Omamamia

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

(Kaiser)Schmarrn für den Papst

Eine erzkatholische Großmutter, eine Reise nach Rom und ein Auftritt des Papstes – das haben wir doch schon mal irgendwo gesehen, oder?! Richtig: Das Grundrezept von Tomy Wigands Omamamia erinnert stark an Wer’s glaubt, wird selig, den letzten filmischen Streich des Marcus H. Rosenmüller. Doch Wigand geht in eine ganz andere Richtung und inszeniert keine bayrische Komödie, sondern die Geschichte dreier Generationen von Frauen, die in Rom ihr Liebes- und Lebensglück suchen.
Im Zentrum der Geschichte steht die Großmutter Marguerita (Marianne Sägebrecht), deren neurotische Tochter Marie (Annette Frier) sie in ein Heim abschieben will. Doch Oma hat andere Pläne. Die streng katholische Frau möchte sich durch den päpstlichen Segen endlich von einer bislang verheimlichten Sünde freisprechen lassen. Kurzentschlossen packt sie ihre Sachen und reist nach Rom, wo ihre Enkelin Martina (Miriam Stein) gerade einen Au-Pair-Aufenthalt verbringt. Die ist aber inzwischen heimlich bei dem Rocksänger Silvio (Raz Degan) eingezogen. Was wird Großmutter wohl dazu sagen, dass ihre Enkelin in wilder Ehe lebt? Wie kann es Marguerita schaffen, eine Audienz bei Ihrer Herrlichkeit zu ergattern? Wie wird Kontrollfreak Marie auf all diese Entgleisungen reagieren? Und vor allem: Was ist Omas Geheimnis?

Tomy Wigand lässt seinen Film in Kanada beginnen, wohin Marguerita einst ausgewandert ist. Abgesehen vom beeindruckenden landschaftlichen Panorama bleibt die Funktion dieser außergewöhnlichen Ausgangssituation vollkommen unklar, da sie für die Handlung im Grunde irrelevant ist. Stattdessen lässt das kanadische Setting konzeptionelle Schwächen des Films zu Tage treten. Die nachsynchronisierte Stimme von Maries kanadischem Ehemann Joe (Paul Barrett) fällt neben den Originalstimmen der anderen Schauspieler zwangsläufig negativ auf. Zudem scheint es in der Welt von Omamamia keine Zeitverschiebung zu geben, denn wann immer die Familie über den Ozean hinweg miteinander telefoniert, finden die Gespräche hier wie dort zur selben Tageszeit statt.

Schwachstellen dieser Art finden sich leider einige in Omamamia. Das Gesamtkonzept wirkt unausgegoren und schwankt zwischen Familiendrama und Komödie. Infolgedessen weiß der Zuschauer selten, ob ihn die Ereignisse auf der Leinwand zum Lachen oder zum Weinen verleiten sollen. Der Humor will einfach nicht richtig zünden. Die Darstellungen sind nicht pointiert, die Geschehnisse nicht absurd genug, um die mangelnde Glaubwürdigkeit der Ereignisse hinter gelungener Komik zurücktreten zu lassen. In diesem unsicheren Taumel zwischen den Genres gehen auch die emotionalen Verwicklungen der Geschichte fast vollkommen unter. Die verschiedenen, insgesamt recht komplexen Beziehungsgefüge, die Omamamia präsentiert, können den Zuschauer nur schwerlich bewegen. Lediglich die Ehe zwischen Marie und Joe transportiert gen Ende glaubwürdige Gefühle von unerfüllter Sehnsucht und vergebender Liebe.

Vielleicht ist es die Arbeit mit Klischees, mit der sich Tomy Wigand hier ein Bein stellt. Die gutmütige und lebenslustige Oma, die im Kontrast zu ihrer strengen und zwanghaft kontrollierten Tochter steht; die erwachsene Tochter, die im Ausland einem italienischen Bad Boy verfällt, der sie natürlich nicht glücklich machen kann – das alles sind Typen, die für ein Familiendrama zu platt geraten sind. Für eine Komödie jedoch fehlt hier die humoristische Überzeichnung. Wieder krankt der Film an seiner unklaren Selbsteinordnung, die es dem Zuschauer erschwert, sich auf die Geschichte und ihre Figuren einzulassen. So kann sich der Charme, der in der ungewöhnlichen Reise nach Rom angelegt ist, in der Umsetzung nicht entfalten.

Auf Grund großer konzeptioneller Schwachstellen bleibt Omamamia eine austauschbare deutsche Komödie, die – von den anfänglichen Panoramaaufnahmen abgesehen – kaum Kinopotential entwickelt und weder tief bewegen noch durchgehend amüsieren kann.

Omamamia

Eine erzkatholische Großmutter, eine Reise nach Rom und ein Auftritt des Papstes – das haben wir doch schon mal irgendwo gesehen, oder?! Richtig: Das Grundrezept von Tomy Wigands „Omamamia“ erinnert stark an „Wer’s glaubt, wird selig“, den letzten filmischen Streich des Marcus H. Rosenmüller. Doch Wigand geht in eine ganz andere Richtung und inszeniert keine bayrische Komödie, sondern die Geschichte dreier Generationen von Frauen, die in Rom ihr Liebes- und Lebensglück suchen.
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Meinungen

Andrea Hailer · 30.11.2012

Die "außergewöhnliche Ausgangssituation" ist für diese Geschichte beileibe nicht "irrelevant". Tomy Wigand hat hier ein wunderbares Leinwand-Lied komponiert, welches auf einer wahren Geschichte beruht.
Omamamia ist keine Komödie und kein Drama, die Oma in Roma ist eine Dramödie, eine Geschichte über das Leben, die Bezüge und Verstrickungen innerhalb einer Familie, mit großartigen Schauspielern, liebevoll in Szene gesetzt von Regisseur und einer Kamera, bei der man glaubt, Italien, das Schnitzel in der Pfanne, den Sonnenaufgang und die fast lebenslange Last der Oma förmlich riechen zu können.
Es stimmt, daß man als Zuschauer nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
Ein Lachen mit Tränen in den Augen - so muß Kino sein und macht Omamamia zu einem Kinogeschenk für jeden, der sich darauf einläßt.

zekaa* · 06.11.2012

ich hab diesen Film vor 4 tagen an meinem geburtstag mit einigen freunden angeschaut (weil es sonst keine gescheide filme mehr gaben) ich und meine freundinnen fanden es nicht so schlecht also man kanns schon anschauen obwohl es so "omahaft" wirkt :)

meier · 01.11.2012

Bei der überragenden Kritik bekommt man gleich Lust in den Film zu gehen...