Leg ihn um

Eine Filmkritik von Harald Mühlbeyer

Kleine Morde unter Familienangehörigen

„Eine Familiengeschichte“, so lautet der Untertitel von Leg ihn um, und vor allem ist es eine Kriegsgeschichte. Eine Woche, eine Location, ein Ziel: Papa muss sterben, denn er wünscht es sich. Wer ihn tötet, wird Alleinerbe – doch wer bringt die Entschließung und den Mut für diese Tat auf? Hugo, der schwache Feigling? Karl, der schwule Weichling? Die schmuddelig-depressive Silvia, die noch immer zuhause wohnt? Oder die junge, aber schon kräftig sexualneurotisch verkorkste Elisabeth gar, die eigentlich von gar nichts wissen soll?
Hans-Michael Rehberg spielt den Erzpatriarchen mit großer Lust am väterlichen Sadismus, mit Kräften putzt sein August Manzl die Kinder runter, wahrscheinlich weniger aus Angst vor krankheitsbedingten Schmerzen denn aus purer Bosheit fordert er von seinen Kindern den Mord an ihm. Denn vor dem Sterben, zumal vor meuchelnder Hand, hat er dann doch Angst.

Und welch wunderbare Pläne da geschmiedet werden: Da wird Gift gekocht, da wird eine unglaublich komplizierte Falle im Wald gestellt, ja: Er soll gar zu Tode gefickt werden. Zwischendurch bleibt Zeit für einen aphrodisierenden Drogentrip und einen practical joke an einem stoffeligen Hotelportier.

Jan Georg Schütte ist ein Pionier des spontan gedrehten, äußerst effektiven Films: Seine Filmfamilie – benannt nach seinem zweiten Spielfilm Die Glücklichen – unter anderem mit den Darstellern Oliver Sauer, Susanne Wolff, Stephan Schad, Pheline Roggan bildet ein eingespieltes Team, das die intuitive, kreative Improvisation mit Gewinn einsetzt. Diesmal ist es eine größere Produktion, ein komplexerer Plot, damit eine filmische Weiterentwicklung nach Swinger Club (2006) und Die Glücklichen (2007), für die rudimentäre Charakterzeichnungen gereicht haben. Dennoch wurde Leg ihn um in lediglich einer Woche abgedreht, 90 Stunden Material kamen in den Schneideraum. Manches blieb dort, doch holprig oder löchrig wirkt der fertige Film nur an wenigen Stellen.

Wobei diese Löcher eher ein lustiges Huppeln ergeben, als dass der Zuschauer in sie hineinfallen könnte: Sie geben dem Film seine Lebendigkeit und seine Dynamik, in der lustvoller Slapstick und die Lust am Sadismus Hand in Hand gehen. Weil man mit dem Alten die ungeschickten Kinder vorführen will; und zugleich mit den Kindern dem Alten an den Kragen will. Wäre ja auch schrecklich, wenn das ganze Familienvermögen an die Kriegsgräberfürsorge ginge!

Leg ihn um

„Eine Familiengeschichte“, so lautet der Untertitel von „Leg ihn um“, und vor allem ist es eine Kriegsgeschichte. Eine Woche, eine Location, ein Ziel: Papa muss sterben, denn er wünscht es sich. Wer ihn tötet, wird Alleinerbe – doch wer bringt die Entschließung und den Mut für diese Tat auf?
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