Maria Bethânia - Música é perfume

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Musikalisches Porträt einer streitbaren brasilianischen Ikone

In ihrer Heimat ist Maria Bethânia längst eine nationale Berühmtheit. Die 1946 in Santo Amaro da Purificaçao geborene Schwester des Sängers Caetano Veloso ist eine Ikone der brasilianischen Gegenkultur und avancierte später zu einer der wichtigsten Vertreterinnen des so genannten „Tropicalismo“. Diese Bewegung entstand in den frühen sechziger Jahren als Reaktion auf den Militärputsch und führte in ihrer musikalischen Ausprägung Rock, Bossa Nova sowie brasilianische und portugiesische Folklore zusammen. Allerdings wollten die Vertreter des Tropicalismo nie einen einheitlichen Stil kreieren, sondern empfanden ihre Bewegung vor allem als Lebenshaltung: „Wir wollten nur einige Aspekte der traditionellen Musik Brasiliens hervorheben, der ländlichen und der urbanen Folklore, und gleichzeitig die Türe offen halten für Einflüsse aus Amerika und Europa — all diese Dinge vermischen und daraus eine neue Musik entwickeln“, so beschreibt Gilberto Gil das Anliegen der Künstler. Eine Vielfalt, die auch das Werk von Maria Bethânia auszeichnet.
Sie begann ihre Karriere als Bossa Nova-Interpretin und beschritt dann ihren Weg, der sie über Samba und Afro-brasilianische Musik hin zu romantischen Balladen brachte. Mittlerweile haben sich ihre Platten mehr als zwanzig Millionen Mal verkauft, sie ist eine der erfolgreichsten Interpretinnen Brasiliens. Und eine der bekanntesten und geachtetsten dazu.

Der Filmemacher Georges Clachot war kein intimer Kenner der verschachtelten brasilianischen Musikszene, als er Maria Bethânia beim Jazzfest von Montreux kennen lernte. Doch das Charisma der imposanten Erscheinung zog ihn sofort in seinen Bann. Und man spürt schnell, was den Reiz dieser Frau ausmacht, der Funke überträgt sich selbst über Kamera und Leinwand schnell auf die Zuschauer dieser Dokumentation. Begleitet von Gefährten und Weggenossen wie Nana Caymmi, Miucha, Chico Buarque, Gilberto Gil und Caetano Veloso spürt Gachot einer Musik- und Kulturgeschichte und einer großen Persönlichkeit nach und enthält sich dabei jedes eigenen Kommentars. Stattdessen kann sich die Sängerin selbst frei entfalten, zwischen der Studioarbeit an einem neuen Album und umjubelten Konzertauftritten spricht sie freimütig über ihre Herkunft und ihre Karriere, die Kamera begleitet sie an all jene Orte, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben, stets diskret, niemals aufdringlich oder insistierend.

Und dann sind da immer noch die wundervollen Liebeslieder und Balladen, in denen die Gedanken und Worte, das Denken und Fühlen dieser großartigen Sängerin Gestalt annehmen und zu Bildern werden, ohne dabei ins Dekorative eines Videoclips abzugleiten. Für Freunde brasilianischer Musik ist dieser Film sowieso ein Muss, doch auch der ein oder andere Zuschauer, der bislang nicht so sehr mit Maria Bethânia vertraut war, dürfte aus dieser Dokumentation einiges ziehen können.

Maria Bethânia - Música é perfume

In ihrer Heimat ist Maria Bethânia längst eine nationale Berühmtheit. Die 1946 in Santo Amaro da Purificaçao geborene Schwester des Sängers Caetano Veloso ist eine Ikone der brasilianischen Gegenkultur und wurde avancierte später zu einer der wichtigsten Vertreterinnen des so genannten „Tropicalismo“.
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