Ich - Einfach Unverbesserlich 3

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Zu viel Stückwerk

Wohin geht die Reise? Folgen die Macher der Marschrichtung aus Ich – Einfach unverbesserlich 2 und Minions? Oder besinnen sie sich auf die Qualitäten, mit denen sie 2010 einen clever-ergreifenden Animationshit landen konnten? Die gewitzte Schurkenparodie Ich – Einfach unverbesserlich eroberte damals die Herzen unzähliger Kinogänger und bewies, dass im Bereich der bunten Bilder nach wie vor originelle und tiefsinnige Geschichten möglich sind. Die nach starken Einnahmen unvermeidliche Fortsetzung verlor diese Erkenntnis jedoch schon ein wenig aus den Augen und wurde 2015 um ein allenfalls mittelprächtiges Spin-off ergänzt, in dem sich die kleinen gelben Sidekicks über 90 Minuten austoben durften. Ich – Einfach unverbesserlich 3, das neue Abenteuer des früheren Meisterdiebs Gru (Originalstimme: Steve Carell/deutsche Stimme: Oliver Rohrbeck), folgt leider den Mustern der beiden vorangegangenen Filme, anstatt sich mehr am Ursprungswerk zu orientieren.
Auch nach der Hochzeit zwischen Gru und Lucy (Kristen Wiig/Martina Hill) kehrt keine echte Ruhe in ihr Leben ein. Als dem früheren Superschurken bei einem hochbrisanten Einsatz der durchtriebene Balthazar Bratt (Trey Parker/Joko Winterscheidt) entwischen kann, verlieren er und seine Frau ihre Anstellungen bei der Anti-Schurken-Liga und stehen plötzlich vor der Frage, was sie in Zukunft tun sollen. Mit der Entlassung reißen die Probleme allerdings noch lange nicht ab. Da sie frustriert sind, dass Gru nicht wieder böse werden will, rebellieren die wuseligen Minions gegen ihren Anführer und lassen ihn schließlich im Stich. Einzig zwei kleine Helferlein, die beim Aufstand nicht zugegen waren, bleiben weiter an seiner Seite. Mitten in das Chaos platzt außerdem eine schier unglaubliche Nachricht: Gru hat einen bislang unbekannten Zwillingsbruder namens Dru (ebenfalls Carell/Rohrbeck), den der frühere Bösewicht kurzerhand mit Lucy und seinen Adoptivkindern Margo (Miranda Cosgrove/Friedel Morgenstern), Edith (Dana Gaier/Zalina Sanchez Decke) und Agnes (Nev Scharrel/Hannah Kunze) besucht. Unterdessen bringt Balthazar Bratt einen teuflischen Zerstörungsplan ins Rollen.

Nachdem der erste Film den anfangs verabscheuungswürdigen Gru langsam in die Vaterrolle wachsen ließ und er im Sequel die Annehmlichkeiten der Liebe kennenlernte, befasst sich auch der dritte Teil mit den Themen ‚Familie‘ und ‚Beziehungen‘. Die Erkenntnis, dass er einen Bruder hat, stimmt den gefeuerten Agenten glücklich, stürzt ihn aber zugleich in eine kleine Identitätskrise. Dru hat im Gegensatz zu Gru nicht nur volles Haar, sondern lebt zudem ein scheinbar unbeschwertes Luxusleben. Hinter der glänzenden Fassade lauert allerdings ein verunsicherter Mann, der so gerne in die früheren Fußstapfen seines Zwillings treten und endlich waghalsige Raubzüge in Angriff nehmen würde. Das Verhältnis der ungleichen Geschwister ist durchaus reizvoll, wird vom Drehbuch aber nur oberflächlich ausgeleuchtet.

Grund dafür sind nicht zuletzt die anderen Handlungsstränge, die Pierre Coffin, Kyle Balda und der als Koregisseur genannte Eric Guillon entfalten. Lucy ist bemüht, ihre Mutterrolle anzunehmen. Agnes sucht begeistert nach einem Einhorn. Und die Minions landen kurz nach ihrem Aufstand im Gefängnis. Randgeschichten, die sich nicht in einen Gesamtzusammenhang fügen wollen, sondern eher nebeneinander existieren, was zur Folge hat, dass die emotionalen Beats – anders als noch im berührenden ersten Teil – schnell verpuffen. Zweifelsohne ist die kleine Agnes noch immer zuckersüß und in der Lage, einer Szene ihren Stempel aufzudrücken. Der besondere Charme und die Wärme, die Ich – Einfach unverbesserlich ausstrahlte, finden sich hier aber nur noch in kleinen Dosen wieder.

Greifbar wird die recht willkürliche Erzählführung auch am Beispiel des Gegenspielers, der nach dem spektakulär-rasanten Auftaktkampf gegen Gru lange Zeit losgelöst von anderen Plot-Fäden in einem eigenen Film zu agieren scheint. Unverständlich ist die fehlende Bindung an die Hauptfigur vor allem deshalb, weil es sich bei Balthazar Bratt um einen hochinteressanten, urkomischen Antagonisten handelt. Dass er mit seiner Vokuhila-Frisur, seinen kunterbunten Outfits und seinem Musikgeschmack wie eine Reinkarnation der 1980er Jahre anmutet, hat seinen guten Grund. Immerhin feierte er in dieser Dekade als Kinderfernsehstar große Erfolge, die mit Beginn der Pubertät allerdings ein jähes Ende fanden. Seinen Absturz hat er nicht verkraftet, weshalb der exzentrische und ständig tänzelnde Bösewicht nun zum großen Racheakt ausholen will. Schade nur, dass es mit Gru dabei lediglich am Anfang und am Ende Berührungspunkte gibt.

Wie schon die Vorgänger legt Ich – Einfach unverbesserlich 3 ein ordentliches Tempo an den Tag. Quirlige Actionszenen und Slapstick-Momente bestimmen einen Großteil der Handlung und dürften gerade beim jungen Publikum für gute Laune sorgen. Unverkennbar ist aber auch, dass sich die Missgeschick- und Prügeleinlagen der Minions immer öfter abnutzen und in manchen Fällen nicht mehr lustig sind. Negativ ins Auge stechen vor allem die unmotivierten gewaltsamen Streiche, die Drus bemitleidenswerter Butler Fritz (Steve Coogan/Marco Rima) über sich ergehen lassen muss. An die Lachmuskeln der Erwachsenen richten sich diverse Anspielungen und Filmzitate und natürlich die vielen nostalgischen 1980er-Jahre-Reminiszenzen. Auch wenn einige Einfälle wirklich schön sind, setzt sich am Ende der Eindruck fest, einen Film gesehen zu haben, der in erster Linie auf schnelle, eher plumpe Witze abzielt – und damit die Vorzüge des ersten Teils verleugnet.

Ich - Einfach Unverbesserlich 3

Wohin geht die Reise? Folgen die Macher der Marschrichtung aus „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ und „Minions“? Oder besinnen sie sich auf die Qualitäten, mit denen sie 2010 einen clever-ergreifenden Animationshit landen konnten? Die gewitzte Schurkenparodie „Ich – Einfach unverbesserlich“ eroberte damals die Herzen unzähliger Kinogänger und bewies, dass im Bereich der bunten Bilder nach wie vor originelle und tiefsinnige Geschichten möglich sind.
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Meinungen

freeatacker 007007 · 09.08.2017

Ich finde den Film gut und würde ihn mir auch nochmal ansehen

Steffen · 05.08.2017

Der Film ist cool

Flo · 16.07.2017

Ich fand den Film ganz gut aber er reicht natürlich nicht die Klasse von Teil 2 aber er ist trotzdem gut anzuschauen :)