Max Beckmann - Departure

Eine Filmkritik von Katrin Doerksen

Himmel und Hölle

„Ich glaube, dass ich in meinem Leben alles erreichen werde, was ich erreichen will“, soll der junge Max Beckmann gesagt haben. Der Dokumentarfilm von Michael Trabitzsch zeigt genau dieses Leben eines Künstlers, der die moderne Kunst mit seiner sehr räumlichen Malerei stark beeinflusste. Aber auch das Leben eines Privatmannes, der nicht nur Produkt, sondern vor allem auch Opfer seiner Zeit war.
Berlin, Amsterdam, New York City, St. Louis sind nur einige Stationen dieses Lebens von Max Beckmann. Geboren in Leipzig, reiste er als junger Mann durch Europa und richtete sein erstes Atelier in Berlin-Schöneberg ein, wo er sich gern als Einzelgänger inszenierte. Den Expressionismus lehnte der Künstler ab, genau wie die extremen Abstraktionen eines Pablo Picasso, und etablierte stattdessen eine figurative Malerei mit Tendenzen zum Mythischen. Vor allem in den USA wurde der selbstbewusste junge Künstler hoch gehandelt. In Europa fiel ihm die Arbeit hingegen zunehmend schwer. Die beiden Weltkriege brachen über die Bevölkerung herein und der Maler kämpfte mit Nervenzusammenbrüchen und Mutlosigkeit.

Max Beckmann – Departure lautet der Titel des Dokumentarfilms von Michael Trabitzsch, und trägt somit den Namen des ersten Tryptichons von Beckmann. Eine Bezeichnung, die auf den Künstler passt, dessen ganzes Leben von Aufbrüchen gezeichnet war. Entlang der zahlreichen Selbstportraits des Malers erzählt Trabitzsch seine Geschichte und vollzieht dabei die Wandlung des zuversichtlichen und tendenziell arroganten Newcomers zum vom Krieg gezeichneten Mann nach. Auszüge aus Briefen und Tagebucheinträgen sowie private Filmaufnahmen machen uns den Menschen Beckmann zugänglich, der sonst mit seiner massigen Statur und manchmal bis hin zur Radikalität überzeugten Aussagen eher unnahbar wirkte.

Nicht weniger rätselhaft als der Mensch bleiben viele der Gemälde Max Beckmanns. Akrobaten, Perseus, Blindekuh oder Argonauten heißen seine eindrucksvollen Tryptichen, die Himmel und Hölle einander gegenüberstellen, ohne plakativ schwarzweiß zu malen. Tatsächlich stecken derart viele mystische Details in den altarähnlichen Bildern, dass nicht einmal Experten alle Motive darin entschlüsseln können. Michael Trabitzsch besucht renommierte Museen auf der ganzen Welt, die Triptychen des Malers beherbergen, und lässt Kuratoren über die Bedeutung der Bilder referieren.

Eine Art Making-Of-Charakter entsteht so, wenn nicht nur die improvisierenden Experten vor Beckmanns Werken nach Worten ringen, sondern auch der Kameramann merklich um die wirkungsvollste Einstellung kämpft und Totalen zwischendurch das komplette Set inklusive Aufnahmeleiter und Tonangel zeigen. Der Wirkung von Max Beckmann – Departure tut diese Art des Filmens keinen Abbruch, unterstreicht sie doch vielmehr den subjektiven Charakter der Deutungen, die uns Michael Trabitzsch und seine Kunstexperten hier präsentieren. Angesichts der Komplexität in Max Beckmanns Tryptichen erscheint es einleuchtend, dass wir eingeladen sind, ihnen unsere eigene Interpretation hinzuzufügen. Schade nur, dass die flüchtigen Schwenks der Kamera dann aber doch zu wenig Zeit lassen, um die Bilder gebührend auf uns wirken zu lassen.

Max Beckmann starb völlig unerwartet am 27. Dezember 1950 an einem Herzinfarkt mitten auf der Straße im New Yorker Central Park. Sein zehntes Tryptichon mit dem Titel Amazonen blieb unvollendet.

Max Beckmann - Departure

„Ich glaube, dass ich in meinem Leben alles erreichen werde, was ich erreichen will“, soll der junge Max Beckmann gesagt haben. Der Dokumentarfilm von Michael Trabitzsch zeigt genau dieses Leben eines Künstlers, der die moderne Kunst mit seiner sehr räumlichen Malerei stark beeinflusste. Aber auch das Leben eines Privatmannes, der nicht nur Produkt, sondern vor allem auch Opfer seiner Zeit war.
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