Lola

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Trauer und Versöhnung auf den Philippinen

Die beiden Lolas dieses Filmes haben nichts, aber auch gar nichts mit der rennenden Lola von Tom Tykwer oder der gleichnamigen Kinderbuchserie von Isabel Abedi zu tun. Vielmehr handelt es sich hierbei um zwei uralte Großmütter, die einerseits auf der Täterseite, andererseits auf der Opferseite stehen. Denn der Enkel der Einen hat anscheinend den Enkel der Anderen umgebracht. Es beginnt für die Lolas – im philippinischen der Begriff für Großmutter — ein Kampf um Gerechtigkeit, Ehre und letztendlich ums zähe Überleben in Manila.
Lola Sepa (Anita Linda) und Lola Puring (Rustica Carpio) sind zwei altbetagte Damen, die unerwartet aufeinander treffen. Der Film startet mit Lola Sepa, die die Beerdigung für ihren Enkel vorbereiten muss, weil dieser vor Kurzem einem Raubmord zum Opfer fiel. Dabei stehen ihr allerlei Hürden im Weg, wie die Auswahl des Sarges, den Kosten für die Beerdigung und die allgemein erwartete Totenwache in ihrem kleinen Häuschen. Sie schafft es, irgendwie, und das wird gleich zu Beginn deutlich, denn sie versucht mit ihrem Urenkel ein Kerzenlicht am Tatort des Mordes anzuzünden. Wegen des Dauerregens und des stürmischen Wetters will das nicht recht gelingen, und Lola quält sich dabei, mit einem Streichholz die Kerze anzuzünden. Es mag banal erscheinen, diesen Akt zu vollziehen, aber für Lola Sepa ist dieser fast unmögliche Vorgang ein Teil des Rituals, den toten Enkel zu ehren und steht sinnbildlich für ihren ständigen Kampf. Fast gleichzeitig, auf dem Polizeirevier, begegnen sich die beiden Großmütter, die in ihrem unterschiedlichen Leid die beiden Münzen einer Medaille abbilden. Als Täterseite versus Opferseite könnte man diesen Plot vereinfacht herunterbrechen. Aber dahinter steckt viel mehr, denn beide Frauen ähneln sich in ihren Bemühungen sehr und stammen zudem aus der Unterschicht Manilas, so dass sowohl für die eine, wie auch für die andere, der Tod des jungen Mannes zur Überlebensfrage wird. Die eine muss sich um die Kosten der Beerdigung kümmern und für den Rechtsanwalt, die andere um die Kaution. Wenn allerdings Lola Sepa auf eine Anklage verzichten würde, dann könnte Lola Puring die Ehre ihrer Familie retten. Letztendlich sind beide Opfer der Umstände, die nichts mit der Tat an sich zu tun haben, sondern nur für die Folgen daraus zuständig sind. Wie wird sich Lola Sepa entscheiden?

Regisseur Brillante Mendoza verlangt viel von seinem Publikum, denn neben dem Dokumentarfilmcharakter des Filmes, der dadurch in vielen Einstellungen sehr neutral erscheint, verliert sich die im Plot angelegte Spannung in Alltäglichkeiten, und durch die extrem langsamen Inszenierungen entstehen kaum Spannungsbögen. Lola ist ein Sozialdrama, das das alltägliche Leben der Unterschicht Manilas hervorhebt – trotz der Dramatik des eigentlichen Themas -, und dies, mit all seinen Misslichkeiten, wie beispielsweise dem Dauerbrenner der Arthritis, dem ein groß Teil der Menschen unterlegen ist, oder dem beständigen ökonomischen Überlebenskampf. Wahlweise, indem Fernseher verpfändet werden oder dass zur Freude aller Fische im anliegenden Fluss gefangen werden können. Dies sind einerseits Probleme, die von dem eigentlichen Plot ablenken, andererseits machen genau diese Szenen den Reiz des Filmes aus. Man muss allerdings Geduld haben, wenn man Lola anschaut. Letztendlich wird man belohnt, mit einem Einblick in ein philippinisches Alltagsleben der Unterschicht, das von Regen, Geldnöten und dennoch einer großen Solidarität geprägt ist.

Lola

Die beiden Lolas dieses Filmes haben nichts, aber auch gar nichts mit der rennenden Lola von Tom Tykwer oder der gleichnamigen Kinderbuchserie von Isabel Abedi zu tun. Vielmehr handelt es sich hierbei um zwei uralte Großmütter, die einerseits auf der Täterseite, andererseits auf der Opferseite stehen. Denn der Enkel der Einen hat anscheinend den Enkel der Anderen umgebracht.
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