Konferenz der Tiere (2010)

Eine Filmkritik von Lida Bach

Lange Rede, kurzer Sinn

In der Wüste sitzen die Tiere auf dem Trockenen. Gierige Menschen haben Erdmännchen Billy und den anderen Bewohner der Savanne den Wasserhahn abgedreht, den eigenen Geldhahn hingegen weit auf. Vor der Umweltzerstörung, die von Australien bis zur Arktis reicht, fliehen die Tiere in die Savanne. Entschlossen ihren Lebensraum zu verteidigen rufen Billy (Sprecher: Ralf Schmitz), sein Löwenfreund Sokrates (Thomas Fritsch) und ihre neuen Freunde in der 3D-Verfilmung des Klassikers von Erich-Kästner Die Konferenz der Tiere ein.
Die Grundhandlung von Reinhard Klooses und Holger Tappes computergenerierten Kinderfilm erinnert an die Bremer Stadtmusikanten. Die Räuberbande, mit der die Tiere es aufnehmen, ist diesmal die Menschheit. Statt im Räuberhäuschen leben die uniform gezeichneten Zweibeiner in einem Luxushotel. Daraus wollen Billy und die von den schmelzenden Polkappen angereiste Eisbärin Sushi, Hahn Charles (Christoph Maria Herbst) und der tasmanischen Teufel Smiley sie vertreiben. Ob die Tiere nach vollbrachter Tat selbst im Hotel leben wollen, wie ein domestizierter Schimpanse, der das Maskottchen des skrupellosen Managers Smith (Oliver Kalkofe) ist, bleibt offen. Zuzutrauen wäre es ihnen. Denn den Menschen sind die Tiercharaktere ähnlicher, als es den Regisseuren bewusst zu sein scheint. Das Verhalten der Tierprotagonisten erscheint beispielhaft für typisch menschliches Fehlverhalten in Krisensituationen: zuerst Lethargie, dann blinder Aktionismus, Gewalttätigkeit und Phrasendrescherei. Das Ganze unter der Leitung eines dickhäutigen hohen Tieres, einer Elefantenkuh (Bastian Pastewka) mit dem passenden Namen Angie.

Doppelbödigkeit und Hintersinn wie in Erich Kästners literarischer Vorlage finden sich in der Kinoadaption jedoch nicht. Von dem mit politischen Anspielungen gespickten Kinderbuch und dessen Verfilmung aus dem Jahre 1969 hat die Konferenz der Tiere, die nun im Kino tagt, lediglich den Namen übernommen. Dies enttäuscht besonders, da die im Original thematisierten Konflikte nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Der politische Problematik die der Umweltzerstörung hinzuzufügen ist durchaus zeitgemäß, doch der Neuverfilmung dient ihre Öko-Botschaft lediglich als Aushängeschild. Die an sich sinnvolle Naturschutzbotschaft schmerzt, so wie der Film sie mit dem Holzhammer einbläut. Weder findet eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik statt, noch werden mögliche Lösungswege aufgezeigt. Krieg, Bürokratie und gewalttätige Aufstände, welche Die Konferenz der Tiere Kästners als Problemursache brandmarkt, sind hier hingegen probate Mittel. Der Geist der Vorlage wird in diesem Remake nicht weitergetragen, sondern verraten.

Die unmotivierten Gesangseinlagen und Slapstick-Einlagen reduzieren den Animationsfilm zu einer lieblosen Nummernrevue. Die menschlichen Protagonisten unterscheiden sich von den Tieren lediglich darin, dass sie statt positiver negative Klischees verkörpern — mit einer Ausnahme. Der einzige tierliebe Mensch ist ein kleines Kind. Das sieht der Zuschauer genauso voraus wie der Löwe Sokrates, der gegenüber dem Mädchen zur Schmusekatze wird. Das Prinzip von „Fressen oder gefressen werden“ ist in der idealisierten Wildnis des realitätsfremden Kinderfilms unbekannt. Selbst Raubtiere sind hier Vegetarier, die ohne Menschen das Methusalem-Alter von Galapagos-Schildkröten erreichen. Wird die Kriegstrommel gerührt, ist allerdings Schluss mit friedfertig. Wer sich dem tierischen Widerstand nicht anschließt und in Reih´ und Glied steht, ist ein Deserteur. Die Schwarz-Weiß-Malerei vereinfacht den Konflikt zwischen Mensch und Natur zugunsten eines zweifelhaften Aufrufs zur Frontenverhärtung.

Das dürfte auch das avisierte Kinderpublikum empfinden, das intelligentere Filme verdient als den uninspirierten Mitläufer der 3D-Kino-Welle. „Vielleicht ist die Hölle nichts als eine gewaltige Konferenz derer, die wenig oder nichts zu sagen haben, aber eine Ewigkeit dafür brauchen“, sagte einst der amerikanische Manager Dudley C. Stone. Wer Konferenz der Tiere im Kino überstanden hat, teilt diese These.

Konferenz der Tiere (2010)

In der Wüste sitzen die Tiere auf dem Trockenen. Gierige Menschen haben Erdmännchen Billy und den anderen Bewohner der Savanne den Wasserhahn abgedreht, den eigenen Geldhahn hingegen weit auf. Vor der Umweltzerstörung, die von Australien bis zur Arktis reicht, fliehen die Tiere in die Savanne.
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Meinungen

Genba · 10.10.2010

Dieses Review ist mal wieder ein Beispiel dafür das Kritiker so viel Ahnung haben wie ein Toastbrot. Kritiker die keine Ahnung haben und alles in denn Dreck ziehen. Typisch! Sorry aber soooo schlecht wie der Film hier beschreiben wird ist er mit Sicherheit nicht! Ich als Jahre langer Zeichentrick und 3D-Animations-Fan kann dieses Review nur als eine Unverschämtheit bezeichnen. Bedenkt mal bitte das es sich hierbei um einen Unterhaltungsfilm handelt und um keinen Schulfilm.

In Sachen Klimaschutz muss ich hier aber doch wiederum zustimmen. Die Botschaft wurde hier doch leider verfehlt. Da es zu sehr ins Lustig "Lächerliche" gezogen wurde. Dennoch bekommt der Film von mir eine 2 (Schulnote) für die sehr gut gelungenen und Witzigen Charaktere und für die tollen Animationen. Man kann stolz sein das es endlich mal einen Deutschen 3D-Animationsfilm gibt der sich an Dream Works und co. messen kann.

Läscher · 01.10.2010

Zustimmung!
Selten einen Film gesehen, der so von der ersten Minute an Zeit schindet.
Für älteres Publikum total unlogisch, für die ganz jungen mit einer schlechtmöglichst rübergebrachten Öko-Botschaft ("Wasser ist das Blut unserer Vorfahren" - WTF!)