Micropolis

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein kribbelndes Filmerlebnis

Vielleicht liegt es ja an der zunehmenden Gefährdung unserer Umwelt, dass Naturfilme seit Jahren nach einer langen Zeit des Schattendaseins solch einen Aufschwung erleben. Und tatsächlich: Immer stehen in Filmen wie Die Reise der Pinguine auch die Gefährdungen der jeweils porträtierten Spezies im Mittelpunkt des Interesses. Auch Philippe Calderons Dokumentarfilm Micropolis / La citadelle assiégée macht hier keine Ausnahme und präsentiert ein Termitenvolk, das sich verschiedenen Katastrophen ausgesetzt sieht und um sein Leben kämpft. Mit packender Musik und teilweise sensationellen Aufnahmen der kleinen Krabbler ist der Film nicht nur äußerst lehrreich, sondern auch spannend von der ersten bis zur letzten Minute – und das trotz eines gewissen Ekelfaktors, den man aber schnell vergisst.
Das liegt vor allem an der Aufbereitung der eigentlich wenig „possierlichen Tierchen“. Denn Calderon packt seine Doku in das Gewand eines Katastrophenfilms und eines Schlachtengemäldes und schildert den Überlebenskampf mit zahlreichen Anleihen bei diesem eigentlich menschlichen Genre. Zunächst zeigt der Regisseur den streng geregelten Aufbau des Staates, in dem die „Geschichte“ sich ereignet, er verdeutlicht die Organisationsstrukturen und Hierarchien, die hier bei den Termiten am Rande der afrikanischen Savanne herrschen. Zunächst sind es Naturkatastrophen, die – durchaus biblischen Plagen ähnlich – das Termitenvolk befallen, dann folgt eine Begegnung mit mörderischen fleischfressenden Wanderameisen, die die „Zitadelle“ bedrohen und mit der Auslöschung des ganzen Volkes drohen. Drei Tage und Nächte tobt der Kampf und die Termiten scheinen die Schlacht zu verlieren, doch dann folgt die Wende zum Guten.

Nicht von ungefähr erinnert die Geschichte, die in Micropolis / La citadelle assiégée erzählt wird, an die großen Sagen und Mythen der Menschheit, von der Ilias bis zum Nibelungenlied. Es geht um ein friedliebendes Volk, das von einem feindseligen Eindringling in seiner Existenz bedroht wird, um Königinnen und eine Burg, um Naturkräfte, die Göttern gleich in die Schlacht eingreifen, um eine Festung, die gegen den Ansturm unbarmherziger Gegner verteidigt werden muss. Da Calderon in seiner dramatisierten und überaus dramatischen Dokumentation naturgemäß weitgehend auf Individuen verzichten muss – zu ununterscheidbar sind die kleinen Insekten – und dies auch den biologischen Realitäten nicht entsprechen würde, baut er vor allem auf die „kollektive Intelligenz“ der kleinen Tiere und kommt damit dem Duktus der großen Menschheits-Epen erstaunlich nahe. Das Ergebnis ist ein ebenso außergewöhnlicher wie zwiespältiger Film, der zwar an manchen Stellen sehr pathetisch und zu weit weg von normalen Dokumentationen wirkt, der uns aber auch einiges über das Leben unter der Erde lehren kann. Spannend ist Micropolis / La citadelle assiégée allemal, aber eben auch ein wenig schlicht und effekthascherisch.

Micropolis

Vielleicht liegt es ja an der zunehmenden Gefährdung unserer Umwelt, dass Naturfilme seit Jahren nach einer langen Zeit des Schattendaseins solch einen Aufschwung erleben.
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Meinungen

incursion · 26.03.2008

der film ist grandios .
calderon hat verstanden das man die geschichte dieser tiere so erzählen muss um uns aufmerksam auf diese tierwelt zu machen .
den es liegt in unserem naturell.wir brauchen myhten und legenden .
das macht unser leben interessanter.und nur so lernen wir die tierwelt schätzen.wir bauen so eine unbewusste verbindung zu ihnen auf und erst dann verschwindet der ekel und die fastzination kommt zum vorschein.vielen dank mr. calderon für diesen film wir brauchen mehr davon