Olga

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Das tragische Schicksal einer Kämpferin

Einen ernst zu nehmenden Spielfilm über das Leben einer kommunistischen Revolutionärin zu drehen, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Schon gar nicht, wenn sich ihr Lebensweg durch verschiedene politisch extreme Regime und unruhige Zeiten erstreckt, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte beherbergt und letztlich grausam in einem deutschen Konzentrationslager endet. Dennoch hat sich der Brasilianer Jayme Monjardim für sein Debüt als Spielfilmregisseur genau diesen Stoff nach dem erfolgreichen Roman von Fernando Morais erwählt.
Im München der 1920er Jahre begeistert sich die junge Olga (Camila Morgado), die im jüdisch-bürgerlichen Milieu ihrer Familie aufwächst, bereits als Teenager für die kommunistische Ideologie. Mit 15 lernt sie den jungen KPD-Funktionär Otto Braun (Guilherme Weber) kennen, mit dem sie 1925, gerade einmal 17 Jahre alt, nach zunehmenden Streitigkeiten mit ihrer Mutter nach Berlin zieht. Dort arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten für die KPD und andere kommunistische Organisationen, doch Otto Braun wird 1926 in der Untersuchungshaftanstalt Moabit inhaftiert und des Hochverrats angeklagt. 1928 wird Braun jedoch unter Olgas Leitung in einer spektakülären Aktion befreit, die für enormes Aufsehen und Sensations-Schlagzeilen sorgt, so dass das Paar nun endgültig in den Untergrund abtauchen muss.

Braun und Olga werden von der Partei aus Sicherheitsgründen in die Sowjetunion geschickt, wo die junge Frau im Umgang mit Waffen ausgebildet wird und eine rasche Karriere innerhalb der Partei zurücklegt; ihre Beziehung mit Otto Braun zerbricht Anfang der dreißiger Jahre. Bald wird Olga für eine ganz spezielle Mission ausgewählt: Sie soll den brasilianischen Kommunisten Luís Carlos Prestes (Caco Ciocler) getarnt als seine Gattin in seine Heimat begleiten, um dort gemeinsam mit ihm einen Putsch gegen das diktatorische Regime vorzubereiten und auszuführen.

Während der langen Reise geschieht, was geschehen muss – die Liebe überfällt das revolutionäre Paar ungerufen, und aus der Tarnung wird eine emotionale Realität. Der Umsturzversuch allerdings misslingt, Prestes und Olga werden verraten und geraten in die brutale Gefängnismaschinerie des Diktators Vargas (Osmar Prado). Hier gewahrt die junge Frau, dass sie ein Kind erwartet, und obwohl ihre Schwangerschaft sie rechtlich offiziell davor schützt, wird sie 1936 an Nazi-Deutschland ausgeliefert, wo sie kurz darauf in einem Frauengefängnis ihre Tochter Anita Leocádia zur Welt bringt.

Derweil ruft das gefährdete Schicksal der jüdischen Kommunistin international einflussreiche Fürsprecher hervor, und allen voran bemüht sich Dona Leocádia (Fernanda Montenegro), die Mutter von Prestes, unablässig darum, Olga und ihre Enkeltochter zu retten. Mit gewaltigem Glück gelangt die kleine Anita schließlich in die Obhut ihrer Großmutter, doch Olga Benario wird nach mehreren Jahren, die sie in verschiedenen Konzentrationslagern überlebt, in der so genannten NS-Tötungsanstalt in Bernburg ermordet.

Straßen, eine Galerie, ein Jugendfilmclub und gar einige Bars erinnern vor allem in den Städten der ehemaligen DDR an die Revolutionärin Olga Benario, und manche Schrift ist schon über ihr tragisches Leben verfasst worden, allen voran jene von Ruth Werner, einer berühmten (Zeit-)Genossin, die unter dem Decknamen "Sonja" als sowjetische Spionin von sich reden machte. 2004 kam die Dokumentation Olga Benario – Ein Leben für die Revolution von Galip Iyitanir in die Kinos, die zwar auch mit nachgestellten Szenen arbeitet, aber deutlich sachlich orientiert ist.

Die Verfilmung des Stoffes nach dem Roman Olga des brasilianischen Journalisten und Politikers Fernando Morais, sehr bemüht um historische Präzision, die in über 20 Sprachen übersetzt und äußerst erfolgreich abgesetzt wurde, stellt überwiegend die persönliche Geschichte der Revolutionärin, Geliebten und Mutter in den Vordergrund. Regisseur Jayme Monjardim inszeniert Olga, die bisher kostspieligste brasilianische Spielfilmproduktion, als üppiges Drama mit großartig gestalteten Bildern und pompöser Tragik, ausgestattet mit einer Besetzung aus hochkarätigen Schauspielern. Wer historische Verfilmungen nach wahren Begegbenheiten favorisiert, wird mit diesem Film sicherlich bestens unterhalten werden und die eine oder andere Träne nur allzu gern opfern, begleitet von der herzergreifenden Filmmusik von Marcus Viana – ebenfalls ein Debüt, und ebenfalls ein sehr gelungenes.

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Einen ernst zu nehmenden Spielfilm über das Leben einer kommunistischen Revolutionärin zu drehen, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Schon gar nicht, wenn sich ihr Lebensweg durch verschiedene politisch extreme Regime und unruhige Zeiten erstreckt.
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