Ice Age - Kollision voraus!

Eine Filmkritik von Anna Wollner

Am Anfang war die Nuss.

„Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten.“ Spätestens seit der Degradierung von Pluto gilt dieser charmante Merksatz für die Planetenreihenfolge unseres Sonnensystems eh nicht mehr. Ice Age 5 – Kollision voraus lässt ihn ebenfalls beinahe hinfällig werden. Denn wer an den Urknall oder ähnliches glaubt, wird hier in einem furiosen Auftakt eines Besseren belehrt: Am Anfang war einfach nur die Nuss. Die Nuss und ein gieriges, tollpatschiges Rattenhörnchen im ewigen Eis, das durch eine unbedachte Bewegung ein Raumschiff freilegt und – in fabelhafter Anspielung auf 2001: Odyssee im Weltraum und Gravity – durch Raum und Zeit fliegt, wie beim Billardspielen ein paar Planeten durcheinander und auf die richtige Bahn bringt, dabei aber versehentlich auch einen Meteoritenschauer lostritt, der mit Überschallgeschwindigkeit auf die Erde zu rast.
So weit, so gut – soweit eine gute Idee und der Auftakt von Ice Age 5 – Kollision voraus. Nach den finanziellen Erfolgen von Teil eins bis vier war die Fortsetzung nur eine Frage der Zeit. Eine Fortsetzung, in der Scrat und die Nuss wieder einmal nur zum Sidekick degradiert werden, denn mit so viel konspirativem Charme kann kein Mega-Blockbuster zum fünften Mal in den Ring geschickt werden. Hier geht es eben wieder einmal um die Eiszeittiere auf der Erde. Um das Faultier Sid, das Mammut Manny und Säbelzahntiger Diego. Nach den vielen Abenteuern der vorigen Teile ist bei den sprechenden Tieren der Alltag eingekehrt. Sid träumt von der großen Liebe, Manny hadert mit seinem neuen Schwiegersohn und Diego mit der Familienplanung. Der von Scrat losgetretene Meteoritenschauer ist eine willkommene Abwechslung, denn die Weltrettung war bisher immer die Stärke der Urzeit-Tiere.

Doch dieses Abenteuer wird zur großen Schwäche des Films. Unter der strengen Feder von Wiesel Buck, eingeführt in Ice Age – Die Dinosaurier sind los und mit einem kleinen Cameo bedacht in Ice Age – Voll verschroben, machen sich die Tiere auf den Weg, den Meteoriten zu zerstören. Das bedeutet, dass ein paar Eiszeittiere durch eine malerische 3D-CGI-Kulisse von links nach rechts laufen, verfolgt von einer halben Handvoll Flugsaurier und einen speienden Vulkan fest im Auge. Das reicht nur leider bei weitem nicht für einen abendfüllenden Spielfilm. Selbst wenn die Animation passt. Sid und Co. sind zwar ein paar Jahre älter, aber kein bisschen weiser geworden, verkommen zum klischeehaften Abziehbild ihrer selbst und vor allem Sid schwankt zwischen Nuschel- und kindgerechten Fäkalwitzen.

Nun schreiben sich fast alle Animationsfilme mit einem gewissen Budget den Zeitgeist und Querverweise auf die Fahne. Bei Ice Age 5 – Kollision voraus gibt es zahlreiche Anspielungen auf die modernen Kommunikationsmittel unserer Zeit – eingebettet in die Eiszeit wird das fast schon wieder unfreiwillig komisch. Da wird gefacebookt und getindert, was die Tierwelt hergibt. Die popkulturellen Anspielungen werden aber eher mit der Steinzeitkeule eingetrichtert und nicht so subtil eingebunden wie bei den Kollegen von Pixar und Co.

Ice Age 5 – Kollision voraus ist der beste Beweis dafür, wie man eine famose Kurzfilm-Idee auf ein fünfteiliges Film-Franchise aufblasen kann. Der Film besticht durch viele kleine Ideen, die für den Moment zünden, aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihm eigentlich jeder dramaturgische Unterbau fehlt. Die Macher folgten wohl dem Motto „Lieber 100mal geschmunzelt, als gar nicht gelacht“. Glaubt man den Gerüchten, ist Teil sechs schon in Planung. Vielleicht bekommt Scratch dann endlich seine langersehnte Nuss. Es wäre ihm zu wünschen.

Ice Age - Kollision voraus!

„Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten.“ Spätestens seit der Degradierung von Pluto gilt dieser charmante Merksatz für die Planetenreihenfolge unseres Sonnensystems eh nicht mehr. Ice Age 5 – Kollision voraus lässt ihn ebenfalls beinahe hinfällig werden. Denn wer an den Urknall oder ähnliches glaubt, wird hier in einem furiosen Auftakt eines Besseren belehrt: Am Anfang war einfach nur die Nuss.
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