Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Herabwürdigung aus Liebe

Wie hält man eine Ehe auch nach Jahrzehnten in Schwung? Über diese Frage haben sich schon kluge Leute wie der dänische Philosoph Sören Kierkegaard vor mehr als 150 Jahren den Kopf zerbrochen. Dieses Jahr kommt die Antwort – mit der Scheidungskomödie Mama gegen Papa — Wer hier verliert, gewinnt. Gnadenlos in der Wahl ihrer Mittel und ebenso brillant, legt sie unter dem Trennungsgebrabbel die amour fou frei und verwandelt sogar die traurige Wahrheit, dass in solchen Fällen die Kinder meist die Leidtragenden sind, in schallendes Gelächter.
Mama gegen Papa ist so verrückt aufgezogen, dass man sich dauernd kneifen möchte, um zu prüfen, ob man wirklich sieht, was man sieht. Den Anfang hält man noch für bloß aufgesetzt. Florence (Marina Foïs) möchte endlich Silvester feiern, ihr Ehemann Vincent (Laurent Lafitte) aber noch fürs Studium pauken. Da schlägt sie einfach seine Bücher weg, schnappt sich seinen Laptop und liefert sich inmitten einer Partygesellschaft eine Verfolgungsjagd mit ihrem Mann, an der Laurent Daillands Kamera hautnah klebt.

Fünfzehn Jahre später erzählen die beiden zum x-ten Male ihren Freunden davon auf der Terrasse ihres luxuriösen Hauses. Man ist beruhigt, dass ihr Leben offenbar in verlässlichen und materiell gesicherten Bahnen verläuft. Aber solche Situationen haben sich Filmemacher Martin Bourboulon und Co-Autor Alexandre De La Patellière nur ausgedacht, um sie umzustoßen. Denn im nächsten Moment erklären Florence und Vincent ihren Freunden ganz entspannt, dass sie sich scheiden lassen werden.

Es ist die Ruhe vor einem unerlaubten Sturm. Schon am nächsten Morgen geben erstmal wieder die Kinder den Takt an. Der kleine Julien (Achille Potier) fordert Respekt für seine Spitzmaus, die zwölfjährige Emma (Anna Lemarchand) sorgt sich darum, dass ihre Brüste nicht wachsen könnten, und Mathias (Alexandre Desrousseaux) steckt mit dem Kopf in den Wolken der Pubertät. Tapfer sagen Florence und Vincent zu ihren Kindern „Hab dich lieb“, fahren sie hierhin und dorthin und machen noch ihren Job als Ingenieurin für Windkrafträder bzw. als Geburtshelfer. Es dauert eine Weile, bis die Kinder ihnen soviel Aufmerksamkeit schenken, dass sie ihnen ihre Entscheidung mitteilen können.

Aber sie sind sich einig: So macht Scheidung keinen Spaß. Erst als sie um das Sorgerecht streiten dürfen, bekommen sie ein Leuchten in den Augen, und Daillands Kamera ist wieder so hemmungslos agil wie zu Beginn. Jetzt geht´s rund – aber anders als erwartet. Mama versetzt das Essen mit Spüli, so dass Vincent seine Geliebte Geliebte sein lassen und voller Entsetzen seine Kinder behandeln muss. Emma will sich bei Papa über Mama ausheulen – und ist schockiert, als er sie in eine Striptease-Bar einlädt. Auf diese Weise sagt Mama: Geh lieber zu Papa, und Papa: Geh lieber zu Mama. Indem die Partner sich im Vergleich zum anderen herabwürdigen, liefern sie gerade den Beweis innigster Liebe zueinander – einer Liebe, die unter Alltagsverrichtungen verschüttet ist und zu chaotischem Leben wiedererweckt werden muss.

Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt

Wie hält man eine Ehe auch nach Jahrzehnten in Schwung? Über diese Frage haben sich schon kluge Leute wie der dänische Philosoph Sören Kierkegaard vor mehr als 150 Jahren den Kopf zerbrochen. Dieses Jahr kommt die Antwort – mit der Scheidungskomödie „Mama gegen Papa — Wer hier verliert, gewinnt“. Gnadenlos in der Wahl ihrer Mittel und ebenso brillant, legt sie unter dem Trennungsgebrabbel die amour fou frei und verwandelt sogar die traurige Wahrheit, dass in solchen Fällen die Kinder meist die Leidtragenden sind, in schallendes Gelächter.
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Meinungen

manraylight · 24.07.2015

Danke für die kommentierte Inhaltsangabe, aber wo ist die Kritik??? Man liest die Besprechung und fragt sich: "Was jetzt? Ist der Film sehenswert, spannend, lustig, berührend, überzeugend gespielt,..."

Nach mehrmaligem Durchlesen habe ich zwei Sätze (Ende erster Absatz und erster Satz vom nächsten Absatz) gefunden, die zu obigen Fragen Aussagen treffen:

"Gnadenlos in der Wahl ihrer Mittel und ebenso brillant, legt sie unter dem Trennungsgebrabbel die amour fou frei und verwandelt sogar die traurige Wahrheit, dass in solchen Fällen die Kinder meist die Leidtragenden sind, in schallendes Gelächter.

Mama gegen Papa ist so verrückt aufgezogen, dass man sich dauernd kneifen möchte, um zu prüfen, ob man wirklich sieht, was man sieht."

Okay, daraus kann ich schließen, dass der Rezensent den Film sehr witzig findet. Für eine fundierte Kritik ist mir das aber zu wenig. Kritiken wie diese, die ein sehr vages Bild abliefern, liefern gute Argumente, dass die Rezensenten zusätzlich eine Note abgeben (wie auf einer anderen cinema-Seite). Damit müssen sie sich festlegen und zusammen mit dem Text kann das eine sehr gute Richtlinie abgeben, ob ein Film für die LeserIn interessant ist.