Noma - Ein Blick hinter die Kulissen des besten Restaurants der Welt (2015)

Eine Filmkritik von Maria Wiesner

Ein sinnliches Erlebnis

Der Dokumentarfilmer Pierre Deschamps hat einen Blick hinter die Kulissen des besten Restaurants der Welt — das Noma in Kopenhagen — geworfen. Selten hat man Essen so sinnlich inszeniert gesehen.

Essen ist pure Sinnlichkeit — und jeder, der schon einmal versucht hat, sein Essen zu fotografieren, weiß, wie schnell das nach Matsch aussieht. Die Skepsis vor Noma — My Perfect Storm ist also groß. Der Dokumentarfilm des französischen Regisseurs Pierre Deschamps will das Kopenhagener Restaurant porträtieren, das den Begriff „Nordische Küche“ überhaupt erst erfunden hat. Und da der Grundstein dieser Küche lokale, unverarbeitete Zutaten aus den nordischen Ländern sind, ist es nur logisch, dass der Film mit Bildern von ihnen beginnt. Und was das für Bilder sind: Close-up-Aufnahmen von rotbäckigen Äpfeln, Details praller Kürbisse, eine Kamerafahrt entlang dichtester Rosmarinblättchen. Alles so haptisch, dass man die Struktur unter den Fingern zu spüren glaubt.

Deschamps begleitet Noma-Gründer René Redzepi auf dem Weg zum Ruhm. Der Koch mit makedonischen Wurzeln gilt heute als Mozart der modernen skandinavischen Küche. „Man schmeckt in den Zutaten den Ort, an dem sie gewachsen sind“, sagt Redzepi, deshalb darf in seine Gerichte nur, was auch im Norden zu finden ist. Seine Zulieferer durchforsten Wälder für frische einheimische Pilze, pflücken Kräuter von Wildwiesen oder ernten Seeigel aus den eisigen Meerestiefen vor Schottland. Sie alle werden vorgestellt und bei ihrer Arbeit beobachtet. Der langsame Waldspaziergang der Kräuterpflücker steht dabei in krassem Kontrast zum Tempo in der Noma-Küche. Redzepi treibt seine Mannschaft an, fordert Spitzenleistung und hält auch mal deftige Standpauken. Er ist Perfektionist und wenn auch nur eine Zutat verkehrt ist, lässt er seine Köche das Gericht wiederholen. Das muss man nicht sympathisch finden, sein Erfolg ist Beweis genug, dass er etwas richtig macht. Doch Deschamps zeigt nicht nur die harten Seiten des Chefkochs, er folgte ihm bis nach Hause, wenn er mit seinen Töchtern kocht oder die Kinder mit dem Fahrrad in die Kita bringt. Das ist nicht nur ein Porträt des Chefkochs, es ist vor allem ein Porträt des Menschen Redzepi — und der ist so widersprüchlich wie jeder andere Mensch auch.

Auf die Idee zu seinem Erfolgskonzept brachte ihn — mitten in einer Sinnkrise — übrigens eine Reise nach Grönland. Er schwärmte danach von der Reinheit der Landschaft und wie sich die Natur den Jahreszeiten anpasst. Zunächst verlachte man ihn wegen seiner Idee einer nordischen Küche. Doch Redzepi hielt daran fest und machte Noma zum besten Restaurant der Welt (so der offizielle Titel „World’s 50 Best Restaurants“). Deschamps Kamera schafft es den Übergang von der Inspiration zum Menü festzuhalten. Aus den Landschaften in Grönland werden Landschaften auf dem Teller. Ein Rippchen mit Beerenkruste gleicht einem bemoosten Baumstamm. Salzkristalle auf einer Kartoffelkruste den Schollen im Eismeer. Blätter, Blüten und Moos finden Verwendung als essbare Dekoration der Gerichte.

Das alles ist wunderbar sinnlich und wie geschaffen für einen Abend mit anschließendem Essen. Man sollte sich unbedingt einen Tisch in einem guten Restaurant reservieren, denn wenn man nach 99 Minuten aus dem Kino kommt, hat man definitiv Hunger.
 

Noma - Ein Blick hinter die Kulissen des besten Restaurants der Welt (2015)

Der Dokumentarfilmer Pierre Deschamps hat einen Blick hinter die Kulissen des besten Restaurants der Welt — das „Noma“ in Kopenhagen — geworfen. Selten hat man Essen so sinnlich inszeniert gesehen.

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N. Gläßer · 08.02.2017

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