Ohne Dich

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Schmerzhafte Liebe

Drei Paargeschichten in einem episodischen Film. Es sind heterosexuelle Paare, doch die Perspektive ist eher weiblich. Im Zentrum stehen Rosa (Katja Riemann), Motte (Helen Woigk) und Layla (Meral Perin). Ihre Männer bleiben dahinter zurück: Rosas Marcel (Charly Hübner), Neo (Arne Gottschling), der zu Motte gehört, und Laylas Ex Navid (Bijan Zamani).
Die Männer haben nichts miteinander zu tun, es sind ihre Frauen, die lose miteinander in Beziehung stehen oder geraten: Motte bekommt ein Kind, Rosa ist Hebamme und Layla ihre Putzfrau. Was sich zunächst einfach anhört, ist etwas komplizierter, denn es geht in Ohne dich weniger um diese Verbindung der Frauen, als um drei im Grunde eigenständige Geschichten.

Rosa, Hebamme ohne eigene Kinder, hat wieder Krebs. Der Tumor, der ihr schon einmal entfernt worden war, ist zurück. Marcel, ihr Lebensgefährte, will, dass sie dagegen ankämpft. Aber Rosa weiß, dass sie den Kampf nicht noch einmal gewinnen kann. Der Tumor hat bereits gestreut und frisst sie auf. In der Gewissheit, dass sie bald sterben wird, lässt sie früh los, und Marcel kann nichts tun, außer bis ganz zum Schluss bei ihr zu sein. Wenn sie gestorben ist, prophezeit Putzfrau Layla, wird es sich für ihn anfühlen, als ob jemand ihm ständig die Kehle zudrückte.

Eine interessante Gegenüberstellung: Auch in Mottes Körper wächst etwas heran. Es ist freilich ein Kind, gezeugt von ihrem Kumpel Neo, der zunächst noch nicht weiß, ob er schwul, hetero oder bi ist. So ähnlich wie Rosa, die sagt: „Es ist mein Krebs“, reagiert auch Motte, als man sie fragt, warum sie nicht abgetrieben hat. Andererseits weiß sie: „Ich will’s nicht behalten. Ich kann nicht mit Kindern“ und würde ihr Baby genauso gerne im Krankenhaus lassen wie Rosa ihren Krebs. Für die junge, rebellische Kellnerin, die sozialromantisch in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon haust, scheint das Ungeborene sich anzufühlen wie ein Alien, wenn sie sagt: „Das Raumschiff will landen! Die Melone platzt bald!“ Zuletzt beginnt die Geschichte von Layla, und sie kommt nie richtig in Gang. Die palästinensische Putzfrau von Rosa und Marcel verzehrt sich nach ihrem Ex Navid, der sie für eine Jüngere verlassen hat, und stalkt ihn.

Regisseur Alexandre Powelz, geboren 1970, vermochte für sein spätes Langfilmdebüt eine beachtlich prominente Besetzung zu gewinnen. Riemann, Hübner, Woigk und den anderen oben bereits genannten Darstellern folgen im Abspann noch Namen wie Rolf Hoppe und Sarah Horváth. Sie alle spielen nach Kräften gegen die Schwächen des Drehbuchs und besonders die einengenden Konturen ihrer Figuren an. Doch allein Katja Riemann gelingt dies durchgängig, den anderen nur hin und wieder mal. Wie Ohne Dich auch hätte aussehen können, wenn den Schauspielern mehr Raum zugestanden worden wäre, zeigt die schönste Szene des Films: Rosa und Marcel tanzen zu „Marcia Baila“ von Les Rita Mitsouko.

Ohne Dich

Drei Paargeschichten in einem episodischen Film. Es sind heterosexuelle Paare, doch die Perspektive ist eher weiblich. Im Zentrum stehen Rosa (Katja Riemann), Motte (Helen Woigk) und Layla (Meral Perin). Ihre Männer bleiben dahinter zurück: Rosas Marcel (Charly Hübner), Neo (Arne Gottschling), der zu Motte gehört, und Laylas Ex Navid (Bijan Zamani).
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