Maggies Plan (2015)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Moderne Frau in moderner Großstadt

Maggie (Greta Gerwig) hat einen Plan. Es ist ein Lebensplan, der ganz genau bestimmen soll, wie ihr Leben so verläuft. Das ist gut für Maggie, denn sie braucht Ordnung in ihrem Leben. Und laut diesem Plan will sie jetzt Kinder. Leider hat das mit dem dazugehörigen Freund/Ehemann nicht geklappt. Alle ihre Beziehungen waren eher kurzer Natur. Doch die Uhr tickt, der Plan drückt und so will sich Maggie kurzum einen Spermaspender suchen. Die sind aber selbst in New York nicht so einfach zu finden, also nimmt sie ihren ehemaligen Klassenkameraden (Travis Fimmel), einen Mathematiker, der jetzt ein Geschäft für saure Gurken sein Eigen nennt.

Während der Vorbereitung zur Befruchtung lernt sie jedoch an dem College, an dem sie lehrt, noch John (Ethan Hawke) kennen. Er ist Denker, Autor, Lebemann und verheiratet mit der großen Akademikerin und mondänen Dänin Georgette (Julianne Moore). John findet in Maggie eine Frau, die an ihn glaubt und ihm das Selbstbewusstsein als Autor gibt, das ihm Georgette durch ihre harsche Ehrlichkeit immer wieder nimmt. Und so nimmt das Leben seinen Lauf und ignoriert Maggies Plan: Am Abend der Insemination taucht auch John auf und gesteht seine Liebe. Die beiden haben Sex.

Wir spulen vor. Maggie hat ihren Plan erfüllt. Das Kind ist eine sehr süße Tochter und sie hat einen Vater: John. Womit Maggie aber nicht gerechnet hat: ihre Hingabe hat dazu geführt, dass John seine Frau und Kinder verließ und seit Jahren nur an seinem Buch schreibt. Sie hütet indes sogar die Kinder aus erster Ehe, kümmert sich ums eigene, arbeitet und hält alle, Georgette inklusive, über Wasser. So war das aber nicht geplant. Abermals beginnt Maggie ihr Leben und die Menschen darin sanft in die von ihr gewünschte Richtung zu manipulieren. Nur funktioniert das nicht und alsbald explodiert alles und zwingt sie zu radikalen Schritten.

Rebecca Millers Film Maggie’s Plan ist Teil einer kleinen kinematographischen Bewegung, die Indie-Filme in der New Yorker Blase entstehen lässt. Die einzigartige Mischung aus meist prekären Lebensumständen und Persönlichkeiten mit viel Selbstbewusstsein an der Oberfläche und viel Neurotischem darunter haben schon in Woody Allens Frühwerken unglaublich gut funktioniert. Die neue Generation legt hier noch eine Schippe mehr Neurose und Prekariat drauf und verschärft die Lage ihrer Figuren. Maggie’s Plan erinnert an The Color Wheel und Frances Ha, nicht zuletzt durch Greta Gerwigs Anwesenheit, die inzwischen ja so eine Präsenz erreicht hat, dass sie allein genügt, dem Film den Indie-Film-Stempel aufzudrücken. Doch ganz so erfolgreich wie in Noah Baumbachs Filmen ist sie hier nicht. Das liegt vor allem daran, dass Gerwig gegen Julianne Moore antreten muss, die in ihrer Rolle als Eiskönigin brilliert und Gerwigs blasse, stets in schlecht sitzenden, stark gemusterten, altbackenen Röcken herumlaufende Maggie schlichtweg an die Wand spielt. Und gerade diese Diskrepanz macht dem Film zu schaffen. Denn Maggie ist die Hauptfigur und soll das Werk durch seine Absurditäten tragen, doch diese blasse Frau ist wahrlich zu fad, selbst für Indie-Film-Standards.

Trotzdem vermag der Film mit den Ängsten einer amerikanischen Generation zu spielen, die sich eigentlich auf nichts mehr verlassen kann. Hinzu kommt eine sehr weibliche Sicht auf diese eh schon unkontrollierbaren Zeiten. Der schiere Druck immer alles richtig zu machen und sich auch den Erwartungen der Gesellschaft zu widmen, kann laut der Hauptfigur nur kanalisiert werden, indem man proaktiv vorplant. Wie sonst soll die junge Frau in ihren prekären Arbeitsverhältnissen, den noch schlimmeren Wohnverhältnissen und den schon im Keim an Unverbindlichkeit erliegenden Beziehungsverhältnissen überhaupt vorankommen?

Den Spiegel ihrer Bemühungen „Frau“ zu sein, hält ihr unterdessen Georgette vor. Knapp 20 Jahre älter, ist sie hart geworden, um sich in solchen Verhältnissen zu behaupten. Zwischen diesen beiden Figuren changiert der Film und sucht nach Lösungen, Definitionen und Menschlichkeiten innerhalb des Konstruktes Frau.
 

Maggies Plan (2015)

Maggie (Greta Gerwig) hat einen Plan. Es ist ein Lebensplan, der ganz genau bestimmen soll, wie ihr Leben so verläuft. Das ist gut für Maggie, denn sie braucht Ordnung in ihrem Leben. Und laut diesem Plan will sie jetzt Kinder. Leider hat das mit dem dazugehörigen Freund/Ehemann nicht geklappt. Alle ihre Beziehungen waren eher kurzer Natur. Doch die Uhr tickt, der Plan drückt und so will sich Maggie kurzum einen Spermaspender suchen.

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