I Phone You

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Liebe in Zeiten der Globalisierung

Was erlebt eine junge Chinesin in Berlin, wenn sie ohne Pass, ohne Geld und ohne Deutschkenntnisse dort strandet? Richtig: Sie lernt eine Menge merkwürdiger Typen kennen und schlägt sich mehr schlecht als recht durch den Dschungel einer globalisierten Welt. Die chinesische Regisseurin Dan Tang und ihr deutscher Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase haben daraus eine beschwingte Sommerkomödie mit treffsicheren Dialogen gemacht.
Die Chinesin Ling (Jiang Yiyan) ist Mitte 20 und arbeitet im Blumengeschäft ihrer Familie in der Millionenstadt Chongqing. Sie stammt also aus bescheidenen Verhältnissen. Auf ganz anderem Fuß lebt dagegen der Geschäftsmann Yu (Wu Da Wei), mit dem sich Ling auf ein Abenteuer eingelassen hat. Als sie im Bett des Chongqinger Luxushotels erwacht, ist Yu zwar längst weg. Aber der Liebhaber lässt noch einmal von sich hören. Er schenkt der Bettgenossin aus der Ferne ein schickes Mobiltelefon, mit dem er Kontakt halten will.

Denn der reiche Manager lebt und arbeitet in Berlin. Wenn er ab und zu die chinesische Heimat besucht, käme ihm eine regelmäßige Abwechslung vom eingefahrenen Eheleben sehr entgegen. Aber Ling versteht die Videobotschaften auf dem Smartphone falsch. Sie reist nach Berlin, wo sich Familienvater Yu auf keinen Fall kompromittieren lassen will. Also schickt er seinen deutschen Chauffeur und Leibwächter Marco (Florian Lukas) vor. Der soll die junge Frau abwimmeln und nach kurzem Sightseeing ins nächste Flugzeug nach Chongqing setzen. Das führt natürlich zu einem Versteckspiel durch die ganze Stadt. Denn so leicht lässt sich die vielleicht naive, aber willenstarke Ling nicht abservieren.

I Phone You ist eine gut gelaunte Liebeskomödie, die mit bekannten Mustern arbeitet, etwa dem, dass die verrückt spielenden Hormone oft dem Falschen nachjagen. Der dritte lange Spielfilm der in China und Deutschland ausgebildeten Regisseurin Dan Tang ist aber auch eine fein gezeichnete Humoreske über die kleinen Missgeschicke eines multikulturellen Alltags. Da reden die Leute türkisch und polnisch, englisch und deutsch – und das in allen denkbaren Kombinationen. „Ich habe nichts von dem verstanden was du gesagt hast, aber es hat mir gefallen“, sagt Marco einmal zu Yu. Besser könnte man die Art, wie in diesem Film kommuniziert wird, nicht zusammenfassen: ein charmantes Nebeneinander von Verstehen und Missverstehen, eine Mixtur aus Wörtern und Körpersprache, die am Ende fürs Überleben reicht.

Es ist diese Hommage an den Instinkt und das Stehaufvermögen der kleinen Leute, das die Drehbücher von Wolfgang Kohlhaase so verzaubert. Schon in Solo Sunny (1980) von Konrad Wolf hat der mittlerweile 80-Jährige, der dieses Jahr die „Ehren-Lola“ des Deutschen Filmpreises für sein Lebenswerk erhielt, eine junge Frau porträtiert, die niemals aufzugeben scheint. Aus demselben Holz ist die Figur der Ling geschnitzt. Und wieder zählen die lakonisch-gewitzten Dialoge zu den Highlights des Films — wie etwa auch bei Sommer vorm Balkon oder Whisky mit Wodka (beide von Andreas Dresen).

Kein Highlight ist dagegen die unverhohlene Produktverherrlichung der wohl bekanntesten Smartphone-Marke, die schon im Filmtitel zum Ausdruck kommt. Eigentlich hat die Kultfirma so etwas nicht nötig. Und im Abspann heißt es denn auch, dass der Film nicht von Apple unterstützt worden sei. Der Hinweis kommt der Firma aber doppelt und dreifach zugute, hat sie doch Werbegelder gespart und steht mit weißer Weste da. Trotzdem: Der guten Laune, die der Film macht, sollte das keinen Abbruch tun.

I Phone You

Was erlebt eine junge Chinesin in Berlin, wenn sie ohne Pass, ohne Geld und ohne Deutschkenntnisse dort strandet? Richtig: Sie lernt eine Menge merkwürdiger Typen kennen und schlägt sich mehr schlecht als recht durch den Dschungel einer globalisierten Welt.
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Meinungen

eromanski · 20.01.2012

Klasse Film!! Volle Punktzahl. Selten so amüsiert

Sven Dietrich · 09.05.2011

Super Trailer der Lust auf Kino macht, freue mich auf den Film.

iphone · 03.05.2011

war gestern in der sneak preview und es war ne absolute enttäuschung! bitte nicht nochmal so ein mist!!!

Stupsi · 29.04.2011

Sehr schöner lustiger Film. Für mich als Berlinerin gleich doppelt so lustig. Die Titelmusik ist auch ein Ohrwurm.

6 Sterne für diesen Film.