Justice League (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Batman und seine Gang

Die Welt hat den Tod von Superman (Henry Cavill) noch nicht verwunden, das zeigt die Eröffnungsmontage von Justice League sehr deutlich: Unterlegt von Leonard Cohens Everybody Knows, hier gesungen von Sigrid, sind zerstörte Gebäude, trauernde Menschen und die Tower Bridge in London zu sehen, auf der ein großes Transparent quergespannt ist, das das Superman-Symbol zeigt. Tatsächlich deutet dieser Anfang ein wenig Sozialkritik an, an den Verhältnissen, an dem Zustand der Welt, der die Menschen langsam hoffnungslos werden lässt. Perfekt eingefangen in der Einstellung eines Obdachlosen, der vor sich das Schild aufgestellt hat, auf dem schlicht „I tried“ steht.

Aber keine Sorge, das war es auch schon mit der Sozial- und Gesellschaftskritik, leider aber auch weitgehend mit den Emotionen. Denn eigentlich könnte man erwarten, dass nach diesem Anfang ein düsterer, ja, fast verzweifelter Film folgt, der ja immerhin vom Ende der Welt erzählen will. Denn nach dem Tod vom Superman machen sich Wesen breit, die offenbar von dem Geruch der Angst angezogen werden. Batman (Ben Affleck) weiß, dass er etwas tun muss. Stattdessen aber setzt Zack Snyder in Justice League auf große Action und die Anziehungskraft einer Gruppe von Superhelden. Schließlich nimmt nicht nur Batman – insbesondere aufgrund von Kents Aufzeichnungen – wahr, dass sich etwas Böses nähert, auch Diana Price alias Wonder Woman (Gal Gadot) ist alarmiert: Die Amazonen haben der Welt ein Signal geschickt – und sie ist die einzige, die diese Warnung erkennt. Deshalb sucht sie Batman auf, der bereits angefangen hat, ein Team zusammenzustellen. Schließlich hat es ein Bösewicht namens Steppenwolf (Ciarán Hinds) auf drei Boxen abgesehen, die ihm zusammen eine unbesiegbare Macht verleihen und einst an drei Orten versteckt wurden.

Wie bereits in dem Vorgänger Batman v. Superman: Dawn of Justice sind die Bilder in Justice League von einem schmuddelig-bräunlichen Grau durchzogen, das eine Düsterheit andeuten soll, sie letztlich aber vor allem schmutzig wirken lässt. Ohnehin sehen die großen Bilder dieses Films immer wieder sehr nach Computeranimationen aus. In einer Einstellung, in der Alfred Pennyworth (Jeremy Irons) auf einem Felsen inmitten eines sturmumwebten Meeres steht, glaubt man sich sogar direkt in einem Computerspiel.

Ließ sich bereits bei Thor: Tag der Entscheidung feststellen, dass sich Superheldencomicverfilmungen stetig aneinander annähern, wird diese Beobachtung nun auch bei Justice League bestätigt. Bei dem letzten Marvel-Abenteuer war es eine Annäherung insbesondere im Tonfall, bei dem neusten DC-Comics-Streich ist sie insbesondere in der Figurenzeichnung zu spüren, die sich klar an bestimmte Typen anlehnt: Neben dem leidenden, etwas älteren Anführer Batman (Ben Affleck) gibt es Wonder Woman als taffes und einziges weibliches Mitglied, den metrosexuellen, kampfunerfahrenen Nerd Barry Allen/The Flash (Ezra Miller), den kernigen gottähnlichen Nordländer Arthur Curry/Aquaman (Jason Momoa) und den afro-amerikanischen Halb-Roboter Victor Stone/Cyborg (Ray Fisher). Zusammen bilden sie die titelgebende Justice League, jedoch merkt man hier sehr deutlich, dass die Origin Storys von The Flash, Aquaman und Cyborg noch fehlen. Zwar versucht der Film, sie kurz zu charakterisieren, aber vielmehr als einige Vater- bzw. Mutter-Probleme und eine stereotype Aneinanderreihung von Erlebnissen ist hier nicht zu sehen. Leider bietet auch die in Justice League erzählte Geschichte zu wenig, um den Charakteren mehr Profil zu verleihen – vielmehr gibt es hier den altbekannten Kampf von Gut gegen Böse, der lediglich in einigen großen Schlachten aufgebauscht wird. Und auch hier fragt man sich am Ende unweigerlich, warum man ein Team braucht, wenn es doch Superman gibt, der schlichtweg als unbesiegbar inszeniert wird.

Dabei spiegelt sich in diesem Team auch nur scheinbare Diversität wider: denn natürlich ist der ängstliche The Flash – der sehr an Marvels Quicksilver und Spider-Man erinnert – gleichzeitig der comic relief, ist der Schwarze aufgrund der Verschmelzung mit der Technik ein Superheld und ist die Frau die Verständnisvolle, die sich auch einmal um Verletzungen kümmert. Dass Wonder Woman auch anders kann, war erst in diesem Jahr im Kino zu sehen. Hier aber trägt sie einen kürzeren Rock und kämpft daher mit halb entblößtem Hintern, während die Männer um sie herum Rüstungen tragen. Nun bleibt Wonder Woman immer noch Wonder Woman – aber ein wenig mehr hätte den Filmemachern zu dieser Figur schon einfallen können. Ebenso wenig ist ihnen auch bei Aquaman eingefallen – er ist letztlich einfach ein weiterer starker Mann, der allerdings mit einem Dreizack herumläuft. Da bleibt zu hoffen, dass er in dem bereits angekündigten Aquaman mehr Profil gewinnt. In Justice League fügt er sich hingegen in eine Reihe von Figuren ein, die eine Studie in Maskulinität erlauben: der metrosexuelle The Flash steht dabei am Ende einer Skala, an deren Spitze sich Batman und Superman befinden, dessen muskelbepackte Körper mittlerweile nahezu absurde Bodybuilder-Ausmaße angenommen haben.

Abgesehen davon finden sich all die Schwächen der vorhergehenden Teile auch in Justice League: eine Geschichte, die nicht ganz so viele plot holes hat wie Batman v. Superman: Dawn of Justice, aber immer noch schwach ist; ein Bösewicht, der keinen Reiz oder Bedrohlichkeit über das schiere Ausmaß seiner Gestalt hinaus hat; und Figuren, die kaum Charakter entwickeln können. Deshalb bleibt auch dieser Film nicht viel mehr als ein weiterer mäßig geglückter Versuch, den Vorsprung von Marvel im Kino einzuholen.
 

Justice League (2017)

Die Welt hat den Tod von Superman (Henry Cavill) noch nicht verwunden, das zeigt die Eröffnungsmontage von „Justice League“ sehr deutlich: Unterlegt von Leonard Cohens Everybody Knows, hier gesungen von Sigrid, sind zerstörte Gebäude, trauernde Menschen und die Tower Bridge in London zu sehen, auf der ein großes Transparent quergespannt ist, das das Superman-Symbol zeigt. Tatsächlich deutet dieser Anfang ein wenig Sozialkritik an, an den Verhältnissen, an dem Zustand der Welt, der die Menschen langsam hoffnungslos werden lässt. Perfekt eingefangen in der Einstellung eines Obdachlosen, der vor sich das Schild aufgestellt hat, auf dem schlicht „I tried“ steht.

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