Jane´s Journey - Die Lebensreise der Jane Goodall

Eine Filmkritik von Lida Bach

Affenliebe

Jane Goodall ist eine faszinierende Frau, die vor fünfzig Jahren ihr Herz an Schimpansen verloren hat und mittlerweile als UN-Friedensbotschafterin durch die Welt reist, um anderen Menschen Hoffnung, ein gütiges Lächeln und neue Ideen zu schenken. Lorenz Knauer hat ein bewegendes Porträt einer charismatischen Frau gedreht, das an das Gute im Menschen glauben lässt.
Die Lebensreise der Jane Goodall beginnt vor mehr als 75 Jahren in Südengland, wo sie sich bereits als kleines Mädchen in den Kopf gesetzt hatte, Primatologin zu werden. Die Eltern hielten sie von diesem ungewöhnlichen Vorhaben nicht ab, und mit Mitte Zwanzig reiste sie das erste Mal in den Gombe National Park nach Tansania, der zu ihrer zweiten Heimat wurde. Ohne universitäre Ausbildung und ohne finanzielle Unterstützung suchte sie ihren Weg zwischen den Schimpansen, die sie fortan nicht mehr losließen. Damals zierte die bildhübsche Frau so manch ein Titelblatt, denn die männlich besetzte Wissenschaft tat sich anfangs schwer mit der Affenforscherin. Aber sie ließ sich durch die Anfeindungen nicht davon abbringen, ihre Verhaltensforschungen weiterzutreiben, schrieb ihre Promotion und fand auch immer wieder Menschen, die sie bei dieser Arbeit unterstützten, bis sie sich weltweit einen Namen gemacht hatte.

Goodall ist keine laute Frau, im Gegenteil, aber selbst Angelina Jolie oder Pierce Brosnan schildern Begegnungen mit und die Arbeit von ihr fast ehrfürchtig. Die Wälder und die Schimpansen scheinen Goodall eine unverwüstliche Selbstsicherheit und eine charismatische Ausstrahlung verliehen zu haben. Wenn man bedenkt, dass sie ein Großteil ihres Lebens damit zugebracht hat, monatelang in der Wildnis Schimpansen zu beobachten, ist man erstaunt, wie souverän sie heutzutage auf einem Podium vor tausenden von Menschen spricht, und diese in den Bann zieht. Die Tätigkeit als Aktivistin hat ihre Feldstudien im Nationalpark fast verdrängt, und sie ist an dreihundert Tagen im Jahr weltweit unterwegs, um die Menschen wachzurütteln. Sie stellt dabei ihr vor zwanzig Jahren gegründetes Projekt Roots & Shoots vor, das mittlerweile aus 10.000 Gruppen in 120 Ländern besteht, und in dem Kinder sich mit Natur- und Umweltschutz beschäftigen. Seit 2002 ist sie zudem auch noch als UN-Friedensbotschafterin unterwegs, und man fragt sich, woher die 76-Jährige ihre Energie hat. Bei all diesen positiven Eigenschaften zeigt der Film aber auch, dass selbst eine Jane Goodall ihre Schwachstellen hat. Ihr Sohn, 1966 quasi inmitten von Schimpansen geboren, übte lange Zeit Kritik an seiner Mutter, da ihr die Affen wichtiger schienen, als die Menschen. Auch andere Beziehungen litten unter der Arbeitswut der Frau, die allerdings durch die Weisheit des Alters aufgearbeitet zu sein scheinen.

Lorenz Knauer hat für Jane’s Journey — Die Lebensreise der Jane Goodall die Britin zwei Jahre lang bei ihrem abenteuerlichen Leben mit der Kamera begleitet, und zeigt sie ebenso bei ihrem politischen Engagement wie in ihren wenigen stillen Momenten, wenn sie einen Whisky genießt oder mit ihrer Schwester zusammen ist. Ergänzt werden diese Bilder durch Archivmaterial, das Goodall in ihrer ruhigen aber treffenden Art kommentiert. Beispielsweise wenn sie eine Szene, die sie mit misstrauischen Schimpansen zeigt, erklärt: „Schimpansen sind sehr konservativ – einen weißen Affen haben sie noch nie gesehen …“. Der Regisseur schildert den unbeirrbaren Weg einer Frau, die viel zu sagen hat, und die die Welt verändern will. Goodall ist sich dabei des fast aussichtslosen Unterfangens sehr wohl bewusst, verliert aber – ähnlich wie Mahatma Ghandi, mit der sie oft verglichen wird – nie die Geduld oder die Hoffnung. Mit dieser Geisteshaltung wird sie sich hoffentlich noch sehr lange für die Belange des Tier- und Umweltschutzes einsetzen. An Rente denkt die unermüdliche Frau sowieso nicht: „Ich kann erst in den Ruhestand gehen, wenn die Welt gerettet ist.“

(Silvy Pommerenke)
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„Jeder kennt die Redewendung, wir hätten die Welt nicht von unseren Eltern geerbt, sondern geborgt von unseren Kindern.“, Fast zornig wirkt Jane Goodall, als sie dies zu Filmbeginn sagt. „Wir haben nichts geborgt. Wir haben gestohlen.“ Die Forscherin und Umweltaktivistin findet angemessen drastische Worte für den Umgang der Menschen mit der Natur in Lorenz Knauers wunderbarem Dokumentarfilm. “Wir stehlen noch immer und wir müssen etwas dagegen tun.“

1934 wurde Valerie Jane Goodall in London in materiell beschränkten Verhältnisse geboren. Nicht einmal ein Fahrrad konnten ihre Eltern ihr kaufen. Doch auch ohne Rad brachte sie es so weit wie kaum ein Altersgenosse: nach Afrika, einen Kontinent, der damals auf der Landkarte noch immer von weißen Flecken markiert war. Diese Reise der Jane Goodall steht am Beginn der biografischer Reportage Jane´s Journey, welche den Lebensweg der Verhaltensforscherin und Umweltaktivistin nachzeichnet.

Beinahe so alt wie Jane Goodall selbst ist der erste Affe, um den sie sich kümmerte. Ganz kahl ist „Jubilee“ vom vielen Streicheln, als die weltberühmte Forscherin den Stoffaffen in die Kamera hält. Ihr Vater schenkte ihr das Tier in ihrer Kindheit. Sprichwörtlich in die Wiege gelegt wurde Goodall die atemberaubende Laufbahn als Primaten-Forscherin und Umweltaktivistin allerdings nicht. Die widrigen Umstände, gegen die sie sich den Weg zum Ort ihrer Wünsche, nach Afrika, durchkämpfen musste, machen Goodalls Errungenschaften umso bewundernswerter. Ohne finanzielle Mittel und wissenschaftliche Ausbildung kam sie mit 23 Jahren nach auf den fremden Kontinent. „Kein Diplom, nichts.“, schildert sie im Interview ihre Ausgangssituation: „Nur ein Stift, ein Notizbuch und Leidenschaft.“ Diese Leidenschaft klingt aus jedem ihrer Sätze und man spürt, dass sie heute noch genauso für ihre Berufung entflammt ist wie am ersten Tag. Ein Freund, ein Zauberkünstler, der seinen Beruf trotz Blindheit ausübt, vergleicht ihre Motivation mit einer Flamme, die unweigerlich auf den Zuhörer übergeht. „Die Motivation färbt ab.“, sagt Goodall lächelnd über ein Affenmaskottchen, das ihr zaubernder Freund ihr geschenkt hat. Für Knauers Reportage gilt das leider nicht durchgehend. Spricht Goodall, springt der Funke über, sonst fallen mitunter auch belanglose Sätze.

Die Kommentare von Hollywoodstars wie Angelina Jolie und Pierce Brosnan klingen so hohl wie ein kitschiger, wiederholt im Hintergrund gespielter Popsong, der fragt, ob alles Berufung war. Denn statt höherer Mächte verdankt Goodall ihr Lebenswerk vor allem ihrem eisernen Willen. Die Widerstände, gegen die sie ohne formelle Ausbildung, ohne Geld und zudem als Frau ankämpfen musste, finden nicht ausreichend Erwähnung. Die Natur inszeniert Jane´s Journey als allseits geachtetes, behütetes Idyll, dessen jüngste Generation von Beschützern nur auf ihren Einsatz warten. Doch der Kampf Goodalls, die 1991 das sich global für Menschenrechte und Umweltschutz einsetzende Hilfsprojekt „Roots & Shoots“ gründete, ist längst nicht gewonnen. Mit ihrem Geist, Humor und Temperament hält Goodall das Interesse an der Reportage wach. Nach dem spannenden Auftakt über ihre unwahrscheinliche Karriere und berührende, intime Gesprächsmomente über ihr Familienleben verläuft sich Jane´s Journey in pittoresken Naturaufnahmen und einer recht schleppend inszenierten Vortragsreise.

Oft werde sie für die Wissenschaftlerin Diane Fossey aus dem Spielfilm Gorillas im Nebel gehalten, berichtet Goodall in einer frühen Szene amüsiert. Dass sie lange vor Fossey als erste Frau in den 1960ern Langzeitstudien über Menschenaffen aufnahm, erwähnt sie nicht. Nur, dass sie ihr Gegenüber dann daran erinnere, dass die Forscherin aus dem Spielfilm ermordet wurde. Jane Goodall hingegen ist sehr lebendig. Dank Jane´s Journey werden nun hoffentlich mehr Menschen wissen, wen sie in ihr vor sich haben – eine außergewöhnliche Frau, deren energische Persönlichkeit das filmische Denkmal, das ihr der Film setzen wollte, bei weitem überragt.

Jane´s Journey - Die Lebensreise der Jane Goodall

Jane Goodall ist eine faszinierende Frau, die vor fünfzig Jahren ihr Herz an Schimpansen verloren hat und mittlerweile als UN-Friedensbotschafterin durch die Welt reist, um anderen Menschen Hoffnung, ein gütiges Lächeln und neue Ideen zu schenken. Lorenz Knauer hat ein bewegendes Porträt einer charismatischen Frau gedreht, das an das Gute im Menschen glauben lässt.
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Meinungen

Dirk Schneider · 15.02.2011

WEin bewegender un anstoßnder Film!
Wann kommt der Film endlch als DVD ??
Die Spielzeitin den wenigen Kinos war viel zu kurz, um dafür "mobil zu machen"