Mama Africa

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Ein Porträt über Miriam Makeba, die Stimme Südafrikas

Warum erst jetzt, könnte man sich fragen, wenn man sich Mama Africa anschaut, das längst überfällige Film-Porträt der südafrikanischen Sängerin und Anti-Apartheid-Aktivistin Miriam Makeba, die in den 1960er Jahren mit dem Song Pata, Pata zum internationalen Weltstar avancierte. Aber besser spät als nie. Der finnische Regisseur Mika Kaurismäki hat mit beeindruckenden Bildern und Stimmen ihren bemerkenswerten Lebensweg nachgezeichnet und Miriam Makeba ein Denkmal gesetzt, das sich sehen lassen kann.
Miriam Makeba wurde 1932 in Prospect Township nahe Johannesburg geboren. Schon als Kind sang sie in der Kirche. Ihre Musikkarriere begann sie in den 1950er Jahren bei den Cuban Brothers, der Band ihres Cousins. Der Durchbrach kam 1954 mit den Manhattan Brothers, mit denen sie auf Tournee durch Südafrika ging. Es folgten Auftritte in der Frauenband The Skylarks sowie in dem Film Come Back, Africa (1957) und im Musical King Kong (1959). Ende der 1950er Jahre ging Makeba ins Exil nach London und später nach Amerika, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte. Auslöser war ihre Rolle in dem Film Come Back, Africa, der aufgrund seiner Anklage gegen die Apartheid bei südafrikanischen Behörden auf Ungnade stieß.

Auch in ihrer neuen Heimat sang sie sich mit ihrer beeindruckenden Stimme in die Herzen der Menschen und wurde zum Star. Harry Belafonte förderte sie, Marlon Brando, Bette Davis und Nina Simone bewunderten sie. Mit Pata, Pata war sie 1967 die erste farbige Sängerin, die einen weltweiten Hit in der Top Ten landen konnte. Makeba selbst soll den Song nicht gemocht haben, weil er so wenig Bedeutung habe. Allerdings bezeichnete sie sich nicht als politische Sängerin. Sie sang einfach über die Realität und die Zustände in ihrer Heimat.

Doch so groß der Erfolg und die Anerkennung in den USA waren, in Südafrika wurde sie immer mehr zur persona non grata. Die südafrikanische Staatsbürgerschaft wurde ihre entzogen, ihre Alben verboten. Als sie 1968 Stokely Carmichael, den Anführer der Black Panther Bewegung, heiratete, war sie auch in der USA nicht mehr erwünscht. Sie zog nach Guinea und setzte dort ihre musikalische Karriere fort. Makeba, die 2008, nach einem Benefiz-Konzert in Italien an einem Herzinfarkt plötzlich starb, hat nie vergessen, woher sie kam und wo ihre Heimat ist. Ihre Sehnsucht nach Südafrika ließ sie nie los. Erst nach über drei Jahrzehnten im Ausland, konnte sie auf Einladung von Nelson Mandela im Jahr 1990 nach Südafrika zurückkehren.

Es ist eine interessante und bewegende Lebensgeschichte die Mika Kaurismäki mit Mama Africa erzählt. Miriam Makeba war mehr als nur eine Sängerin, auch für ihre Tochter, die an einer Stelle sagt, dass sie nicht nur ihre Mutter gewesen sei, sondern die Mutter Afrikas, da sie alle Farbigen vertreten habe, die nicht frei seien. Sie hatte ein großes Herz für ihre Landsleute, ihre Mitmenschen. Ein Herz, das in ihrem eigenen Leben soviel Schmerz erfuhr: Ehescheidungen, der tragische Tod ihrer Tochter Bongi, das Leben im Exil, ihre Alkoholkrankheit und der Kampf gegen Gebärmutterkrebs zeichneten ihr Schicksal. Gleichzeitig machte sie mit ihrer tiefen Stimme und ihrem herzlichen Lächeln so vielen Menschen Mut und Hoffnung, weiterzuleben und gegen die Ungerechtigkeit anzukämpfen.

Nach den Dokumentarfilmen Moro no Brasil (2002), Brasileirinho (2005) und Sonic Mirror (2006) setzt Kaurismäki mit Mama Africa seine Dokumentarfilm-Serie über Musik fort. Es ist jedoch nicht nur die Musik, die er mit den Filmen beleuchten wolle, sondern vielmehr auch die sozialen Aspekte und die Kraft und Wirkung, die Musik auf die Menschen haben kann. Da Miriam Makeba während des Filmdrehs starb, verwendete Kaurismäki verstärkt Archivmaterial und lässt Makebas Familie, Freunde, Kollegen und Weggefährten zu Wort kommen.

Das diesjährige Berlinale-Publikum mochte den Film so sehr, das er Publikumspreis der Panorama-Reihe erhielt. Wer Mama Africa noch nicht gesehen hat, bekommt jetzt die Möglichkeit ihn kennenzulernen. Es ist ein Film, der unter die Haut geht – mit einer Stimme, die nach lange nachklingt, mit einem Leben, das noch lange berührt.

Mama Africa

Warum erst jetzt, könnte man sich fragen, wenn man sich Mama Africa anschaut, das längst überfällige Film-Porträt der südafrikanischen Sängerin und Anti-Apartheid-Aktivistin Miriam Makeba, die in den 1960er Jahren mit dem Song „Pata, Pata“ zum internationalen Weltstar avancierte. Aber besser spät als nie. Der finnische Regisseur Mika Kaurismäki hat mit beeindruckenden Bildern und Stimmen ihren bemerkenswerten Lebensweg nachgezeichnet und Miriam Makeba ein Denkmal gesetzt, das sich sehen lassen kann.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen