Nur Fliegen ist schöner

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Schöner als Fliegen ...

Aus Frankreich kommen seit einigen Jahren vor allem Wohlfühl-Komödien zu uns. Nur Fliegen ist schöner folgt dem üblichen Strickmuster, macht aber aufgrund eines sehr sympathischen Hauptdarstellers wirklich großen Spaß und beweist, dass der Mensch nun einmal ein Gewohnheitstier ist. Auf den zweiten Blick findet man zudem in einigen schönen Metaphern auch einen nachdenklicheren Zugang.
Michel (Bruno Podalydès) hat eine kleine Midlife-Crisis. Sein Job ist eigentlich recht langweilig. Zumindest ist es immer das gleiche, Ampeln in 3D-Modelle von Straßenzügen zu platzieren. Seine Frau liebt er, doch leben sie in aller Harmonie mehr nebeneinander als miteinander. Seine große Leidenschaft ist seit seiner frühesten Kindheit das Fliegen. Die Postflugzeuge haben es ihm besonders angetan. Also trägt er die Leder-Fliegerjacke mit besonderem Stolz – beim Fahren seiner Vespa. Eines Tages entdeckt er bei der beruflichen Recherche das Modell eines Kajaks im Internet. Und die Ästhetik der Holzkonstruktion (beinahe wie eine Tragfläche) nimmt ihn sofort gefangen. Tagelang starrt er das Modell auf der Internetseite an und kauft es schließlich – ohne seiner Frau Rachelle (Sandrine Kiberlain) davon zu berichten.

In endlosen „Trockenübungen“ paddelt er sitzend im Wohnzimmer in eine Traumwelt oder läuft – das Kajak mit Hilfe von Gurten auf den Schultern tragend – über die Dachterrasse. Diese überaus albernen, weil wenig zielführenden Übungen finden ein Ende, als seine Frau das Paddel entdeckt. Nach dem großen Geständnis schickt sie ihn auf die Reise. Etwas Veränderung tut der Seele gut. Eine unglaubliche Menge an Abenteuerequipment wird besorgt, das Handbuch von Tick, Trick und Track eingepackt und los geht es. Doch schon nach wenigen Kilometern flussabwärts entdeckt Michel ein romantisches Gasthaus. Die skurrilen Angestellten wecken seine Neugier und schließlich bleibt er sehr viel länger als geplant.

Bruno Podalydès hat hier sein eigenes Drehbuch verfilmt und spielt auch noch die Hauptrolle. Und diese Personalunion klappt überraschend gut. An seiner Seite sehen wir Sandrine Kiberlain als seine Frau und Agnès Jaoui als Wirtin des Gasthauses.

Der leichtfüßig inszenierte, sommerliche Film erinnert den Zuschauer an die eigenen Träume, die man vielleicht nie so recht verfolgt hat. Dabei ist die fluffige Stimmung nur eine sehr gute Fassade. Unter der Oberfläche findet man eine Menge Metaphern. Auch im Alltag lässt Michel sich einfach treiben. Im Gegensatz zu seiner bisherigen Leidenschaft, dem Fliegen, erfordert das Kajakfahren zunächst keine große Anstrengung. Doch dieses Treiben kann sowohl im wahren Leben als auch im Film in Sackgassen oder Teufelskreisen enden. Auch wenn Michel es selbst nicht sieht, so ist der Aufenthalt in dem verwunschenen Gasthof in keiner Weise zielführend. Im Grunde lebt er dort genau wie zu Hause, nur eben mit anderen Menschen. Dieser Eindruck wird für den Zuschauer durch die Bildkompositionen noch besonders verdeutlicht.

Ein weiteres großes und starkes Motiv des Films ist die Technikbesessenheit von Michel. Sein Equipment könnte kaum umfangreicher sein, wenn er einen sechsmonatigen Trip durch den Himalaya plante. Dabei findet sich für jede erdenkliche Situation das richtige Gadget. Dass er dabei nicht an Toilettenpapier gedacht hat, also etwas doch sehr Wesentliches, bemerkt er direkt bei der Abfahrt. „Nimm einfach Blätter“, rät seine Frau. Natürlich gibt es für fast jedes Problem, das ihm in einer Woche auf der Loire widerfahren könnte, eine einfache Lösung. Etwas später bedauert er, dass er nicht an ein Radio gedacht hat. Die allgemein zunehmende Technisierung unseres Alltags und die Rückbesinnung auf das Wesentliche sind die tieferen Aussagen des Films. Das Schöne ist aber, dass man die französische melancholische Komödie auch einfach nur genießen kann, mit all ihrem skurrilen Personal und ihren charmanten Ideen.

Nur Fliegen ist schöner

Aus Frankreich kommen seit einigen Jahren vor allem Wohlfühl-Komödien zu uns. „Nur Fliegen ist schöner“ folgt dem üblichen Strickmuster, macht aber aufgrund eines sehr sympathischen Hauptdarstellers wirklich großen Spaß und beweist, dass der Mensch nun einmal ein Gewohnheitstier ist. Auf den zweiten Blick findet man zudem in einigen schönen Metaphern auch einen nachdenklicheren Zugang.
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Meinungen

Andrula · 19.06.2016

Ein wunderbarer Film. Skuril, komisch, lustig und traurig. Genau das Richtige zum Mitträumen und Mitfliegen!

Der_Thom · 01.06.2016

Wunderbarer Film! Eine-Anti-Stress-Komödie..... Genau das isser. Viel gelacht

Annette · 25.05.2016

schade, ein Film, der in vielen Sequenzen ungeheures Potential birgt, aber größtenteils fad, blass und rosarot bleibt