Jackpot

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Ein Wettgewinn für vier Verlierer

Ein Blutbad mit acht Leichen findet Kommissar Solør (Henrik Mestad) in einem Sex-Club in der Nähe der norwegisch-schwedischen Grenze vor. In dem Laden muss eine unglaubliche Schießerei stattgefunden haben, dessen ist er sich sicher. Dann entdeckt er wider Erwarten unter der Leiche einer dicken Stripperin noch einen Überlebenden: Oscar (Kyrre Hellum) ist ohnmächtig, wichtigster Zeuge und Hauptverdächtiger. Mit verwirrend-raffinierten Verhörmethoden entlockt ihm Solør schließlich auf dem Revier eine unglaubliche Geschichte voller Wendungen, die den gewieften Kommissar mehr als einmal zweifeln lässt.
Alles begann in einer Werkstatt für Weihnachtsbäume, in der abgesehen von Oskar nur Ex-Häftlinge arbeiten. Dort hat er sich von seinem alten Kindheitsfreund Thor (Mads Ousdal), dem aufbrausenden Billy (Arthur Berning) und dem beständig dümmlich grinsenden Dan (Andreas Cappelen) überreden lassen, zusammen einen Fußball-Wettschein abzugehen. Wider Erwarten gewinnt die Tippgemeinschaft mehrere Millionen Kronen und feiert den Gewinn in Oskars Wohnung. Als ihnen der Schnaps ausgeht, soll Oskar kurz über die Grenze nach Schweden und in dem Sex-Club Nachschub besorgen. Dummerweise schuldet Mitgewinner Thor dem Besitzer des Ladens und gefährlichem Verbrecher Lasse (Peter Andersson) aber noch Geld, das er nun zurückhaben will. Außerdem haben während Oscars Abwesenheit die drei Daheimgebliebenen beschlossen, dass sich die Summe besser durch drei als vier teilen ließe – und so stolpert Oscar durch eine blutige Geschichte, bei der offen bleibt, ob er nun der unschuldige Verlierer oder vielmehr ein kriminelles Genie ist.

Nach dem Erfolg von Headhunters kommt mit Jackpot die zweite norwegische Komödie in die Kinos, die von Jo Nesbø inspiriert wurde. Im Gegensatz zu Morten Tyldums raffinierter Komödie ist Jackpot aber konventioneller und weniger überraschend. Angesiedelt ist die Geschichte nicht in der Hochglanz-Welt des Kunst- und Personalwesens, sondern im Milieu von Gaunern, deshalb wird die Amoralität des Handelns der Charaktere auch niemals in Frage gestellt. Stattdessen bedient sich Regisseur Magnus Martens großzügig bei bekannten Genre-Versatzstücken – insbesondere bei Guy Ritchies Gaunerkomödien, Tarantinos Reservoir Dogs und in den besseren Szenen bei Dänische Delikatessen. Doch allzu oft weicht der dunkle, grimmige Humor dieser deutlich zu erkennenden Vorbildern bloßen Splatter-Szenen, so dass man vieles in diesem Film nicht nur kennt, sondern bereits besser gesehen hat.

Immerhin sind die wichtigen Figuren, die „arme Riddere“ – so der Originaltitel des Films –, anfangs herrlich naiv, zeigen aber schon bald ihre psychopathische Seite. Dabei überzeugen insbesondere Kyrre Hellum als scheinbar liebenswerter Verlierer, der unversehens in eine viel zu blutige Geschichte hineingeraten ist, und Henrik Mestad als skurriler Kommissar. Doch insgesamt legt Magnus Martens zu wenig Wert auf eine differenzierte Ausgestaltung seiner Charaktere. Statt Tiefe erhalten sie eine groteske Neurose oder Psychose, statt Einfühlungsvermögen setzt er auf schnelle Lacher. Dabei sorgen der typisch gallige norwegische Humor und der nicht-lineare Erzählstil zwar dafür, dass Jackpot unterhaltsam bleibt – insgesamt aber fehlt es dem Film an Originalität.

Jackpot

Ein Blutbad mit acht Leichen findet Kommissar Solør (Henrik Mestad) in einem Sex-Club in der Nähe der norwegisch-schwedischen Grenze vor. In dem Laden muss eine unglaubliche Schießerei stattgefunden haben, dessen ist er sich sicher. Dann entdeckt er wider Erwarten unter der Leiche einer dicken Stripperin noch einen Überlebenden: Oscar (Kyrre Hellum) ist ohnmächtig, wichtigster Zeuge und Hauptverdächtiger.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen