Inside Hollywood

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Interna aus der Traumfabrik

Ben wurde erst kürzlich zu den dreißig erfolgreichsten Filmproduzenten Hollywoods ernannt, fährt einen dicken Porsche Cayenne und macht alles zu Gold, was er anfasst. Fast zu schön, um wahr zu sein. Und weil das Leben eben auch so seine Tücken hat, hadert Ben mit einem renitenten Regisseur und einem durchgeknallten Leinwandstar, seine Fast-Ex-Frau entwickelt sich zum Psychodrama, und zu allem Unglück werden auch noch seine Haare an den Schläfen grau, und der Bauch ist auch nicht mehr so straff, wie früher.
Ben (Robert De Niro) nagt nervös an seiner Unterlippe, während er in der Preview seines neuesten Filmes „Fiercely“ sitzt. Noch vor Ende des Abspanns ist klar, dass der Film so nie in der Öffentlichkeit gezeigt werden darf, da der Regisseur Jeremy Brunell (Michael Wincott) seiner Leidenschaft für Splatter-Movies extrem nachgegangen ist. Aber nicht über den Tod des Schauspielers (Sean Penn) empören sich die Zuschauer, sondern die extrem blutige Erschießung eines Hundes ruft Tierschützer und zart besaitete Seelen auf die Barrikaden. Ben muss handeln, und er bekniet Jeremy eindringlich, dass er das Filmende umschreibt, da sonst finanzielle Einbußen zu befürchten und nicht zuletzt der Erfolg in Cannes gefährdet wäre. All zu schnell erklärt sich der mit einer begnadeten Bass-Stimme ausgestattete Choleriker Jeremy zur Änderung bereit, und Ben ist seine erste große Sorge los. Aber schon taucht am Horizont das nächste Problem in Form von Bruce Willis (Bruce Willis) auf, der wütend und jähzornig das Filmset verwüstet, weil von ihm gefordert wird, dass er seinen lange Jahre liebevoll gezüchteten Bart abrasieren soll (in der Tat eine berechtigte Forderung, denn der gute alte Bruce Willis ist in diesem zugewachsenen Stadium kaum wiederzuerkennen). Mit Engelszungen redet Ben auf Bruce ein, kann ihn aber (noch) nicht von der Rasur überzeugen. Und weiter geht es mit hysterischen, psychologischen und exzentrischen menschlichen Absonderlichkeiten im Dunstkreis Hollywoods: Bens Fast-Ex-Frau Kelly (Robin Wright Penn) schleppt ihn allwöchentlich zur Psychotherapie, damit die beiden im Guten auseinandergehen können, aber Ben wird das Gefühl nicht los, dass sie sich damit lediglich den Weg für eine Liaison mit seinem Kumpel Scott (Stanley Tucci) bahnen will. Auch Dick (John Turturro), der Agent von Bruce Willis, entpuppt sich als hypochondrischer Spinner, der Bens letzte Nerven raubt. Wenigstens ist der Auftritt in Cannes gerettet, denn Jeremy hat ja das Ende seines Filmes tierschützerkompatibel aufbereitet – oder etwa nicht?

Was als wirklich bissige Komödie hätte umgesetzt werden können, verbleibt leider auf nur mäßigem humoristischem Niveau. Die literarische Vorlage als auch das Drehbuch zu Inside Hollywood schrieb Art Linson, der darin seine persönlichen Erfahrungen der Traumfabrik verarbeitete. Robert de Niro war vom Drehbuch sofort begeistert und auch den Regisseur Barry Levinson zu überzeugen, war nicht schwer. Aber vielleicht hätte ein europäischer Regisseur durch den zwangsläufigen Außenblick eine differenziertere Arbeit geleistet, denn so hat man das Gefühl, dass zwar alles irgendwie angerissen wird, aber die Substanz, das wirklich Kritische und Entlarvende fehlen bei Inside Hollywood. Gerade so, als wollte Barry Levinson sich bei seinen Kollegen nicht unbeliebt machen, was ein wenig erstaunt, denn mit Filmen wie Rain Man oder Good Morning, Vietnam hat er sich wesentlich brisanterer Themen angenommen und sie deutlich geschickter umgesetzt.

Zwar wartet auch Inside Hollywood mit einigen kleinen filmischen Raffinessen auf, beispielsweise die Autofahrten Bens, die einem Vakuum von Zeit und Raum gleichkommen. Diese Fahrten sind im Zeitraffertempo wie ein MTV-Clip dargestellt und werden mit dem (fiktiven) Soundtrack des cineastischen Streitobjektes „Fiercely“ untermalt. Aber wirklich neu und aufregend ist auch das nicht. Alles in allem fällt die vermeintliche Innenschau von Hollywood sehr dürftig aus, dafür hätten noch skurrilere Figuren, Handlungen und Szenen eingebaut und brisantere Interna ausgeplaudert werden müssen. Aber wer weiß, vielleicht ist das alles ganz bewusst so eingefädelt worden, denn ebenso wenig, wie man dem Film ansieht, dass er eine Independent-Produktion ist, könnte es ja auch sein, dass man dem Film die Entlarvung Hollywoods nicht ansieht.

Inside Hollywood

Ben wurde erst kürzlich zu den dreißig erfolgreichsten Filmproduzenten Hollywoods ernannt, fährt einen dicken Porsche Cayenne und macht alles zu Gold, was er anfasst. Fast zu schön, um wahr zu sein.
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Meinungen

John · 06.09.2009

Krasse Besetzung!