Happy New Year

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Entschuldigung sagen und einen Neuanfang wagen: Vorsätze für ein "Happy New Year"

Nur wenige Tage im Jahreskalender eignen sich besser für Kino-Botschaften von Liebe und Hoffnung als die Silvesternacht, und für einen Multiplotfilm mit hochkarätiger Starbesetzung. Nachdem die Vorweihnachtszeit mit Tatsächlich… Liebe und der ‚Tag der Liebenden’ mit Valentinstag schon besetzt sind, haben sich Garry Marshall und sein Team dieses Mal den Jahreswechsel ausgesucht, um über Neuanfänge, zweite Chancen und natürlich Liebe zu sinnieren. Happy New Year erzählt zehn Handlungen, die mehr oder weniger lose miteinander verwoben sind und ihr jeweiliges happy ending um Mitternacht oder kurz danach finden.
Dabei wird ausführlich dargestellt, was die Silvesternacht für die verschiedenen Figuren bedeutet. Randy (Ashton Kutcher) beispielsweise hasst das Theater, das jeder um diesen Abend macht, reißt jegliche Neujahrsdekoration von den Wänden und verschanzt sich im Schlafanzug in seiner Wohnung. Für seine Nachbarin Elise (Lea Michele) hingegen, bietet die Silvesterparty am Times Square eine einzigartige Chance, ihre Karriere als Sängerin voranzutreiben, und für die 15-jährige Hailey (Abigail Breslin) die Hoffnung auf einen ersten Kuss von Seth (Jake T. Austin). Fast-Vater Griffin Byrne (Seth Meyers) nimmt den Wettlauf um das erste Baby des Jahres 2012 und um 25.000 Dollar gegen das Ehepaar Schwab (Sarah Paulson und Til Schweiger) auf und erprobt zusammen mit seiner Frau (Jessica Biel) alle Arten von wehenfördernden Mittelchen. Und Ingrid (Michelle Pfeiffer) kündigt an Silvester ihren Job als Chefsekretärin, schreibt sich eine Liste an Vorsätzen und begibt sich zusammen mit Paul (Zac Efron) durch New York, um besagte Liste trickreich abzuarbeiten.

Ingrid ist sicherlich ein Extrembeispiel, doch geht es den meisten Silvesterfeiernden wirklich vor allem darum, sich vergangene Fehler einzugestehen und einen Neuanfang zu wagen: Entschuldigung zu sagen, endlich einmal auf sein Herz zu hören oder zu verzeihen. Rockstar Jensen (Jon Bon Jovi) singt nicht umsonst „Have a little faith in me“, ein Ausruf, der seiner Ex-Freundin Laura (Katherine Heigl) gilt. Und sowohl Claire Morgan (Hilary Swank) als auch Sam (Josh Duhamel) nutzen ihre öffentlichen Neujahrsansprachen dazu, über ihre Vergangenheit und die Hoffnung auf das Neue Jahr zu sprechen.

Der Film verknüpft die Geschichten – wie üblich in mehrsträngig erzählten Filmen – vor allem über Handlungsort und Zeit und weniger über die Figurenkonstellation. So trifft sich der Großteil der Figuren um Mitternacht entweder auf dem Times Square oder auf der Promi-Party der Plattenfirma Ahern Records. Darüber hinaus dienen – ebenfalls ein geläufiges Accessoire in Multiplotfilmen – TV-Geräte und Bildschirme dazu, eine Verbindung zwischen den verschiedenen Handlungssträngen herzustellen. Besonders auffällig sind die drei ‚live‘ gesungenen Songs, die den musikalischen Hintergrund für Montagesequenzen bilden, welche das Zusammenspiel der Handlungen harmonisch miteinander verweben.

Dennoch fehlt dem Film die Raffinesse der Klassiker mehrsträngigen Erzählens, beispielsweise Short Cuts von Robert Altman oder Magnolia von Paul Thomas Anderson, mit der diese das Netz der Geschichten spinnen. Die Handlungsstränge sind mal mehr, mal weniger deutlich miteinander verknüpft, mal befinden sich die Figuren einfach nur im selben Krankenhaus oder arbeiten bei derselben Firma. Die Geschichte um Krankenschwester Aimee (Halle Berry) beginnt eigentlich erst in den letzten Minuten des Films, während auch die Episoden um Claire und Sam nur angedeutet werden. Die Handlung um die beiden Schwangeren steht ferner in keiner Beziehung zu den anderen, sondern lässt allenfalls eine thematische Verknüpfung zu, wenn in einer Nacht (neues) Leben und Tod so nah beieinander geschehen.

Darüber hinaus wird das Über-Thema Liebe einfach zu häufig erläutert und nicht nur in Figurenhandeln und Dialog deutlich, sondern in vereinzelten Erzählerkommentaren und den festlichen Ansprachen bemüht, so als würde man es allein aus den Handlungen nicht herauslesen können. Alles in allem stellt Happy New Year jedoch ein Feel-Good-Movie dar, wie man ihn sich zu den Feiertagen wünscht. Und so wird der Film vermutlich nicht nur zwischen den Jahren 2011 und 2012 in den Kinos laufen, sondern auch in den Folgejahren zum festen Repertoire des weihnachtlichen Fernsehprogramms gehören.

Happy New Year

Nur wenige Tage im Jahreskalender eignen sich besser für Kino-Botschaften von Liebe und Hoffnung als die Silvesternacht, und für einen Multiplotfilm mit hochkarätiger Starbesetzung.

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