King Arthur: Legend of the Sword (2017)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Der Mann, der kein König sein wollte

Gefühlt werden inzwischen jeden Tag Filme und Serien angekündigt, die altbekannte Geschichten fortführen oder aber etablierten Stoffen einen frischen Anstrich verpassen. Von dieser nicht gerade originellen Strategie erhoffen sich die Hollywood-Studios satte Gewinne, da oftmals legendäre Namen ausreichen, um große Aufmerksamkeit zu erzielen. Einer der jüngsten Beiträge im hektischen Aufwärmwettbewerb ist die gerne aufgegriffene Artussage, die Actionspezialist Antoine Fuqua erst 2004 mit Clive Owen in der Hauptrolle in einen historischen, durchaus diskutablen Kontext zu setzen versuchte. Regiekollege Guy Ritchie (Sherlock Holmes: Spiel im Schatten) strebt mit King Arthur: Legend of the Sword nun in die entgegengesetzte Richtung und kleidet – das lässt schon der Titel ein wenig erahnen – seine recht freie Interpretation des berühmten Excalibur-Mythos in ein effektreiches Fantasy-Gewand.

England im Mittelalter: Nachdem König Uther Pendragon (Eric Bana) sein Reich in einer monumentalen Schlacht vor dem Untergang bewahrt hat, lehnt sich sein Bruder Vortigern (Jude Law) gegen ihn auf. Während die Frau des Monarchen den Anschlag ihres Schwagers nicht überlebt, kämpft der Herrscher so lange, bis sich sein Sohn Arthur (gespielt von Oliver und Zac Barker) in einem Boot in Sicherheit bringen kann. Mit dem Tod Uthers besteigt Vortigern den Thron, um ein Schreckensregime zu installieren. Den Spross des ermordeten Königs wiederum trägt es ins pulsierende Londinium, wo er in einem Bordell ein neues Zuhause findet. Auf den schmutzigen Straßen der Themse-Stadt lernt das Waisenkind zu kämpfen und wächst zu einem kräftigen Draufgänger (nun: Charlie Hunnam) heran, der dem Gesetz ein ums andere Mal ein Schnippchen schlägt und es als seine Pflicht ansieht, die Prostituierten zu beschützen, die ihn aufgelesen haben. Eines Tages wird Arthur an den Hof Vortigerns verschleppt und soll dort, wie viele andere junge Männer aus dem ganzen Land, versuchen, Excalibur, das magische Schwert seines Vaters, aus einem Stein zu ziehen, in dem es seit dem Mord an Uther steckt. Der Legende nach kann dies nur dem rechtmäßigen Thronerben gelingen. Zu seiner eigenen Überraschung hält Arthur die Waffe kurz darauf in Händen, womit er sein eigenes Todesurteil unterschreibt.

Dass sich Guy Ritchie deutlich von Fuquas Version abheben möchte, unterstreicht bereits der Einstieg, der ebenso gut aus einem Teil der Herr der Ringe-Trilogie stammen könnte. In einem knappen Hinweistext erfährt der Zuschauer, dass nach Jahrhunderten des friedlichen Zusammenlebens zwischen Menschen und Magiern ein fürchterlicher Krieg tobt. Gefährliche Kräfte sind dabei am Werk. Und das Auftreten gigantischer Elefanten, die Camelot zu überrennen drohen, erinnert unweigerlich an die monumentalen Schlachten der Tolkien-Adaptionen. King Arthur: Legend of the Sword lässt hier zum ersten Mal die Muskeln spielen und offenbart die Vorliebe des Regisseurs für einen schnellen, fiebrigen Schnittrhythmus, der immer mal wieder durch ausgedehnte Zeitlupenaufnahmen unterbrochen wird. Dass der Film dynamisch ausfällt, liegt auch an der treibenden Musik, die dem Geschehen zusätzliche Dringlichkeit verleiht.

Wuchtige Actionsequenzen, imposante Landschaftsbilder und der ausgewaschene Look stehen dem ironisch eingefärbten Fantasy-Abenteuer sicherlich gut zu Gesicht, können die inhaltlichen Mängel jedoch nicht übertünchen. Der Titelheld wird als Raufbold mit Herz und ohne größere Ambitionen eingeführt, den nur das Wohlergehen seiner Freunde interessiert. Als er schließlich mit seiner wahren Herkunft und seiner königlichen Verantwortung konfrontiert wird, ist er nicht bereit, die ihm zugedachte Rolle zu übernehmen. Ein interessanter Ansatz, mit dem Ritchie und seine Koautoren allerdings nur wenig anzufangen wissen. Sporadisch eingeschobene Albträume vom Mord an seinen Eltern gaukeln Tiefe vor, während das Drehbuch den Weg des Protagonisten zur Selbsterkenntnis und seinen Aufstieg zur Legende in Episoden schematisch abspult. Exemplarisch ist die Wanderung durch die von gefährlichen Kreaturen bewohnten Darklands, bei der Arthur, einer Computerspielfigur gleich, von einer Aufgabe zur nächsten eilt.

Ähnlich wie in den omnipräsenten Superheldenfilmen bekommen Optik und Effekte große Aufmerksamkeit geschenkt, während Handlung und Charakterzeichnung eher austauschbar erscheinen. Den Gegenspieler, den King Arthur: Legend of the Sword in Stellung bringt, spielt Jude Law routiniert als blasiert-machthungrigen Tyrannen. Potenzial wird aber auch in diesem Fall verschenkt, da die angedeutete tragische Note des Antagonisten spurlos am Zuschauer vorbeigeht. Unter den diversen Mitstreitern Arthurs sticht vor allem die geheimnisvolle Magierin (Astrid Bergès-Frisbey) hervor, die dem Titelhelden mehrfach einen Schubs in Richtung seines Schicksals geben muss. Als gelungener Erzählgriff erweist sich die Entscheidung, bestimmte Gespräche über anstehende Geschehnisse oder Pläne mit den tatsächlichen, zukünftigen Ereignissen zu verschränken. Dieser Kniff gibt der ansonsten wenig raffiniert dargebotenen Heldenreise punktuell einen kleinen Dreh.
 

King Arthur: Legend of the Sword (2017)

Gefühlt werden inzwischen jeden Tag Filme und Serien angekündigt, die altbekannte Geschichten fortführen oder aber etablierten Stoffen einen frischen Anstrich verpassen. Von dieser nicht gerade originellen Strategie erhoffen sich die Hollywood-Studios satte Gewinne, da oftmals legendäre Namen ausreichen, um große Aufmerksamkeit zu erzielen.

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