Mein bester Feind

Eine Filmkritik von Michael Spiegel

Ein Spiel um Leben und Tod

Wien in den 1930er Jahren: Obwohl sie aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammen, sind Viktor Kaufmann (Moritz Bleibtreu) und Rudi Smekal (Georg Friedrich) beste Freunde. Der erste stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die eine lukrative und überaus angesehene Kunsthandlung betreibt, der zweite ist der Sohn der Putzfrau, die lange Jahre bei den Kaufmanns gearbeitet hat. Dann kommt der Anschluss und mit ihnen die Nazis, denen sich Rudi andient, um auch endlich einmal auf der Seite der Gewinner zu sein.
Auf der Jagd nach einer lange verschollen geglaubten Zeichnung von Michelangelo, die sich im Besitz der Kaufmanns befindet, versucht Rudi zwar, die Familie vor der Deportation zu retten, muss aber mit ansehen, wie seine Vorgesetzten bei der SS sich plötzlich nicht mehr an ihre Zusagen erinnern mögen. Pikant wird die Geschichte vor allem durch einige politische Fallstricke: Zur Festigung des Bündnisses mit dem Duce will das Deutsche Reich die einst aus dem Vatikan gestohlene Zeichnung an Italien zurückgeben. Doch Moritz’ Vater, der schlaue Fuchs, hat zwei Kopien des Bildes anfertigen lassen, so dass man dringend der Hilfe des Sohnes bedarf, um an das richtige Bild heranzukommen. Dessen Versteck kennt aber nur der Alte – und der ist im Lager gestorben, hat seinem Sohn aber einen Hinweis hinterlassen, wo sich das kunsthistorische Kleinod befindet. Also wird ausgerechnet Rudi damit beauftragt, den Juden aus dem Lager zu holen und mit ihm gemeinsam den Michelangelo zu besorgen. Im Lauf der Jagd ergibt sich plötzlich für Moritz die Chance zu einem lebensrettenden Rollentausch, was wiederum Rudi in eine arge Bredouille bringt…

Eine Verwechslungskömodie wie von Johann Nepomuk Nestroy mit Nazis und einem Michelangelo-MacGuffin: gleichermaßen Versprechen und Aussicht auf eine ausnehmend amüsante Angelegenheit. Vor allem, wenn man bedenkt, mit welchen Filmen Wolfgang Murnberger in Deutschland und Österreich Erfolg hatte: Seine Verfilmungen Komm, süßer Tod, Silentium und Der Knochenmann nach den Romanen von Wolf Haas um den kopfschmerzgeplagten Detektiv Simon Brenner (womit in diesem Fall nicht der verdeckte Ermittler des baden-württembergische LKA gemeint ist, der in Heidelberg sein Unwesen trieb) sind echter Kult. Bis zum heutigen Tag allesamt ganz wunderbare Filme, die einem seinerzeit zu der Feststellung haben hinreissen lassen, dass die besten deutschspachigen Filme eben aus Österreich kommen.

Murnbergers neuestes Werk geht einen anderen, zunächst einmal auch ungewohnten Weg; lässt sich mit dem stechenden Humor der Haas-Verfilmungen der letzten Jahre nicht vergleichen — und bleibt dennoch ein charmanter, in vielen Momenten auch grotesker Film, der sich voll auf seine Situationskomik und seine Darsteller, allen voran Georg Friedrich und Moritz Bleibtreu, verlassen darf. Wenn etwa Rudi die Hosen herunterlassen muss, um festzustellen, ob er Jude ist und er etwas von einer kindlichen Phimose jammert, dann ist das das reinste Vergnügen. Manchmal hätte man sich vielleicht ein bisserl mehr Tempo gewünscht; auch der zeithistorische Hintergrund im Film hätte durchaus ein wenig eindeutiger, weniger kulissenhaft, ausfallen müssen. Und dennoch bleibt Mein bester Feind eine abenteuerliche Überlebensgeschichte; ein insgesamt gelungenes Werk über die Macht von Uniformen. Ein Film, der insbesondere unterhalten will, nicht aber vorhatte, Realitäten abzubilden oder sich in einer Haas-artigen Verfilmung zu wiederholen.

Mein bester Feind

Wien in den 1930er Jahren: Obwohl sie aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stammen, sind Viktor Kaufmann (Moritz Bleibtreu) und Rudi Smekal (Georg Friedrich) beste Freunde. Der erste stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die eine lukrative und überaus angesehene Kunsthandlung betreibt, der zweite ist der Sohn der Putzfrau, die lange Jahre bei den Kaufmanns gearbeitet hat. Dann kommt der Anschluss und mit ihnen die Nazis, denen sich Rudi andient, um auch endlich einmal auf der Seite der Gewinner zu sein.
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Meinungen

Muhkuh · 28.04.2011

Hab den Film heute gesehen und zunächst denkt man, dass es wieder einer ähnlicher Film zum zweiten Weltkrieg ist, jedoch hat mich dieser sehr überzeugt und das obwohl ich deutsche Film meist nicht sehr gut finde.
Wirklich empfehlenswert :)

wignanek-hp · 18.02.2011

„Mein bester Feind“ ist ein Film in der besten Tradition des Schelmenstücks. Tragisch und lustig zugleich, gleitet er aber nie in die schenkelklopfende Komik ab, die der Stoff auch gar nicht vertragen hätte.
Hier wird eine tragikomische Geschichte vor dem Hintergrund des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte erzählt. Der Komik zuviel, vielleicht in der vom Autor angesprochenen Szene mit der Hose, hätte die feine Balance zwischen Tragikomik und Slapstick überschritten, was dem Film sicherlich nicht gut getan hätte.
Ich danke dem Regisseur und den Darstellern dafür, dass sie mit so einem sicheren Gespür für das Machbare an den Stoff herangegangen sind und es vermieden haben den Film mit dieser unerträglichen schenkelklopfenden Komik zu überziehen.