Jagdzeit - Den Walfängern auf der Spur

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Jagd auf die Jäger

Vor wenigen Tagen erst waren sie wieder in den Schlagzeilen: Anfang Januar 2010 war ein Schnellboot der Tierschutzorganisation „Sea Shepherd“ in der Antarktis von einem japanischen Walfänger gerammt, als es versucht hatte, die Jagd auf die Giganten der Meere zu verhindern. Von Menschen, die dies ebenfalls tun, erzählt auch Angela Graas’ Film Jagdzeit – Den Walfängern auf der Spur, der – angesichts des heiklen Themas erstaunlich genug – ohne Klischees und die zu erwartende Schwarzweißmalerei auskommt.
Nach dem Auftakt, bei dem die japanische Walfang-Flotte vor ihrem Aufbruch ins Südpolarmeer gezeigt wird, wo die Schiffe — angeblich zu Forschungszwecken – ihre Jagd beginnen, wendet sich der Film ausschließlich den Kontrahenten zu und verharrt auch in dieser Perspektive: Gemeinsam mit 37 Besatzungsmitgliedern begibt sich die Filmemacherin in Australien an Bord des Greenpeace-Schiffes „Esperanza“ und verfolgt das Leben an Bord während der quälenden Zeit des Wartens mit großer Sympathie und Neugier. Quasi im Vorübergehen entstehen so Porträts und Miniaturen der Besatzungsmitglieder, erhalten wir einen Einblick in ihr Denken und Fühlen und darüber, was sie dazu bewegt hat, an dieser Aktion teilzunehmen. Wir erfahren, wie belastend die lange Abwesenheit (neun Wochen wird diese Reise dauern) auf See sich auf die Beziehungen auswirken kann, hören von Ängsten, aber auch von ganz normalen Problemen des Zusammenlebens an Bord, was an Zwistigkeiten in WGs erinnert – wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, da menschelt es eben auch gehörig. Und nicht zuletzt sind da auch die Zweifel an dem Sinn von Aktionen wie diesen. Denn der Kampf um die Wale gleicht dem Wettlauf zwischen Hase und Igel, dem Kampf von David und Goliath.

Immer wenn die „Esperanza“ einen Walfänger geortet hat und sich zu dessen Position begibt, hat dieser längst das Abschlachten wieder eingestellt. Und kaum sind die Greenpeace-Aktivisten wieder verschwunden, geht das Töten für den Profit in der Walschutzzone des Südpolarmeeres wieder weiter. Außerdem arbeiten die Japaner mit allen Tricks, zwingen die „Esperanza“ zu aufwändigen Manövern und sinnlosen Kursen, um dafür zu sorgen, dass den Widersachern möglichst schnell der Sprit ausgeht – ein Kalkül, das am Ende der Reise leider aufgeht. Während die „Esperanza“ nach neun Wochen in den Heimathafen zurückkehren muss, können die Walfänger nun ungestört ihrem Treiben nachgehen. Es ist zum Heulen.

Gerade weil der Film aber die Umweltaktivisten nicht als notorische Gutmenschen, als ökologische Superhelden idealisiert, sondern wir ihnen im Verlauf der Reise nahe gekommen sind, sie als Menschen wie du und ich kennengelernt haben, bewegt der Film etwas und wirft beinahe zwangsläufig die Frage auf, warum man selbst eigentlich nicht an solchen Aktionen teilnimmt, warum man sich sich mehr engagiert – sei es bei Greenpeace oder anderswo. Die Frage muss jeder Zuschauer für sich selbst beantworten.

Jagdzeit - Den Walfängern auf der Spur

Vor wenigen Tagen erst waren sie wieder in den Schlagzeilen: Anfang Januar 2010 war ein Schnellboot der Tierschutzorganisation „Sea Shepherd“ in der Antarktis von einem japanischen Walfänger gerammt, als es versucht hatte, die Jagd auf die Giganten der Meere zu verhindern. Von Menschen, die dies ebenfalls tun, erzählt auch Angela Graas’ Film „Jagdzeit – Den Walfängern auf der Spur“, der – angesichts des heiklen Themas erstaunlich genug – ohne Klischees und die zu erwartende Schwarzweißmalerei auskommt.
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Meinungen

Antonietta · 11.01.2010

Die Japaner versuchen durch das Schlupfloch des sogenannten wissenschaftlichen Walfangs, ihre Fangaktionen vor der Welt zu rechtfertigen. Nach Abschluß der wissenschaftlichen Untersuchungen werden die getöteten Tiere jedoch in ihre Einzelteile zerlegt und verkauft. 30 - 40 Millionen Euro werden nach Aussage der japanischen Fischereibehörde jährlich durch den Verkauf der Wale erwirtschaftet. Rund 110.000 Euro bringt ein erwachsener Zwergwal auf dem Markt.