Janosch - Komm, wir finden einen Schatz! (2012)

Eine Filmkritik von Lida Bach

Immer der Nase nach

„Wenn meine Nase klingelt, dann heißt das, dass etwas Großartiges passiert.“ Das weiß Bär so gut wie Tiger und die Freunde, die mit den Zeichentrickhelden nach ihrem Kinodebüt letzten Jahres erneut auf die Suche gehen. Um eine solche dreht sich die kunterbunte Welt des Janosch-Klassikers, den Irina Probost mit ruhiger Hand zum Leben erweckt. Verschwunden ist dieses Mal nicht die Tigerente, deren Spur Die Tigerentenbande in der gleichnamigen letzten Janosch-Verfilmung der Regisseurin und Produzentin verfolgten, sondern ein Teil der geheimnisvollen Karte, die in Bär und Tiger die Abenteuerlust weckt und den Entschluss: „Komm, wir finden einen Schatz!“

Bevor es dazu kommt, haben die Freunde schon etwas gefunden: zuerst eine alte Truhe, die sie beim Angeln an Land ziehen, und dann die Landkarte, die darin auf sie wartet. Die Truhe stammt vom Grund des Wassers und was liegt dort anderes, als versunkene Schätze? Wenn die Truhe eine Schatzkiste ist, muss was darin ist, ein Schatz sein. Darum ist die Karte eine Schatzkarte und wer ihr folgt, geht folglich auf Schatzsuche. Weil sie das tun, ist das, was Tiger (Malte Arkona) und Bär (Michael Schanze) am Ende finden, ein Schatz. Ein „primatigerbäriger“, sogar, wie Tiger sagen würde, kostbarer als alles Piratengold der Meere. Zwar hatten Tiger und Bär diesen Schatz schon, bevor sie überhaupt losgezogen sind, aber da war es ihnen noch nicht richtig bewusst. Weil sie aber den größten aller Schätze schon haben, können sie den gefundenen fröhlich weitergeben. So einfach ist das – und so kompliziert. Denn die Logik, die das Kinoabenteuer für die Jüngsten unter den Kinderzuschauern von seiner Vorlage übernimmt, ist die des Absurden.

Einen Freund zu finden sei das größte Abenteuer, sagt der selbsterkorene Meisterdetektiv Gokatz (Gregor Höppner), der mit dem Hund Kurt (Elton) ein Konkurrenzteam bildet, nachdem ihm ein Windstoß die eine Hälfte der Schatzkarte ins Gesicht geweht hat. Die zerrissene Karte ist eines der schlichten Sinnbilder für den Wert von Zusammenhalt und Freundschaft. Letzte sucht Jochen Gummibär (Tobias Diakow), der bisweilen so geknickt ist wie seine Hasenohren und weil jeder, der eine Freundschaft teilt, einen Freund gewinnt, werden alle ein bisschen reicher. Auch ohne Piratengold. Gezeichnet in liebevoller Nostalgie für Janoschs an naive Malerei erinnernden Illustrationen, zeigt Janosch — Komm, wir finden einen Schatz! Originaltreue vorrangig visuell. Das gleichnamige Kinderbuch, das der schlesische Autor ein Jahr nach Oh, wie schön ist Panama herausbrachte, diente weniger als Vorlage denn als Inspiration für den dritten Janosch-Film, der 33 Jahre nach der Buchpublikation in die Kinos gelangt.

Den Geist des Originals bewahrt die unbedarfte Animationsgeschichte, indem sie dem Kurs einer Parabel folgt. Tiger und Bär folgen als anthropomorphe Tiercharaktere den Spuren klassischer Fabeln, deren Belehrungen in optimistische Botschaften über Miteinander, Glück und Zufriedenheit übersetzt werden. Die Belohnung der Wanderschaft, die sie zu blubbernden Sümpfen und eisigen Gewässern führt, ist die Erkenntnis des Wertes dessen, was sie bereits besitzen. Wie so oft in Janoschs Büchern sind diese Dinge ideeller Natur, unsichtbar oder verkörpert durch einfache Gegenstände. Letztere erhalten ihre Bedeutung durch den ihnen beigemessenen persönlichen Stellenwert, der sich am Ende noch steigert. Dies ist die zweite Belohnung der Figuren, die dritte, für das Publikum mindestens ebenso wichtige, ist das Abenteuer.

Zu ihm findet Probost wie schon in Die Tigerentenbande noch nicht, denn an Spannung scheut die allzu anheimelnde Inszenierung ebenso zurück wie vor dem Potential des animierten Mediums. Ein paar harmlose Anspielungen und drolliges Holterdiepolter anstelle von Aktionseinlagen prädestinieren das zurückhaltende Kinderkino zum Einstiegsfilm für die ganz Kleinen, deren ältere Begleiter wehmütig in irrealer Unschuld schwelgen dürfen.
 

Janosch - Komm, wir finden einen Schatz! (2012)

„Wenn meine Nase klingelt, dann heißt das, dass etwas Großartiges passiert.“ Das weiß Bär so gut wie Tiger und die Freunde, die mit den Zeichentrickhelden nach ihrem Kinodebüt letzten Jahres erneut auf die Suche gehen. Um eine solche dreht sich die kunterbunte Welt des Janosch-Klassikers, den Irina Probost mit ruhiger Hand zum Leben erweckt. Verschwunden ist dieses Mal nicht die Tigerente, deren Spur „Die Tigerentenbande“ in der gleichnamigen letzten Janosch-Verfilmung der Regisseurin und Produzentin verfolgten, sondern ein Teil der geheimnisvollen Karte, die in Bär und Tiger die Abenteuerlust weckt und den Entschluss: „Komm, wir finden einen Schatz!“

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