Mein neues bestes Stück

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Ein Penis für das Selbstvertrauen

Es ist noch nicht allzu lange her, dass in der deutschen Komödie Seitenwechsel ein von Wotan Wilke Möhring und Mina Tander gespieltes Paar plötzlich die Körper tauschen musste. Schuld daran war der Blitz während eines Gewitters. Auch bei der geplagten Jeanne (Audrey Dana), deren Ex-Partner die Trennung wollte und dann auch noch gegen ihren Willen das gemeinsame Sorgerecht für die beiden Kinder erstritt, kommt während eines nächtlichen Gewitters Magie ins Spiel. Aber diesmal lässt sich der Blitz etwas Neues einfallen: Jeanne bleibt innerlich und äußerlich Frau, mit dem kleinen Unterschied, dass sie nun einen Penis hat. Die Kinder dürfen nichts über ihn wissen, er behindert sie beim Gehen, er scheint ein geheimes Eigenleben zu führen, kurz, er bringt die arme Jeanne an den Rand des Wahnsinns.
Panisch stürmt die Architektin in die Praxis ihres Gynäkologen Doktor Pace (Christian Clavier). Auf keinen Fall will Jeanne zur öffentlichen Sensation werden und der ratlose Doktor beschwichtigt sie eher notdürftig mit seiner Erfahrung als Mann. Sie soll dem für die Zuschauer zum Glück unsichtbaren Fremdkörper am Unterleib den Namen ihres Kuschelhasen aus der Kindheit geben und seine Bedürfnisse befriedigen. Das tut sie, aber sie kann nicht verhindern, dass ihr auf einmal sogar die weiblichen Dessous-Models auf Werbeplakaten den Kopf verdrehen. Eine Annäherung an ihre schöne – und eingeweihte – Freundin Marcelle (Alice Belaïdi) scheitert kläglich. Aber da gibt es in Jeannes Firma eine Security-Frau (Joséphine Draï), die ebenfalls ein Geheimnis hat …

Nicht der merkwürdige Einfall, dass eine Frau am Morgen mit einem Penis am Leib aufwacht, versetzt diese französische Komödie Mein neues bestes Stück von Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Audrey Dana (French Women — Was Frauen wirklich wollen) in Schräglage. Das gelingt vielmehr der rumpeligen, zum Slapstick neigenden Dramaturgie, die schon nach wenigen Minuten in Richtung gemischtes Vergnügen weist. Zuerst ist Jeanne die geknickte Frau, die von der Gefühllosigkeit der Männer – der Ex, die Kollegen auf der Baustelle – genug hat. Wie lange wird sie wohl mit gebeugtem Oberkörper durch die Handlung schleichen? Nun, nicht allzu lange, denn die Hormone tun ihre Wirkung.

Wieder lässt sich der Film Erstaunliches einfallen, denn Jeanne kommt nicht nur in den Genuss männlicher Hormone – und kann andere Frauen mit Muskelkraft beeindrucken –, sondern auch ihre weiblichen Botenstoffe erhalten einen Schub. Jeanne setzt sich bei der Arbeit durch, ihre Bewegungen wirken freier und selbstsicherer, sie blüht auf. Schon kreist ein Mann um sie, gespielt von Éric Elmosnino, der immer noch zerzaust und übernächtigt aussieht wie in Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte.

Warum Jeanne ihr Herz lieber diesem Mann statt einer Frau schenken möchte, erklärt sich nicht aus der Geschichte. Aber die kümmert sich auch nicht wirklich um Fragen der Logik. Die Erklärung muss eher etwas mit Jeannes schönem, langem Haar zu tun haben und der Absicht, sich bei aller Originalität nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Es reicht, dass der Penis beziehungsweise das Testosteron Jeanne die Angst davor genommen haben, sich nachts alleine auf die Straße zu begeben. Mehr als die Versöhnung mit sich selbst und ein wenig Emanzipation hatte Dana für diesen Charakter nicht im Sinn. Statt großartiger Antworten auf Genderfragen gibt es nur die Botschaft, dass sich Frauen von den oft selbstsicherer auftretenden Männern nicht ins Bockshorn jagen lassen dürfen. Der Rest ist mehr oder weniger Klamauk, zu dessen besseren Momenten Christian Claviers an Louis de Funès erinnernde Darstellung des überforderten Arztes zählt.

Mein neues bestes Stück

Es ist noch nicht allzu lange her, dass in der deutschen Komödie „Seitenwechsel“ ein von Wotan Wilke Möhring und Mina Tander gespieltes Paar plötzlich die Körper tauschen musste. Schuld daran war der Blitz während eines Gewitters. Auch bei der geplagten Jeanne (Audrey Dana), deren Ex-Partner die Trennung wollte und dann auch noch gegen ihren Willen das gemeinsame Sorgerecht für die beiden Kinder erstritt, kommt während eines nächtlichen Gewitters Magie ins Spiel.
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