricht. Mission accomplished – next level…

Operation Polarfuchs

Der Zweite Weltkrieg ist so vielschichtig und facettenreich – und letzten Endes auch monströs -, dass das Interesse der Filmemacher an diesem Topos nach wie vor ungebrochen zu sein scheint. Während Steven Spielberg in „Gefährten“ demnächst ein (Schlacht)Ross auf die Kriegsschauplätze schickt, sind es bei Richard Holms Spielfilm „Operation Polarfuchs“ / „Gränsen“ vor allem der Handlungsort und eine bislang eher weniger beachtete Episode des Krieges, die aufmerken lassen.
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